Draftkings versucht ihr Glück bei Entain
hip London
Draftkings ist nicht das erste US-Glücksspielunternehmen, das sich um Entain, die Mutter der britischen Buchmachers Ladbrokes und Coral, bemüht. Allerdings bietet der Sportwetten-Anbieter bereits doppelt so viel wie der Kasinobetreiber MGM Resorts, der Anfang des Jahres eine rund 8 Mrd. Pfund schwere Offerte abgegeben hatte. MGM Resorts und Entain betreiben seit 2018 das Gemeinschaftsunternehmen Bet MGM auf dem US-Markt. Wie Entain in einer Pflichtveröffentlichung mitteilt, wollte Draftkings ursprünglich nur 2 500 Pence je Aktie zahlen, was einem Kaufpreis von insgesamt 14,6 Mrd. Pfund entsprochen hätte. Nachdem sich der von Deutsche Bank und Morgan Stanley beratene Entain-Board nicht dafür erwärmen konnte, habe das Unternehmen den Einsatz auf 2 800 Pence erhöht – 16,4 Mrd. Pfund. Das entspricht einer Prämie von 46,2 % auf den Schlusskurs des Tages vor Bekanntwerden der Gespräche. Die US-Gesellschaft, die durch einen Reverse Takeover mit einem Spac (Special Purpose Acquisition Company) an die New Yorker Börse ging, bietet den Entain-Aktionären neben eigenen Aktien auch eine Barkomponente von 630 Pence.
Der Entain-Board werde das Angebot sorgfältig prüfen und sich, falls erforderlich, zu gegebener Zeit äußern, heißt es in der Pflichtveröffentlichung. Draftkings hatte im August bereits für 1,6 Mrd. Dollar Golden Nugget Online Gaming erworben.
Goldgräberstimmung
Die fortschreitende Legalisierung von Sportwetten in den Vereinigten Staaten hat in der Branche eine Art Goldgräberstimmung ausgelöst. „Wir haben den Verdacht, dass Bet MGM der wesentliche Grund für das Interesse von Draftkings ist“, schrieb die Analystin Laura Hoy von Hargreaves Lansdown. „Das könnte bedeuten, dass man sich später von anderen Geschäften wie den Ladbrokes- und Coral-Wettbüros trennen will.“ Caesars Entertainment war genau so vorgegangen, nachdem der Kasinobetreiber den britischen Buchmacher William Hill für 2,9 Mrd. Pfund erworben hatte. 888 nahm Caesars das internationale Geschäft ab (vgl. BZ vom 10. September). MGM Resorts, die unter anderem das Bellagio in Las Vegas betreibt, wird Hoy zufolge bei den Verhandlungen über die Konditionen ein Wörtchen mitzureden haben, was Draftkings dazu bewegen könnte, die Übernahme sausen zu lassen. Auch ein erneutes Angebot von MGM Resorts für Entain sei theoretisch denkbar, allerdings unwahrscheinlich, wenn man berücksichtige, wie stark der Kasinobetreiber seine ursprüngliche Offerte aufstocken müsste.
Bei William Hill war es Branchenexperten zufolge vergleichsweise einfach, das US-Geschäft herauszulösen. Entain gilt als ein in wesentlich höherem Maße integriertes, weltweit tätiges Unternehmen. Früher hieß es GVC Holdings. Ihm gehören auch Bwin, Foxy Bingo und Partypoker. Draftkings hat nun bis zum 19. Oktober Zeit, ein verbindliches Angebot vorzulegen.