Gewinne der Dax-Konzerne schrumpfen
Dax-Konzerne verlieren Geschäft in Asien
Umsatzanteil der deutschen Top-Unternehmen in USA nimmt zu − Konjunktureller Gegenwind in Europa bremst − EY-Analyse der Quartalsbilanzen
cru Frankfurt
Zieht man das von der Inflation verursachte Umsatzwachstum ab, dann ist das Geschäft der größten börsennotierten deutschen Unternehmen zuletzt leicht geschrumpft. Nur dank der der Rekordwerte der Finanzbranche und wegen des Rüstungsbooms ist der Umsatz der Dax-Konzerne im dritten Quartal um 1% auf 438,5 Mrd. Euro gestiegen, während der operative Gewinn um 8% auf 35,9 Mrd. Euro schrumpfte. Der Erlöszuwachs bleibt damit unter der Inflationsrate - wenngleich es der größte Quartalsumsatz seit dem dritten Quartal 2022 war. Der operative Cashflow schrumpfte um 7% auf 52,5 Mrd. Euro, während die flüssigen Mittel um 9% auf 145 Mrd. Euro abschmolzen. Das geht aus der Analyse der Unternehmensberatung EY hervor.
Mehr als ein Drittel der Dax-Unternehmen verloren im dritten Quartal an Geschäft - darunter alle sechs Autoindustriekonzerne samt Daimler Trucks und Continental, deren Gewinn sich im Durchschnitt nahezu halbierte. Bei Industrieunternehmen insgesamt sank der Umsatz um 0,9% auf 378,3 Mrd. Euro, den dritthöchsten Wert für ein drittes Quartal.
Fast ein Drittel Nordamerika
Der Anteil der Regionen am Gesamtumsatz der Dax-Unternehmen hat sich in den vergangenen Monaten deutlich zugunsten Nordamerikas mit inzwischen 31% und zulasten des einstigen Wachstumstreibers Asien-Pazifik, dessen Konjunktur nun schwächelt, mit nur noch 17% verschoben. Abgesehen von Ökostromkonzernen wie RWE, die ihre Investitionen in erneuerbare Energien nach der Wahl von Donald Trump zum Präsidenten zusammenstreichen, läuft das US-Geschäft noch gut: Der in Nordamerika erwirtschaftete Umsatz kletterte im dritten Quartal um 5%, während er in Asien um 5% sank. Fast die Hälfte vom Umsatz entfällt auf Europa.
„Die Vielzahl an Krisen und Problemen, mit denen die Dax-Konzerne derzeit konfrontiert sind, schlägt sich zunehmend in den Geschäftszahlen der Unternehmen nieder“, sagt Henrik Ahlers, Vorsitzender der Geschäftsführung bei EY. „Das Umsatzwachstum lag erneut unter der Inflationsrate. Und gerade viele Industrieunternehmen zeigen nur geringe Wachstumsraten oder schrumpfen sogar."
Nicht alle schwächeln
Andererseits schafften es immer noch etliche Konzerne, bemerkenswert starke Zahlen vorzulegen. Es sei also keineswegs so, dass alle deutschen Top Konzerne sich in einem Abwärtsstrudel befinden – im Gegenteil: Für viele zeigt der Trend weiterhin nach oben. Dabei zahlten sich auch Restrukturierungsmaßnahmen der Vergangenheit oder Anpassungen des Geschäftsmodells aus.
Besonders stark wuchs der Umsatz beim Triebwerkshersteller MTU Aero Engines (239%), der den Antrieb für das europäische Kampfflugzeug der nächsten Generation liefert, sowie beim Panzerkanonen- und Artilleriemunitionshersteller Rheinmetall (40%) und bei der Deutschen Börse (22%). Den stärksten Umsatzrückgang verzeichnete dagegen RWE (minus 22%), gefolgt von BMW (minus 16%) und Infineon (minus 11%).
Beschäftigung noch stabil
Die Beschäftigung ist demnach nur noch leicht um 0,3% gestiegen. Zum 30. September 2024 waren bei den untersuchten und Angaben machenden 25 Konzernen insgesamt rund 3,065 Millionen Menschen beschäftigt, das sind rund 9.900 mehr als zum Vorjahreszeitpunkt. Am stärksten Stellen abgebaut haben Sartorius, Bayer und Continental.
Hohe Milliardengewinne fuhren Telekom, Allianz und Siemens ein. Doch im Durchschnitt ist der Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) der Dax-Konzerne um 8% auf 35,9 Mrd. Euro gesunken. Nur 22 der 37 untersuchten und Angaben machenden Unternehmen verzeichneten ein gestiegenes Ergebnis. Besonders stark leiden die Autohersteller Porsche, BMW und Mercedes-Benz. Besonders stark zugelegt haben beim Gewinn Eon, Siemens Energy und Hannover Rück.
1 Mrd. Euro mehr für Forschung
Im dritten Quartal 2024 investierten die 18 Angaben machenden Dax-Unternehmen rund 17,5 Mrd. Euro in Forschung und Entwicklung, das sind fast 6% bzw. 1 Mrd. Euro mehr als im Vorjahresquartal. Am stärksten zusammen gestrichen wurde die Forschung bei Daimler Trucks, MTU Aero Engines und Merck.