Private Equity

CVC will bei Schenker-Milliardendeal nachkarten

Alexander Dibelius, der Deutschlandchef des Finanzinvestors CVC, lässt beim Schenker-Milliardendeal nicht locker. Um die Speditionstochter der Deutschen Bahn doch noch kaufen zu können, schreibt er einen Brandbrief an die Investmentbanker von Goldman Sachs und Morgan Stanley.

CVC will bei Schenker-Milliardendeal nachkarten

CVC will beim Schenker-Milliardendeal nachkarten

Deutschlandchef Dibelius schreibt an Investmentbanker von Goldman Sachs und Morgan Stanley – Fairness Opinion von PwC befindet CVC-Gebot für besser

cru Frankfurt

CVC lässt bei DB Schenker nicht locker. Der Finanzinvestor will sich nicht damit abfinden, dass die Bahn ihre Speditionstochter wie derzeit in einem Vorvertrag vereinbart für mehr als 14 Mrd. Euro an den dänischen Logistikkonzern DSV verkauft. In einem Brief vom 17. September an die von der Bahn mit dem Milliardendeal beauftragten Investmentbanker Tibor Kossa von Goldman Sachs und Jens Maurer von Morgan Stanley, der der Börsen-Zeitung vorliegt, signalisiert CVC-Deutschlandchef Alexander Dibelius, dass er bereit sei, sein 14 Mrd. Euro schweres Angebot für Schenker zu erhöhen, nachdem es im Bieterverfahren unterlegen war.

„Wir haben die jüngsten Veröffentlichungen von DSV zum DSV-Angebot aufmerksam verfolgt und gehen davon aus, dass sich daraus ein Kaufpreis (Equity Value) für Schenker in Höhe von circa 11,3 Mrd. Euro ergibt“, schreibt der erfahrene Dealmaker und ehemalige Goldman-Sachs-Banker Dibelius in dem Brief, der anschließend auch an Bahn-Aufsichtsratschef Werner Gatzer und die übrigen Mitglieder des am Mittwoch tagenden Kontrollgremiums ging. „Der Zeitwert („Fair Value“) unseres Angebots beträgt 11,902 Mrd. Euro und übersteigt damit den oben genannten Wert des DSV-Angebots.“

Dibelius „bittet“ die Banker „höflich im Sinne eines transparenten Prozesses zu bestätigen, ob dieser Wert des DSV-Angebots wirtschaftlich das am 22. August 2024 eingereichte Angebot von DSV widerspiegelt oder ob DSV das DSV-Angebot nach Einreichung des Angebots am 22. August 2024 zugunsten der Deutschen Bahn nachgebessert hat“.

Nachbesserung avisiert

Am Ende des Briefs gibt Dibelius zu verstehen, er sei bereit nachzubessern: „Zusätzlich zu dem oben Genannten und ungeachtet unserer festen Überzeugung, dass unser Angebot dem von DSV überlegen ist, wären wir, falls die Deutsche Bahn der Ansicht ist, dass noch Unsicherheiten hinsichtlich des Vergleichs der Angebote bestehen, bereit, eine Erhöhung des Eigenkapitalwerts zu diskutieren, um Bedenken vollständig auszuräumen.“

Auch eine Fairness Opinion, die der Bahn-Wirtschaftsprüfer PwC angefertigt hat und die der Börsen-Zeitung vorliegt, bringt dies zum Ausdruck. Darin werden die beiden Offerten-Varianten von CVC dem DSV-Angebot gegenübergestellt und die CVC-Offerte als höher eingestuft. Allerdings ist dabei vorgesehen, dass die Bahn CVC Geld für den Kauf von Schenker leiht: „Die beiden Alternativen sehen gemäß Binding Offer die folgenden Elemente vor: 1. Zahlung eines fixen Kaufpreises (davon 1,75 Mrd. EUR finanziert über Vendor Loan)“, heißt es in der PwC-Fairness-Opinion.

Der Verkaufsprozess für DB Schenker war von der Deutschen Bahn AG als Eigentümerin nach EU-Recht transparent, offen und diskriminierungsfrei aufgesetzt.

Kommentar der Deutschen Bahn zum Vorstoß von CVC

Das Problem: Der Transaktionsprozess nach EU-Recht ist bereits abgeschlossen und müsste, falls es einen Verfahrensfehler gab oder sich der Bahn-Aufsichtsrat am 2. Oktober in einer außerordentlichen Sitzung doch noch gegen DSV entscheidet, komplett neu aufgesetzt werden.

Die Bahn scheint dazu keine Lust zu haben: „Der Verkaufsprozess für DB Schenker war von der Deutschen Bahn AG als Eigentümerin nach EU-Recht transparent, offen und diskriminierungsfrei aufgesetzt“, kommentierte der Konzern am Mittwoch den Vorstoß von CVC. „Alle Parteien kannten die erforderlichen Parameter für die zum Stichtag (22. August 2024) einzureichenden bindenden Gebote für DB Schenker.“ Das Ergebnis sei eindeutig: Das am Ende erfolgreiche Gebot in dem Verkaufsverfahren sei unter allen abzuwägenden Gesichtspunkten und im Einklang mit den klar kommunizierten Ausschreibungsparametern wirtschaftlich das Beste gewesen.

Der Aufsichtsrat habe, wie in solchen Verfahren üblich, ein externes Gutachten („Fairness Opinion“) von einem unabhängigen Wirtschaftsprüfer – in diesem Fall nach Kenntnis der Börsen-Zeitung von Grant Thornton – erstellen lassen, welches die Gebote neutral validiere und eine abschließende Bewertung abgegeben habe. Der Fairness Opinion von Grant Thornton zufolge sei die Offerte von DSV für Schenker die für die Bahn „finanziell vorteilhaftere“.

Aufsichtsrat entscheidet noch

Mit der Unterzeichnung des Kaufvertrages mit DSV ist das Verkaufsverfahren laut Bahn nach EU-Beihilferecht abgeschlossen und einseitige Erklärungen der Bieter könnten nicht mehr berücksichtigt werden. Aber selbst bei unterstellter Berücksichtigung aller Modifikationen, die CVC nach dem finalen Gebot eingereicht habe, bleibe das Angebot von DSV wirtschaftlich vorteilhaft. Nach den Parametern des EU-Rechts komme es entscheidend auf die wirtschaftliche Attraktivität des Angebots an.

Alle eingegangenen, verbindlichen Angebote seien von der Bahn und ihren Beratern im Rahmen der rechtlichen Vorgaben gründlich geprüft, bewertet und in relevanten Gremien besprochen worden. Eine Entscheidung über Schenker werde dem Aufsichtsrat nun zum Beschluss vorgelegt. Der Verkauf bedürfe ferner der Zustimmung des Bundes.

Allerdings könnte sich noch der Bahn-Aufsichtsrat gegen DSV entscheiden. Das Kontrollgremium ist paritätisch mit Arbeitnehmervertretern besetzt,. Die Gewerkschaft Verdi hatte sich klar gegen DSV positioniert, weil sie befürchtet, dass die Dänen bei Schenker in Deutschland 5.000 Arbeitsplätze mehr streichen würden als CVC. Allerdings hatte DSV-Chef Jens Lund dem Bahn-Aufsichtsrat versprochen, in fünf Jahren würden bei DSV und Schenker zusammen in Deutschland mehr Menschen arbeiten als heute.