DSW startet Kampagne gegen virtuelle Hauptversammlung
DSW votiert gegen virtuelle HV
Aktionärsvereinigung richtet Appell an zehn „Präsenz-Verweigerer“ im Dax
swa Frankfurt
Die Hauptversammlungssaison rückt näher, Unternehmen und Anteilseigner positionieren sich mit Blick auf das weiterhin umstrittene Format der Aktionärstreffen. Während sich große Unternehmen schon 2024 mehrheitlich für eine virtuelle Hauptversammlung entschieden haben und daran festhalten dürften, sprechen sich Aktionärsvertreter weiterhin vehement für Präsenzveranstaltungen aus.
Einen gezielten Vorstoß unternimmt nun die Aktionärsvereinigung DSW gemeinsam mit der Schweizer Vereinigung Ethos. Bei den Eidgenossen sehe die HV-Praxis noch anderes aus als in Deutschland, das virtuelle Format werde nur in Ausnahmefällen genutzt.
DSW im Schulterschluss mit Ethos
Vor diesem Hintergrund hat sich die DSW nach eigenen Angaben mit ihrem Schweizer Partner zusammengeschlossen, um sich bei den zehn Dax-Unternehmen mit der größten Marktkapitalisierung, „die auch nach Beendigung der Pandemie ununterbrochen am virtuellen Format festgehalten haben, für die Präsenz-Hauptversammlung stark zu machen“. Unterstützt werde die Initiative vom Ethos Engagement Pool International, der 117 schweizerische Pensionskassen vertrete, heißt es in einer Pressemitteilung.
„Am 23. Oktober haben DSW und Ethos unterstützt von Shareholders for Change und dem europäischen Verband Better Finance, die Vorstands- und Aufsichtsratsvorsitzenden aufgefordert, 2025 wieder in Präsenz zu tagen, da sie sonst gegen eine dann notwendige Satzungsermächtigung zur Fortführung des virtuellen Formates stimmen werden“, heißt es von der DSW. Die Unterzeichner der Kampagne haben nach Angaben der Aktionärsvereinigung gemeinsam mehr als 350 Mrd. Euro an Assets under Management. Viele Unternehmen müssen ihre zunächst auf zwei Jahre eingeräumte Ermächtigung für die virtuelle HV 2025 erneuern.
Individuelle Lösungen möglich
Auch in der gesetzlichen Neuregulierung der virtuellen HV nach der Pandemie ist es aus Sicht der Investorenvertreter nicht gelungen, im Online-Format „die Aktionärsrechte uneingeschränkt zu wahren“. „Der konstruktive, unmittelbare Austausch der Aktionäre mit der Verwaltung, aber auch der Dialog untereinander sind wichtige Elemente einer Hauptversammlung. Die Präsenz- oder hybride Hauptversammlung eröffnet Aktionären diese Möglichkeiten und erweitert – im Falle der hybriden Lösung − den Zugang für diejenigen Aktionäre, die das virtuelle Format bevorzugen. Sie bleibt daher das richtige und wichtige Format, da sie den Eigentümern des Unternehmens die Wahlfreiheit lässt, sich für ihr präferiertes Format zu entscheiden“, sagt DSW-Hauptgeschäftsführer Marc Tüngler. Das Gesetz ermögliche den Unternehmen individuelle Lösungen – "und das seit langer Zeit“.
Den Appell richten die Aktionärsschützer an zehn „Präsenz-Verweigerer“. Genannt werden Allianz, Beiersdorf, BMW, Deutsche Bank, Deutsche Börse, Eon, Infineon, Mercedes-Benz, Merck und Siemens. Siemens macht im Januar 2025 den Auftakt in die HV-Saison.
BASF schwenkt um
Eine rein virtuelle Hauptversammlung hat jüngst auch BASF angekündigt. „Andere Dax-Unternehmen haben mit diesem Format gute Erfahrungen gemacht. Wir möchten selbst ausprobieren, was für uns am besten funktioniert“, erklärte CEO Markus Kamieth den Sinneswandel. Das Chemieunternehmen hatte nach der Pandemie wieder zwei Aktionärstreffen in Präsenz veranstaltet.