Continental rutscht in Verlustzone
ste Hamburg
Zusätzliche Kosten sowie Sondereffekte, die sich auf 546 (i.V. 43) Mill. Euro beliefen, haben Continental im ersten Halbjahr 2022 unter dem Strich rote Zahlen schreiben lassen. Wie der Autozulieferer und Reifenhersteller bei der Veröffentlichung seines Zwischenberichts zum 30. Juni mitteilte, fiel nach einem Ergebnisrückgang im zweiten Quartal um fast 800 Mill. auf −250,7 Mill. Euro ein Verlust von −5 (+993) Mill. Euro an. Der Dax-Konzern aus Hannover betonte bei der Zahlenvorlage, zuversichtlich auf das zweite Halbjahr zu blicken, und bestätigte wie schon bei Veröffentlichung vorläufiger Eckzahlen zum zweiten Quartal am 20. Juli seine Geschäftsjahresprognose vom 11. Mai.
Dieser Ausblick, den Continental am 21. April in Erwartung einer geringeren weltweiten Produktion von Autos und leichten Nutzfahrzeugen im laufenden Turnus sowie verstärkter negativer Auswirkungen durch die Kostensteigerungen korrigiert hatte, sieht für 2022 einen Umsatz zwischen 38,3 und 40,1 (i.V. 33,8) Mrd. Euro und eine bereinigte operative Rendite (Ebit-Marge) zwischen 4,7 und 5,7 (5,6)% vor. Dabei sind aktuell Kosten von 3,5 Mrd. Euro infolge stark gestiegener Preise für Rohmaterialien, Vorprodukte, Energie und Logistik berücksichtigt.
Zudem bekräftigte das Unternehmen, das im Gesamtjahr inzwischen negative Sondereffekte von rund 650 Mill. anstatt zuvor 150 Mill. Euro erwartet, den ebenfalls im April angepassten Ausblick für den bereinigten freien Cashflow (vor Akquisitionen und Desinvestitionen) in diesem Jahr. Dieser soll zwischen 600 Mill. und 1 Mrd. Euro landen.
Per Ende Juni standen −687 Mill. Euro zu Buche, womit der Zulieferer deutlich vom Marktkonsens abwich: Analysten hatten im Schnitt mit −225 Mill. Euro gerechnet. Dass Continental an der Cashflow-Prognose festhält, erklärte Finanzchefin Katja Dürrfeld im Gespräch mit der Börsen-Zeitung mit der Erwartung einer positiven Ergebnisentwicklung im zweiten Halbjahr sowie mit positiven Effekten beim Working Capital.
Mit dem aktuellen Ergebnis sei man nicht zufrieden, auch wenn es so erwartet worden sei. Die Zuversicht für das zweite Halbjahr begründete Dürrfeld mit Verweis auf eine steigende weltweite Autoproduktion: Für das Gesamtjahr geht der Zulieferer weiterhin von einer Zunahme um 4 bis 6% aus. Im zweiten Quartal lag die Produktion vorläufigen Schätzungen zufolge mit 18,8 Millionen Pkw und leichten Nutzfahrzeugen auf dem vergleichsweise schwachen Niveau des Vorjahreszeitraums, als sich der Halbleitermangel erstmals bemerkbar machte.
Zudem zeigt man sich bei Continental infolge diverser Maßnahmen zur Stärkung der Widerstandskraft gegen die externen Einflüsse optimistisch. So sei der Einkauf auf mehr Quellen verteilt und breiter aufgestellt, erläuterte die Finanzchefin. Die Lieferketten habe man besser im Blick und unter Kontrolle. Mit Kunden sei im zweiten Quartal erfolgreich weiter über Preise verhandelt worden, um die gestiegenen Kosten gemeinsam zu tragen. Diese Gespräche würden fortgesetzt. Ferner konzentriere man sich auf Geschäft mit technologisch anspruchsvollen Produkten, in dem auch Anläufe im zweiten Halbjahr zu erwarten seien.
Als Beispiel verwies Continental auf den Anteil von Premiumreifen am Absatz, der stetig zunehme. Der für 2022 bestätigte Ausblick des Autozulieferers beruht neben einer prognostizierten Stabilisierung der weltweiten Lieferketten und einer leichten Verbesserung der Verfügbarkeit von Halbleitern für die Autoindustrie auch auf der Erwartung einer stabilen Energieversorgung in Deutschland und Europa. Man beobachte die Lage und prüfe Optionen, um Erdgas ersetzen zu können, so Dürrfeld. An mehreren Standorten seien Alternativen bereits installiert.
Im zweiten Quartal verbuchte Continental einen um 13% auf 9,4 Mrd. Euro erhöhten Umsatz sowie ein um fast 20% auf 411 (i.V. 512) Mill. Euro gesunkenes bereinigtes operatives Ergebnis (Ebit), womit die bereinigte Ebit-Marge 4,4 (6,2)% erreichte. Erlöse und Rendite lagen im Rahmen der Markterwartungen.
Der Konzern, der im Automotive-Bereich auf einen Auftragseingang von über 6 Mrd. Euro verweist, verbuchte den Nettoverlust unter anderem wegen einer Wertberichtigung über 75 Mill. Euro im Zusammenhang mit politischen Sanktionen gegen Russland sowie wegen Restrukturierungsaufwendungen von 63 Mill. Euro bei Contitech.
Die Continental-Aktie, die seit Ende 2021 mehr als als 30% ihres Werts verloren hat, gab am Dienstag um bis zu 7,5% auf 64,22 Euro nach.
Continental | ||
Konzernzahlen nach IFRS | ||
1. Halbjahr | ||
in Mill. Euro | 2022 | 2021 |
Umsatz | 18722 | 16930 |
Bereinigtes Ebit | 849 | 1240 |
Bereinigte Ebit-Marge (%) | 4,6 | 7,4 |
Ebit | 211 | 1135 |
Konzernergebnis1 | −5 | 993 |
Ergebnis je Aktie (Euro) | −0,03 | 4,96 |
Freier Cashflow | −871 | 9192 |
Nettofinanzschulden | 5434 | 4054 |
Gearing Ratio (%) | 37,8 | 25,72 |
Eigenkapitalquote (%) | 38,3 | 30,32 |
Beschäftigtenzahl | 194577 | 193754 |
1) den Anteilseignern zuzurechnen; 2) fortgeführte und nicht fortgeführte AktivitätenBörsen-Zeitung |