Außenhandel

Chinas Autobauer wissen EU-Strafzölle gut zu verkraften

Neue Strafzölle der EU für Chinas E-Auto-Hersteller werden an der Börsen in Hongkong abgelächelt. Insbesondere die BYD-Aktie sprang am Donnerstag kräftig an, weil die Zollerhöhung nicht als ernstes Hindernis für künftige Markterfolge in Europa angesehen wird.

Chinas Autobauer wissen EU-Strafzölle gut zu verkraften

Chinas Autobauer wissen EU-Strafzölle gut zu verkraften

BYD-Anleger zeigen sich erleichtert – Aktie springt kräftig an – SAIC hat an deutlich höherem Zolltarif zu knabbern

nh Schanghai

Chinas Elektroautobauer werden vom neuen Strafzoll-Regime der EU-Kommission in ihrem Exportgeschäft nicht übermäßig belastet werden, lautet das Urteil der Markteilnehmer am Tag nach der für reichlichen Wirbel sorgenden Brüsseler Entscheidung. Am Donnerstag zeichnete sich ein weitgehend freundliches Bild bei den Aktien führender chinesischer Pkw-Hersteller ab, die ins Fadenkreuz der EU-Kommission geraten sind.

Flotter Kursgewinn

Besonders auffällig ist der flotte Tagesgewinn für die in Hongkong notierende Aktie des chinesischen Marktführers BYD. Sie zog am Donnerstag überraschend kräftig an, ging in der Spitze fast 9% ins Plus um letztlich mit einem Tagesgewinn von 5,9% zu schließen. Am Vortag allerdings waren die BYD im Vorfeld der Verkündung bis zu 3% ins Minus gegangen. Die Anlegerreaktion spricht in erster Linie für Erleichterung.

Gut weggekommen

BYD ist der chinesische Hersteller, dem man in Sachen Eroberung des europäischen Batterieautomarkt mit kostengünstigen und qualitativ ansprechenden Modellen die besten Chancen einräumt. Bei dem auf Subventionstatbestände aufbauenden EU-Zollverfahren kam BYD noch überraschend gut weg. Künftig gilt es einen Zolltarifaufschlag in Höhe von 17,4% zu verdauen. Im Durchschnitt wurden chinesische Adressen wie Geely, dem Eigner der schwedischen Volvo Cars, oder die Start-ups Xpeng und Nio mit vorläufigen Tarifaufschlägen von 21% belegt.

SAIC härter drangenommen

Härter getroffen hat es allerdings die staatskontrollierten SAIC Motors, einer der beiden jahrzehntelangen Produktionspartner von Volkswagen in China. Diese sieht sich mit einem überraschend hohen Zollaufschlag von 38,1% konfrontiert. Rechnet man die seit jeher gängige Zollrate von 10% für chinesische Autoexporte nach EU-Europa hinzu, muss SAIC eine Verteuerung für verschiffte Modelle um fast die Hälfte hinnehmen.

MG liegt derzeit vorne

Gegenwärtig ist SAIC mit der in Europa bereits populären Marke MG, die einst bei der Zerschlagung der britischen Rover Cars übernommen worden war, gar die stärkste chinesische Kraft im EU-Batterieautomarkt. Der Staatskonzern kommt auf einen Marktanteil von 4,3%, während BYD derzeit noch nur bei 1,7% liegt. Danach folgt die von Geely/Volvo aufgezogene Marke Polestar mit 1%, während die im Premium-Segment verankerten Xpeng und Nio nur ein Nischendasein aufweisen.

SAIC ist auch insofern härter getroffen, als der Anteil der Modellausfuhren in die EU bereits 10% am gesamten PKW-Exportgeschäft ausmacht. Bei BYD hingegen fällt dieser Anteil mit bislang gerade 1% wesentlich schmaler aus. Zwar stand die SAIC-Aktie am Donnerstag unter Druck, allerdings hält sich der Schaden mit einem Rückgang von etwa 3% seit Wochenbeginn in sehr engen Grenzen. Schlechter abgeschnitten hat die gewohntermaßen extrem volatile Aktie von Xpeng. In Hongkong fielen die Titel am Donnerstag um 1,5% zurück und büßten damit seit Wochenbeginn fast 11% ein.

Markiger Optimismus

Die vorläufigen Tarife könnten im November für dann fünf Jahre festgezurrt werden. Dies würde den signifikanten Kostenvorteil, den Chinas Autobauer aufgrund von Produktionsstrukturen, Lieferketten, wie auch Subventionen genießen, etwas nivellieren. Die grundsätzlichen Wettbewerbsvorteile werden damit aber keineswegs aus der Welt geschafft, urteilen Analysten. Auch beim Verband China Passenger Car Association zeigt man sich optimistisch. Dort hieß es am Donnerstag plakativ: „Chinas Pkw-Bauer werden von den EU-Zöllen nicht besiegt. Im Gegenteil, es wird sie nur stärker machen.“