Automobilindustrie

Daimler erhöht Tempo für Elektroautos

Eine Jahreszahl für den Ausstieg aus der Produktion von Autos mit Verbrennungsmotor nennt der Vorstand nicht. Doch Daimler will vorbereitet sein, falls ab 2030 nur noch Elektromobile gefragt sind.

Daimler erhöht Tempo für Elektroautos

jh München

Wie die Konkurrenz zieht nun auch Mercedes-Benz das Tempo für den Wechsel zur Elektromobilität an. „Wir müssen uns grundlegend ändern“, sagte Ola Källenius, der Vorstandsvorsitzende von Daimler, in einer Strategiepräsentation. „Und das werden wir – noch schneller als bisher geplant.“ Zudem hat sich das Management des Stuttgarter Konzerns entschieden, mit Partnern selbst Batteriezellen herzustellen. Dafür plant Daimler acht Gigafabriken – vier in Europa, drei in Asien und eine in den USA – mit einer Gesamtkapazität von mehr als 200 Gigawattstunden.

„Niemand kann voraussehen, wann der letzte Verbrennungsmotor verkauft werden wird“, sagte Britta Seeger, im Vorstand von Daimler für Marketing und Vertrieb von Mercedes-Benz zuständig. Das hänge von den Kunden und den Bedingungen in den lokalen Märkten ab. Aber die Botschaft sei klar: „Mercedes-Benz bereitet sich darauf vor, bis zum Ende dieses Jahrzehnts 100% elektrisch zu werden.“ 2025 sollen die Hälfte aller verkauften Autos von Mercedes-Benz Hybrid- und reine Elektrofahrzeuge sein (siehe Grafik). Ziel sei, dass die Mehrheit davon Elektromobile seien, fügte Källenius hinzu.

Auch in der Welt der Hybrid- und reinen Elektromobile (BEV) bekenne sich Daimler voll und ganz zu den Margenzielen, beteuerte Finanzvorstand Harald Wilhelm. „Wir glauben, dass Mercedes-Benz auch in einer BEV-Welt ein Unternehmen mit zweistelligen Margen sein sollte.“ Das sei das Ziel.

Hoffen auf Skaleneffekte

Im Oktober des vergangenen Jahres hatte der Vorstand angekündigt, dank Kostensenkungen solle das Pkw-Geschäft in einem normalen Marktumfeld eine Umsatzrendite vor Zinsen und Steuern von 8 bis 10% erzielen und unter günstigen Bedingungen einen zweistelligen Wert. In der ersten Hälfte dieses Jahres betrug die bereinigte Ebit-Rendite von Mercedes-Benz Cars & Vans 13,5 (i.V. 0,8%.

Als einen Schlüssel für eine hohe Rendite nannte Wilhelm die variablen Kosten, die sich dank Skaleneffekten und sinkender Preise für Batterien verringerten. Zudem arbeite das Unternehmen weiterhin daran, die Fixkosten zu reduzieren. Höhere Verkaufspreise würden weiterhin für profitables Wachstum sorgen.

Källenius und Wilhelm kündigten auch eine Reallokation des Kapitals an von „Electric first zu Electric only“. Einerseits sollen die Investitionen in Verbrennungsmotoren und in Hybridtechnik von 2019 bis 2026 um 80% sinken. Andererseits nimmt sich das Unternehmen für die Jahre von 2022 bis 2030 Investitionen von mehr als 40 Mrd. Euro in batterieelektrische Fahrzeuge vor.

Wie Volkswagen favorisiert Daimler nun ganz klar den batterieelektrischen Antrieb für Pkw. Unterschiedlich bleibt die Haltung für Nutzfahrzeuge. Für Lkw im Langstreckenverkehr und Stadtbusse sei die Brennstoffzelle geeignet, sagte Källenius. Auch nach der für diesen Herbst geplanten Abspaltung der Daimler Truck AG bleibe die Wasserstoff-Technologie in der Gruppe. Das sei eine Absicherung, falls die Brennstoffzelle in Zukunft auch für Pkw gefragt sein könnte. Dagegen setzt VW mit der Nutzfahrzeugholding Traton für Lkw und Busse ebenfalls ganz auf den Batterieantrieb.

Übernahme in England

Mercedes-Benz baut, wie am Donnerstag bekannt gegeben wurde, bis 2025 drei rein elektrische Fahrzeugarchitekturen auf: eine für mittlere bis große Pkw, eine für die Luxussportmarke AMG und eine für leichte Nutzfahrzeuge (Vans). In erster Linie für die AMG-Plattform erwirbt Daimler für einen nicht genannten Kaufpreis das zwölf Jahre alte britische Unternehmen Yasa, das sogenannte Axialflussmotoren entwickelt.

Für die Batterieproduktion will Daimler über die bisherigen Kooperationen hinaus zusätzliche Partner gewinnen. Bald würden neue Partnerschaften bekannt gegeben, kündigte Källenius an. Er betonte, Batterien könnten für die Elektromobilität ein Engpass sein.

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