BMW verdient deutlich weniger
BMW verdient deutlich weniger
Hohe Vorleistungen, China-Schwäche und Preisdruck setzen zu
sck München
Wie Wettbewerber Mercedes-Benz hat BMW im zweiten Quartal einen Gewinnrückgang verzeichnet. Beim Münchner Autobauer fiel der Dämpfer allerdings größer aus, als Analysten erwartet hatten. Zur Vorlage des Halbjahresberichts senkten die Anleger deshalb die Daumen. Die Stammaktie von BMW büßte im Xetra-Handel zeitweise 4,9% auf 81,60 Euro ein. Der Titel führte damit die Verliererliste im Dax an. Die Aktie bewegt sich nunmehr wieder auf dem Niveau von Ende 2022. Mitte vergangenen Jahres erreichte sie über 115 Euro.
Als Gründe für den Rückschlag führten Vorstandschef Oliver Zipse und Finanzvorstand Walter Mertl hohe Vorleistungen für neue Elektromodelle, die Konjunkturflaute in China sowie einen Preisdruck insbesondere im Gebrauchtwagenmarkt an.
Mehr Konkurrenz im größten Einzelmarkt
Im Detail ging das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) in der Autosparte im zweiten Abschnitt um 7% auf 2,7 Mrd. Euro zurück. Aufgrund eines schwachen Jahresauftaktquartals verbuchte das Kernsegment nach sechs Monaten sogar einen Einbruch des operativen Gewinns von 19% auf 5,4 Mrd. Euro. Und das, obwohl der Bereich den Umsatz bei etwas geringeren Pkw-Auslieferungen (minus 1%) von April bis Juni um 1% auf 32,1 Mrd. Euro leicht steigerte. Nach sechs Monaten stagnierten die Bereichserlöse mit 63 Mrd. Euro bei einem zugleich konstanten Absatz von 1,21 Millionen Fahrzeugen der Marken BMW, Mini und Rolls-Royce. „Vor allem in China beeinflusste eine gestiegene Wettbewerbsintensität in Verbindung mit zurückhaltender Konsumlaune die Umsatzerlöse“, berichtete der CFO.
Die asiatische Großmacht ist der größte Einzelmarkt von BMW. Im ersten Halbjahr schrumpften dort die Auslieferungen um 4% auf 376.353 Stück. Die Rückgänge bei Mercedes-Benz und Volkswagen in China fielen deutlich höher aus. Lokale Autohersteller machen mit neuen Elektromodellen den deutschen Anbietern zunehmend Druck.
Kostenschub
BMW hält dagegen und geht mit ebenfalls neuen Elektrofahrzeugen in die Offensive. Die Vorleistungen dafür sind hoch. Das Münchner Traditionsunternehmen steigerte im ersten Halbjahr seine Aufwendungen für Forschung und Entwicklung (F&E) deutlich um 23% auf 4,2 Mrd. Euro. Der Anteil dieses Kostenblocks am Umsatz legte gemäß HGB-Rechnungslegung um 1,1 Prozentpunkte auf 5,7% zu. Mertl rechnet damit, dass BMW im laufenden Jahr einen „Höhepunkt“ bei den F&E-Leistungen erreicht und die F&E-Quote über 5% beträgt.
„Daneben wirkten sich höhere Herstellungskosten, aber auch gestiegene Personalkosten sowie Kosten für IT-Projekte auf das Konzernergebnis aus", teilte der Konzern mit. Dem Zwischenbericht zufolge wuchsen die Umsatzkosten in der Autosparte überproportional um 2% auf 27 Mrd. Euro. Die Vertriebs- und Verwaltungskosten des Bereichs legten ebenfalls überproportional um mehr als 5% auf 2,3 Mrd. Euro zu.
Marge geht zurück
Der Kostenschub trug wesentlich dazu bei, dass sich die Marge spürbar abschwächte. Im zurückliegenden Dreimonatsabschnitt reduzierte sich die operative Umsatzrendite im Kerngeschäft um 0,8 Punkte auf 8,4%. Nach sechs Monaten erwirtschaftete der Bereich 8,6%. Das sind 2 Prozentpunkte weniger gegenüber dem gleichen Vorjahreszeitraum. BMW lag damit in der unteren Hälfte der eigenen Zielbandbreite von 8 bis 10%.
Das kleinere Autogeschäft von Mercedes-Benz arbeitet profitabler. Der Stuttgarter Rivale erzielte im ersten Jahr eine Marge von 9,9% nach 14,3% ein Jahr zuvor. Offensichtlich können die Schwaben höhere Preise im Markt durchsetzen als BMW. Ein Hinweis darauf gibt der erwirtschaftete durchschnittliche Umsatz pro ausgeliefertem Pkw. Während BMW in der ersten Jahreshälfte nach Berechnungen der Börsen-Zeitung im Schnitt 91.945 Euro (plus 0,3%) verzeichnete, waren es bei Mercedes-Benz Cars nahezu unverändert 55.103 Euro.
Freier Cashflow erodiert
Derweil brach in der BMW-Autosparte im ersten Halbjahr der freie Cashflow um 37% oder 850 Mill. auf 2,3 Mrd. Euro ein. Die Konzernführung erklärte das mit den gestiegenen Investitionen. Diese wuchsen um 27% auf 5 Mrd. Euro. Auch auf dieser Ebene befindet sich das Unternehmen wie bei F&E nach eigenen Angaben auf „Höchstniveau“
Trotz dieses Dämpfers hält der Vorstand an seiner Jahresprognose fest. Diese beinhaltet unter anderem einen avisierten freien Mittelzufluss von mehr als 6 Mrd. Euro. Das heißt, BMW muss in der laufenden zweiten Jahreshälfte deutlich zulegen, um dies zu erreichen.