Europas IPO-Markt nimmt langsam Fahrt auf
Europas IPO-Markt nimmt langsam Fahrt auf
Fünf Börsengänge im Bookbuilding – Ex-Tui-Tochter HBX Group debütiert nächste Woche – Finanzinvestoren hoffen auf Exit
cru Frankfurt
Europas IPO-Markt nimmt langsam Fahrt auf. Fünf Börsengänge – unter anderem in Madrid, Warschau und Prag – haben es bereits in die Bookbuilding-Phase geschafft, und die Ausgabepreise der Aktien werden aller Voraussicht nach am oberen Ende der Spanne festgelegt, wenngleich mit Abschlägen auf die Bewertung vergleichbarer börsennotierter Wettbewerber von bis zu einem Drittel. Das hebt die Stimmung am Markt und unter Investmentbankern.
Vor allem Finanzinvestoren setzen große Hoffnungen darauf, sich auf dem Wege des IPO von Unternehmensbeteiligungen trennen zu können. In Deutschland strebt noch vor Ostern der mit bis zu 10 Mrd. Euro bewertete Generikakonzern Stada aus dem Portfolio von Bain und Cinven an die Börse.
Doosan Skoda Powers als erstes
Am dichtesten vor dem Debüt steht indes der tschechische Energieanlagenhersteller Doosan Skoda Powers – das erste europäische IPO des Jahres. Am Donnerstag werden in Prag die Aktien der Tochter des koreanischen Doosan-Konzerns an Investoren zugeteilt. Mit der Emission sollen rund 100 Mill. Dollar eingespielt werden; gleich darauf startet auch der Handel. Es ist gewissermaßen ein Test, ob sich die positive Bookbuilding-Stimmung auch im ersten Kurs niederschlägt.
Ebenfalls in den Handel starten am Freitag die Aktien der Schweizer Biotech-Firma Bioversys, die Mittel gegen Antibiotika-Resistenzen entwickelt, sowie die Anteilsscheine der polnischen Laborkette Diagnostyka in Warschau, deren Eigentümer MidEuropa Partners mit dem IPO 420 Mill. Dollar einspielen will. Die Bewertung von Diagnostyka entspricht dem 7,6-fachen des geschätzten operativen Gewinns vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) für das Jahr 2025. Das entspricht einem beträchtlichen Abschlag gegenüber den vergleichbaren Wettbewerbern Medicover und Med Life, die mit dem rund Zwölffachen des operativen Gewinns bewertet werden.
Bioversys zum Festpreis
Die Bioversys-Aktien wurden in der Schweiz zum Festpreis von 36 sfr je Stück angeboten, bevor am Donnerstag die Bücher schließen. Das entspricht einem Gesamterlös von 80 Mill. sfr. inklusive Greenshoe. Darüber hinaus befindet sich der Luxusprodukte-Logistiker Ferrari Group aus Italien, der in Amsterdam an die Börse strebt, noch in der Vorvermarktungsphase.
Damit ist der Auftakt gemacht für den bisher größten und wichtigsten Börsengang des noch jungen Jahres: Am Montag (10. Februar) endet die Zeichnungsfrist für die Aktien der ehemaligen Tui-Tochter HBX Group (ehemals „Hotelbeds“), die in Madrid einen Emissionserlös von 750 Mill. Euro anpeilt. Der hochprofitable Hotelbettenvermittler gehört den Finanzinvestoren Cinven und EQT sowie dem kanadischen Pensionsfonds Canada Pension Plan Investment Board, die sich aber im ersten Schritt nur von einer kleinen Zahl von Aktien trennen. Der Löwenanteil des Erlöses fließt dem Unternehmen selbst zu.
Zuteilung am Dienstag
Schon jetzt ist das Orderbuch für HBX über die gesamte Preisspanne gut abgedeckt. Die Zuteilung erfolgt am 11. Februar und das Handelsdebüt am 13. Februar. Das Management reiste am Freitag noch nach London, um für die Emission zu werben. Bank of America, Citigroup und Morgan Stanley sind gemeinsame globale Koordinatoren und gemeinsame Bookrunner mit Barclays, BNP Paribas, Deutsche Bank, Santander und UBS. Alantra und BBVA/Oddo BHF sind Co-Lead-Manager und Evercore ist beratend tätig.
Die Marktkapitalisierung von HBX Group beträgt voraussichtlich rund 3 Mrd. Euro, der Steubesitz liegt dann bei rund 30%. Das Unternehmen arbeitet auf einer Business-to-Business-Basis und verbindet Anbieter, darunter mehr als 250.000 Hotels sowie Reiseerlebnis-, Transfer- und Autovermietungsunternehmen, mit rund 60.000 Kunden wie Reiseveranstaltern, Fluggesellschaften und Online-Reisebüros. Die IPO-Erlöse sollen den Verschuldungsgrad auf das 2,5-fache des Ebitda senken – von zuvor dem 3,2-fachen.