Evergrande bedient Yuan-Bonds
nh Schanghai
Der seit Monaten wegen massiver Überschuldung und akuter Zahlungsnöte im Brennpunkt der Finanzmärkte stehende Immobilienentwickler China Evergrande Group ist zur Erleichterung der Marktteilnehmer am Dienstag einer Kuponzahlung auf inländische in Yuan denominierte Anleihen nachgekommen. Nach Informationen von Reuters hat die das Kerngeschäft der Evergrande-Gruppe auf dem Festland verantwortende Tochter Hengda Real Estate Group Zinszahlungen über umgerechnet 19 Mill. Dollar fristgerecht beglichen.
Die Erfüllung der Zahlungsverpflichtung gegenüber den heimischen Anleihegläubigern gilt nicht als Überraschung, nachdem es Evergrande auch bisher gelungen war, ihren Zinszahlungen und Tilgungsverpflichtungen auf Yuan denominierte Anleihen nachzukommen und damit einen „Default“, sprich einen förmlichen Zahlungsausfall, zu verhindern. Allerdings stehen die Dollar-Bonds des mit Abstand größten chinesischen Emittenten von Hochzinsanleihen (Junk Bonds) weiterhin im Feuer.
Evergrande hatte im September und Oktober insgesamt bereits dreimal einen Zinskupontermin verstreichen lassen, ohne die überwiegend von internationalen Bondanlegern gehaltenen Dollartitel entsprechend zu bedienen. Allerdings weisen die im Hongkonger Offshore-Markt begebenen Dollar-Bonds von Evergrande eine sogenannte „Grace Period“ bzw. Nachreichfristklausel von 30 Tagen auf. Gelingt es Evergrande, die säumigen Zinszahlungen innerhalb der jeweiligen Frist noch nachzureichen, wird ein förmlicher „Default“ verhindert.
„Haircut“ erwartet
Das Gros der Marktteilnehmer rechnet allerdings damit, dass Evergrande über kurz oder lang in einem Schuldenrestrukturierungsverfahren landet, bei dem zumindest die Dollar-Bond-Gläubiger mit einem „Haircut“ (Schuldenschnitt) konfrontiert werden. Entsprechend notieren die Dollartitel von Evergrande aktuell nur noch bei etwa 25 Cent zum Dollar, haben also rund drei Viertel ihres Wertes eingebüßt.
Die akute Pleitegefahr des zweitgrößten Immobilienentwicklers im Reich der Mitte, der auf einem Schuldenberg von über 300 Mrd. Dollar sitzt, weckt Ängste bezüglich weitergehender Ansteckungsgefahren im Wohnimmobilienmarkt. Dies gilt umso mehr, als auch eine Reihe weiterer großer chinesischer Immobilienentwickler mit hohen Verschuldungsrelationen hantiert und mittelbar Gefahr läuft, in Zahlungsschwierigkeiten zu geraten.
Die Nervosität greift inzwischen auch auf chinesische Wohnungskäufer über. Diese müssen in der Regel in Vorkasse treten, um die Finanzierung von Apartmentkomplexen zu ermöglichen, und laufen Gefahr, dass Wohnungsbauprojekte durch eine Insolvenzproblematik verschleppt werden. Entsprechend manifestiert sich eine deutliche Käuferzurückhaltung im chinesischen Markt. Im September wurde ein Rückgang der verkauften Wohnungsflächen um 17% gegenüber dem Vorjahr registriert.