Deka kritisiert Mängel an Porsche-IPO-Konstrukt
Herr Speich, Vorstand und Aufsichtsrat von VW haben grünes Licht für den Börsengang der Porsche AG gegeben. Wie bewerten Sie diese Entscheidung?
Grundsätzlich ist eine stärkere Eigenständigkeit für Porsche sinnvoll. Ob der Börsengang in dieser Form dazu beiträgt, ist fraglich, denn die personellen Verflechtungen mit dem Volkswagen-Konzern bleiben weiter bestehen. Problematisch ist auch, dass die Verbindung zu Ankeraktionären von VW unausweichlich bleibt. Eine echte Emanzipation von Porsche gegenüber VW sieht anders aus.
Wie bedeutsam sind die Erlöse aus dem Börsengang für den VW-Konzern, wie wichtig ist größere Unabhängigkeit für Porsche?
VW hat im ersten Halbjahr eine Nettoliquidität für das Industriegeschäft von 28,2 Mrd. Euro berichtet. Klar ist also, dass VW den Börsengang nicht benötigt, um seine Kasse aufzufüllen. Solange Volkswagen über einen ansehnlichen Cashflow verfügt, ist das mehr als ausreichend. VW geht es vielmehr darum, den Wert von Porsche an der Börse zu zeigen und damit den eigenen Börsenwert zu heben. Sicherlich spielen auch Interessen der Familien eine Rolle, die ja Stammaktien erhalten sollen und damit weiter das Sagen haben.
Geplant ist, dass bis zu 25% der Vorzugsaktien bei Investoren platziert werden und die Porsche SE 25% plus eine der Stammaktien der Porsche AG erwirbt. Wie beurteilen Sie die Bedingungen des geplanten Börsengangs?
Die Bedingungen sind für die freien Aktionäre, die nur Vorzugsaktien ohne echte Mitsprachemöglichkeit erlangen können, schlecht. Das Porsche-IPO trägt die Handschrift einer unzureichenden Corporate Governance des VW-Konzerns.
Die Porsche SE will die Stammaktien der Porsche AG zum Preis der Vorzugsaktien zuzüglich eines Aufschlags von 7,5% erwerben. Ist diese Prämie angemessen?
7,5% ist viel zu wenig. Als fairer Näherungswert kann der aktuelle Abschlag zwischen den Stämmen und Vorzügen der VW-Aktie herangezogen werden. Der ist rund viermal so hoch.
Katar hat offenbar starkes Interesse, als Investor beim Porsche-Börsengang aufzutreten. Neben institutionellen Investoren ist geplant, Vorzugsaktien auch Privatanlegern anzubieten. Wie sehen Sie die Erfolgsaussichten für den Börsengang?
Wie bei jedem anderen Börsengang ist das Kapitalmarktumfeld mitentscheidend. Dies liegt nicht in der Hand des Emittenten.
VW-Aktionäre sollen bei einem erfolgreichen Börsengang eine Sonderdividende erhalten, für die 49% der Bruttogesamterlöse aus der Platzierung der Vorzugsaktien und dem Verkauf der Stammaktien ausgeschüttet werden. Wie stehen Sie dazu?
Die Sonderdividende spielt sicherlich für die Ankeraktionäre eine zentrale Rolle, um die Finanzierung der Stammaktien zu erleichtern. Für institutionelle Anleger ist sie als sehr nachgelagert anzusehen. Sie ist eher als kurios zu bezeichnen.
Durch Doppelrollen im Management von VW, Porsche AG und Porsche SE drohen Interessenkonflikte. Wolfsburg versichert, man habe für Fälle, in denen solche Konflikte auftreten könnten, Vorkehrungen getroffen. Investoren hinterfragen diese Aufstellung.
Doppelrollen und die damit verbundenen Interessenkonflikte sind unausweichlich. Wir sehen die Doppelrollen nach wie vor sehr kritisch. Eine Woche nachdem Herr Blume dem Kapitalmarkt mit der Maßgabe vorgestellt wurde, Porsche in die Unabhängigkeit zu führen, wird er als VW-Vorstandschef mit Doppelfunktion präsentiert. VW hat sich um 180 Grad gedreht. Porsche ist eine starke Marke mit einem attraktiven Geschäftsmodell. Porsche würde sich in der Unabhängigkeit besser entfalten. Durch die Doppelrollen setzt der VW-Konzern dieses Potenzial ohne Not aufs Spiel.
Die Fragen stellte Carsten Steevens.