Dank eines weiter kräftig erholten Werbegeschäfts hat ProSiebenSat.1 den bisher höchsten Gruppenumsatz in einem dritten Quartal erzielt. Er stieg um 15% auf 1,06 Mrd. Euro. Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) nahm um 9% auf 162 Mill. Euro zu. „Wir haben besser als erwartet abgeschlossen“, sagte Vorstandssprecher Rainer Beaujean in einer Telefonkonferenz mit Journalisten.

Deshalb peilt der Vorstand für das gesamte Jahr nun ein bereinigtes Ebitda von rund 840 (bisher: 820) Mill. Euro an. In den ersten neun Monaten erzielte der Medien- und Internetkonzern 470 (328) Mill. Euro. Das vierte Quartal ist wegen der Werbung im Weihnachtsgeschäft mit Abstand das ertragreichste mit einem Anteil von etwa 40% des Ebitda eines normalen Jahres.

Der Aktienkurs des MDax-Titels legte am Donnerstag zunächst zu, drehte jedoch bald ins Minus und beendete den Handel mit einem Abschlag von 4,5% auf 14,17 Euro. Nach Ansicht der Analysten von Warburg Research steht einer starken Entwicklung des Fernsehgeschäfts eine träge Entwicklung der Dating-Plattformen gegenüber – auch im Vergleich mit den Konkurrenten in den USA. Dies könnte den Wert für den geplanten Börsengang im ersten Halbjahr 2022 schmälern, sollten sich die Trends als strukturell erweisen, hieß es.

Beaujean sagte, er erwarte, dass das Wachstum des Dating-Geschäfts wieder zunehme. Wird die Erstkonsolidierung nach der Übernahme von The Meet Group in den USA ausgeklammert, ging der Umsatz des Segments in den ersten neun Monaten und im dritten Quartal leicht zurück. Dank der Akquisition in den USA hat sich der Erlös von Januar bis September auf 409 Mill. Euro mehr als verdoppelt. Beaujean wies darauf hin, dass vor allem das Video-Dating im vergangenen Jahr wegen der Pandemie stark gewachsen sei. Dieser Basiseffekt schlägt sich nun in einem leichten Rückgang nieder. Zum Zeitplan sagte Beaujean nur, ein Börsengang werde im nächsten Jahr angestrebt. Von den begleitenden Banken wird das erste Halbjahr genannt.

Mit dem Umsatzwachstum aus eigener Kraft von 16% in den ersten neun Monaten liegt ProSiebenSat.1 etwa gleichauf mit der RTL-Gruppe, die ein organisches Plus von 17% auf 4,47 Mrd. Euro berichtete (siehe Artikel unten). Den TV-Werbeumsatz steigerte RTL um 19%, ProSiebenSat.1 um 16%. Verglichen mit Januar bis September 2019 ergibt sich für ProSiebenSat.1 ein Rückgang um 3% auf 1,35 Mrd. Euro. Im dritten Quartal gelang jedoch im Vergleich mit dem Erlös vor zwei Jahren ein Anstieg um 13% auf 479 Mill. Euro.

Zum aktuellen Werbegeschäft berichtete Beaujean, der Oktober sei sehr gut gelaufen. Im November könne es verglichen mit dem sehr starken Vorjahresmonat einen Rückgang geben. Über den Dezember könne er noch nichts sagen.