Sportartikelindustrie

China bremst Adidas aus

Adidas muss den Geschäftsausblick für dieses Jahr abschwächen. Der Umsatz in China ist in den ersten drei Monaten erheblich gesunken. Das hat auch Folgen für die Profitabilität.

China bremst Adidas aus

jh München

Der Lockdown in chinesischen Großstädten kostet Adidas viel Umsatz. In den ersten drei Monaten dieses Jahres rutschte der Erlös in dem Land währungsbereinigt um 35% ab (siehe Grafik). Trotz des deutlichen Wachstums in Europa und Amerika ging so der Konzernumsatz bereinigt um Währungseffekte um 3% zurück. Der Vorstandsvorsitzende Kasper Rorsted hebt das zweigeteilte Bild hervor: „In den Märkten, die mehr als 80% unseres Geschäfts ausmachen, werden wir in diesem Jahr mit zweistelligen Raten wachsen“, sagte er in einer Telefonkonferenz mit Journalisten.

Allerdings wirkt sich die Schwäche in China, die sich im zweiten Halbjahr dort in ein Wachstum umkehren soll, auf die Jahresprognose aus: Sowohl für den Umsatzanstieg als auch für den Gewinn rechnet der Vorstand des Sportartikelkonzerns nur noch mit dem Erreichen des unteren Endes der Spannen. Die reicht für das währungsbereinigte Erlöswachstum von 11 bis 13% und für den Nettogewinn aus fortgeführten Geschäften von 1,8 Mrd. bis 1,9 (i.V. 1,49) Mrd. Euro. Im ersten Quartal waren es 310 (502) Mill. Euro. Die in der Tabelle aufgeführten 482 Mill. Euro enthalten 180 Mill. Euro von Reebok, der Ende Februar verkauften US-amerikanischen Marke.

Der Umsatzrückgang in China hat Folgen für die operative Marge, für die Adidas nun nur noch mit dem Vorjahreswert von 9,4% rechnet und die Prognose von 10,5 bis 11% aufgibt. Trotz des deutlichen Rückgangs um fast 10 Prozentpunkte war China im ersten Quartal mit einer operativen Marge von 22,5% weiterhin die profitabelste Region. In Europa verbesserte sich die Marge leicht auf 22,0%, in Nordamerika auf 18,3%. Dort ist sie am niedrigsten.

Für den Aktienkurs, der seit dem Höchststand im August 2021 schon mehr als 40% verloren hat, ging es auch am Freitag nach unten: Bis zum Xetra-Schluss sank er um 3,6% auf 181,36 Euro. Auch die Kurse der Konkurrenten gaben nach: Puma um 1,6% und in New York in den ersten Handelsstunden Nike um fast 4% und Under Armour sogar um mehr als 22%. Under Armour, der kleinste von diesen Konkurrenten, leidet unter dem schrumpfenden Geschäft in China und enttäuschte am Freitag mit dem Ausblick aufs gesamte Jahr.

Die Konkurrenz leidet auch

Der Umsatz von Puma stürzte in China im ersten Quartal in der Größenordnung von Adidas um 37% ab. Vorstandschef Bjørn Gulden begründete dies im Gegensatz zu Adidas in erster Linie mit dem Boykott westlicher Waren, der in den sozialen Medien in China nach wie vor ein Thema ist. Allerdings machte das Land im vergangenen Jahr nur gut ein Zehntel des Konzernumsatzes von Puma aus. Für Adidas waren es im ersten Quartal noch knapp 19 (26,6)%. Am Umsatz von Nike hatte China zuletzt einen Anteil von 20%.

Adidas-Chef Rorsted berichtete, der Lockdown in 45 chinesischen Großstädten treffe mehr als 180 Millionen Menschen. Der Vorstand versucht unter anderem mit Marketingaktionen die Folgen zu mindern und hofft basierend auf Erfahrungswerten auf ein Ende der Lockdowns zur Jahresmitte. Fürs gesamte Jahr wird ein Umsatzrückgang in China mit einer niedrigen zweistelligen Rate erwartet.

Die Engpässe in den Lieferketten – nach wie vor eine Folge der Fabrikschließungen in Vietnam im vergangenen Sommer – schmälerten den Umsatz im vergangenen Quartal um rund 400 Mill. Euro, vor allem in Europa und Nordamerika. Für dieses Quartal rechnet Rorsted mit Auswirkungen in der Größenordnung von 200 Mill. Euro.

Zusätzliches Umsatzwachstum verspricht sich Rorsted von einer erweiterten Partnerschaft mit dem Sportfachhändler Foot Locker. Das New Yorker Unternehmen hat rund 3000 Geschäfte in Nordamerika, Europa, Asien und Australien. Ziel der Partnerschaft sei, deren Umsatz bis 2025 auf mehr als 2 Mrd. Dollar fast zu verdreifachen.

Adidas
Konzernzahlen nach IFRS 1
 1. Quartal
in Mill. Euro20222021
Umsatz5 3025 268
Bruttoergebnis2 6482 730
Bruttomarge (%)49,951,8
Betriebsergebnis437704
Ergebnis vor Steuern 411669
Konzernergebnis 2482558
Ergebnis je Aktie (Euro)1,602,60
Operativer Cashflow –378112
Nettofinanzschulden 336903 290
1) fortgeführtes Geschäft; 2) auf Anteilseigner entfallend; 3) bereinigt Börsen-Zeitung
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