Börsenaufsicht nimmt Private Capital ins Visier
cru Frankfurt
– Private Equity, Venture Capital, Direct Lending: Das abseits der öffentlichen Märkte investierte Vermögensvolumen nimmt global rasant zu. 2021 waren weltweit mehr als 11,9 Bill. Dollar abseits der Börsen investiert – ein Anstieg von 50% über die vergangenen zwei Jahre. Das geht aus dem „Private Capital Insights“-Report der Kanzlei Latham & Watkins hervor.
Private Capital umfasst so unterschiedliche, nicht börsennotierte und nicht standardisiert gehandelte Vermögenswerte wie Wagniskapitalbeteiligungen an Jungunternehmen (Venture Capital), Immobilien, Private Equity (Unternehmensbeteiligungen), Infrastruktur und Direktkredite (Direct Lending). Lange Zeit niedrige Anleiherenditen und neuerdings fallende Aktienkurse treiben die Investoren in die neuen Investmentfelder. Gleichzeitig können Firmengründer abseits der Börse viel frisches Eigenkapital unkompliziert erhalten, ohne Transparenzvorschriften zu erfüllen oder einen großen Teil ihres Einflusses an Streubesitzaktionäre abzugeben.
Vor dem Hintergrund ihres rasanten Wachstums hat die US-Börsenaufsicht SEC die Private-Capital-Fonds stärker in den Blick genommen. Nach etlichen Warnungen in den Jahren 2021 und 2022 legte SEC-Chef Gary Gensler Vorschläge für mehrere Regeländerungen vor.
„Erhebliche Auswirkungen“
„Sollten die Vorschläge angenommen werden, hätten sie erhebliche regulatorische Auswirkungen auf die Verwalter privater Fonds, einschließlich des Verbots, bestimmte Arten der Vorzugsbehandlung zu gewähren, sofern sie nicht gegenüber den Anlegern offengelegt werden“, konstatieren Yen Sum und weitere Autoren des Berichts von Latham & Watkins. „Die vorgeschlagenen Änderungen würden es privaten Fondsberatern auch untersagen, Gebühren im Zusammenhang mit einer Portfolioinvestition auf nichtproportionaler Basis zu erheben.“ Die Änderungen würden auch vorschreiben, dass registrierte Anlageberater für private Fonds den Anlegern vierteljährliche Erklärungen mit bestimmten Informationen über die privaten Fonds, eine jährliche Prüfung für jeden privaten Fonds und zu Sekundärtransaktionen eingeholte Fairness Opinions weitergeben.
Die Vorschläge gehen einher mit Plänen, von den Fonds verbesserte Cybersicherheitsrichtlinien zu verlangen und das vertrauliche Berichtsformular („Form PF“) für registrierte private Fondsberater zu ändern. Der Vorschlag würde, wenn er angenommen wird, laut Latham & Watkins eine Echtzeit-Berichterstattung über wichtige Ereignisse vorschreiben, den Schwellenwert dafür senken und große Private-Equity-Fonds verpflichten, der SEC zusätzliche Informationen zu übermitteln. In ihren kürzlich veröffentlichten Prüfungsprioritäten für 2022 habe die SEC-Ermittlungsabteilung (Division of Examinations) darauf hingewiesen, dass sie sich besonders auf Berater von Privatfonds konzentriere.
„Zusätzlich zu den neuen Regelvorschlägen werden die Auswirkungen der neuen SEC-Werbevorschriften für private Fondssponsoren im Jahr 2022 im Mittelpunkt stehen, wobei die Frist für die Einhaltung der Vorschriften im November 2022 endet“, betonen die Anwälte.
Neue Vorschrift für Werbung
„Die neue Vorschrift ersetzt die bestehenden Regeln für Werbung und Mitteleinwerbung durch formellere und substanziellere Vorschriften, unter anderem Beschränkungen für die Verwendung von hypothetischen Wertentwicklungen und zusätzliche Angaben zur Verwendung von Empfehlungen durch Dritte.“ Auch wenn es sich dabei weitgehend um eine Verschärfung bestehender Richtlinien und nicht um eine völlig neue Regelung handele, müssten viele Berater bestehende Marketingmaterialien genau überprüfen und auf Übereinstimmung mit der neuen Regel kontrollieren. Für Sponsoren, deren Fundraising über den Stichtag im November 2022 hinausgeht, müssten die Angebotsunterlagen entsprechend den neuen Regeln aktualisiert werden.