Volkswagen

Blume gibt Marschroute vor

Mit einem Zehn-Punkte-Plan geht der neue Vorstandschef Oliver Blume den weiteren Kurs von Volkswagen an. Am ersten Amtstag des Nachfolgers von Herbert Diess ging es für die VW-Aktie abwärts.

Blume gibt Marschroute vor

ste Hamburg

Der neue Volkswagen-Vorstandsvorsitzende Oliver Blume hat zum Auftakt auf dem Chefposten beim Wolfsburger Mehrmarkenunternehmen eine erste Marschroute vorgegeben. Der 54-Jährige, der VW in Personalunion mit dem Börsenkandidaten Porsche führt, kündigte für den weiteren Umbau von Europas größtem Fahrzeughersteller zum softwareorientierten Mobilitätsdienstleister einen Zehn-Punkte-Plan an. Dieser sei abgeleitet von den großen Baustellen des Konzerns.

Wie VW aus Auszügen der Rede Blumes bei einer Management-Konferenz in Lissabon mitteilte, stehen demnach die finanzielle Solidität des Konzerns, die Weiterentwicklung der Produkte, Software und Technologien, Regionen wie China und Nordamerika sowie Nachhaltigkeit und der Kapitalmarkt im Mittelpunkt. Der gebürtige Braunschweiger, der seit 28 Jahren für den VW-Konzern arbeitet, in vier Marken aktiv war und sich als CEO künftig um Strategie, Qualität, Design und die Software-Tochter Cariad kümmern soll, bekannte sich zur Ausrichtung auf Elektromobilität. „Ich bin ein Fan der E-Mobilität und stehe zu diesem Weg auch durch meine Arbeit bei Porsche.“ VW werde das bisherige Tempo beim Umstieg auf die neue Antriebstechnologie beibehalten und, wo möglich, erhöhen.

Zuletzt hatte Blume, der seit 2015 an der Spitze des Sportwagenbauers steht, mit Blick auf den weltweit großen Bestand an Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren erklärt, der Hochlauf der E-Mobilität erfolge nicht schnell genug, um die Pariser Klimaziele zu erreichen, und hatte E-Fuels als sinnvolle Ergänzung be­fürwortet. Synthetische Kraftstoffe, hergestellt mit grüner Energie, er­laubten einen potenziell nahezu CO2-neutralen Betrieb von Ottomotoren.

Seinen Vorgänger Herbert Diess, der nach knapp viereinhalb Jahren an der Konzernspitze abtrat, würdigte der neue VW-Chef. Der Vorstand um Diess habe strategisch und technologisch einen sehr guten Job gemacht und die richtigen Weichen gestellt. „Jetzt müssen wir liefern“, so Blume. Der Dax-Konzern machte am Donnerstag eine Verschlankung des Konzernvorstands offiziell. Der Aufsichtsrat beschloss die zuvor bereits kolportierte Verkleinerung des Vorstands um drei auf neun Positionen. Zum Führungsteam um Blume gehören Finanzvorstand Arno Antlitz, Personal- und Truck-Vorstand Gunnar Kilian, Chefjurist Manfred Döss, Thomas Schäfer, der die Markengruppe Volumen mit VW, Škoda und Seat leitet, sowie Markus Duesmann, der die Premiumgruppe mit Audi, Lamborghini, Bentley und dem Motorradhersteller Ducati führt. Zur obersten Führungsebene zählen auch China-Chef Ralf Brandstätter, Technik-Vorstand Thomas Schmall und IT-Chefin Hauke Stars.

Blume gab auf der Management-Konferenz weiter zu verstehen, dass er den Konzern auf Basis der fünf Prinzipien Marken, Produkte, Menschen, Unternehmertum und Nachhaltigkeit führen wolle. Alle müssten miteinander verknüpft werden. Dabei stünden für ihn „Teamwork, Fokus und Umsetzung im Vordergrund“. In seiner Rede grenzte sich Blume vom Managementstil seines Vorgängers ab, der wiederholt mit dem Betriebsrat in Streit geraten war und zwischenzeitlich Teile des Aufsichtsrats gegen sich aufgebracht hatte. Die in einer Doppelrolle wahrgenommene Position als Chef der Kernmarke Volkswagen Pkw hatte Diess 2020 aufgeben müssen. Der neue Konzernchef erklärte, eine Strategie sei immer dann erfolgreich, wenn sie im Unternehmensalltag um­gesetzt werde. Teamarbeit mit einer systematischen, transparenten und nachvollziehbaren Umsetzung der Ziele sei dabei von großer Bedeutung.

Mit Blick auf Investorenkritik an seiner Doppelrolle sagte Blume dem „Handelsblatt“, Chef des VW-Konzerns und von Porsche zu sein, funktioniere sehr gut. Das strategische Führen des Konzerns und das operative Leiten einer Marke unterschieden sich deutlich – und ergänzten sich ideal. Die Verknüpfung sei sogar erforderlich: Damit sei er eng an die Technologien, die unternehmerischen Prozesse und die Teams angebunden. Auf dieser Basis könne er die richtigen strategischen Entscheidungen für den Konzern treffen.

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