Telekomausrüster

Ericsson setzt auf Campus-Netze

Ericsson rechnet im Geschäft mit privaten Unternehmensnetzen künftig mit mehr Wachstum als im Kerngeschäft mit öffentlicher Mobilfunkinfrastruktur. Insgesamt ist der Vorstand für die Gewinnentwicklung optimistisch.

Ericsson setzt auf Campus-Netze

hei Frankfurt

Ericsson hat trotz der anhaltenden Schwäche im wichtigen chinesischen Markt das vergangene Jahr mit einem Gewinnsprung im Schlussquartal abgeschlossen. Die Aktie schoss daraufhin in Stockholm um bis zu 9% auf 109,44 skr hoch. Bei einem Umsatzanstieg um 3% auf 71,3 Mrd. skr schnellte das Nettoergebnis um 41% auf 10,1 Mrd. skr in die Höhe. Ohne China, wo Ericsson mit Marktanteilsverlusten kämpft, die vom Unternehmen selbst als Retourkutsche für den Ausschluss von Huawei aus dem schwedischen 5G-Geschäft gewertet werden, hätten die Umsätze organisch um 5% zulegt. Das operative Ergebnis kam auf 11,9 Mrd. von zuvor 11 Mrd. skr voran, wobei Restrukturierungskosten von 400 Mill. skr zu verdauen waren.

Während die Erlöse im Kerngeschäft mit Netzen währungsbereinigt um 3% kletterten, traten sie bei den Digital Services auf der Stelle. Auch hier zeigte sich ein negativer Effekt aus China, bereinigt um diesen wären die Spartenumsätze ebenfalls um 3% gestiegen. Rückläufig waren auch die Patenteinnahmen von 2,6 Mrd. auf 2,4 Mrd. skr. Sie sollen im laufenden Quartal sogar auf 1 bis 1,5 Mrd. skr absacken, weil verschiedenen Verträge auslaufen. Kürzlich hat Ericsson zudem einen neuerlichen Patentstreit mit Apple losgetreten.

Deutlich zuversichtlicher

Für das laufende Jahr gibt sich der Telekomausrüster, dessen Umsatz noch immer maßgeblich vom Kerngeschäft mit Netzen abhängig ist, deutlich zuversichtlicher als zuletzt. Nach einer operativen Marge vor Abschreibungen von 14,6% im vergangenen Jahr will Ericsson im laufenden Jahr in einer Spanne von 14 bis 16% landen, während die Ausgaben für Forschung und Entwicklung weiter steigen sollen. Mittelfristig bleibt das Ziel eines Korridors von 15 bis 18%.

Konzernchef Börje Ekholm betonte bei der Zahlenvorlage, die fundamentale Dynamik im Netzwerkmarkt sei intakt. Allerdings rechnet er damit, dass private Unternehmensnetze, sogenannte Campus-Netze, mit der Zeit ein stärkeres Wachstum und eine höhere Profitabilität zeigen, als das Kerngeschäft mit öffentlichen Netzen. Deshalb will der Konzern diese Nachfrage nun stärker bedienen, setzt dabei allerdings auf Kooperation mit den Telekomnetzbetreibern. Dafür soll auch eine gemeinsame Plattform für solche Netze entwickelt werden.

Rivale Nokia hatte schon früher seine Wachstumsambitionen auf ­Campusnetze fokussiert und dabei auch davon profitiert, dass die Angebote der großen Telekomnetzbetreiber von den Unternehmen häufig als zu komplex und zu teuer befunden wurden. Ericsson wahrte bisher mehr Zurückhaltung, ebenso wie Huawei, um nicht in einen ­Konflikt mit den traditionellen Kunden der Telekombranche hineinzulaufen.

Im vergangenen Jahr musste Ericsson einen negativen Effekt von insgesamt 7 Mrd. skr aus Einbußen auf dem chinesischen Markt auf den Konzernumsatz verkraften. Dennoch gelang unterm Strich ein moderater Ergebnisanstieg. Der freie Cash-flow vor Akquisitionen sprang auf 32,1 Mrd. von 22,3 Mrd. skr. Der Barmittelbestand kletterte auf 65,8 (41,9) Mrd. skr. Die Aktionäre werden an der insgesamt positiven Entwicklung mit einer Anhebung der Dividende auf 2,50 (2,00) skr be­teiligt.

Ericsson
Konzernzahlen nach IFRS
in Mill. skr.20212020
Umsatz232 314232390
Rohertrag100 74993 724
Forschung und Entwicklung42 07439 714
Operatives Ergebnis31 78027 808
Konzernergebnis22 98017 623
Ergebnis je Aktie (skr)6,825,26
Operativer Cash-flow39 06528 933
Liquide Mittel54 05043 612
Börsen-Zeitung