Rohstoffkonzern

Glencore kauft mehr Kohlekapazität

Der Schweizer Rohstoffkonzern Glencore macht sich zum Alleineigentümer des kolumbianischen Kohleproduzenten Cerrejon. Glencore erhöht seinen bisherigen Anteil von einem Drittel durch Übernahme der Anteile der paritätischen Joint-Venture-Partner...

Glencore kauft mehr Kohlekapazität

dz Zürich

Der Schweizer Rohstoffkonzern Glencore macht sich zum Alleineigentümer des kolumbianischen Kohleproduzenten Cerrejon. Glencore erhöht seinen bisherigen Anteil von einem Drittel durch Übernahme der Anteile der paritätischen Joint-Venture-Partner BHP und Anglo American. Die kolumbianische Mine hat 2019 im Tagbau 26 Mill. Tonnen Kraftwerkskohle gefördert und ist damit eine der größten Förderstätten ihrer Art weltweit. Glencore produzierte 2019 rund 140 Mill. Tonnen Kohle. 2020 ging das Volumen pandemiebedingt auf 106 Mill. Tonnen zurück.

Ironischerweise hat Glencore zeitgleich mit der gestrigen Ankündigung des Zukaufs in Kolumbien die eigenen Klimaziele erhöht. Die Firma will ihren CO2-Fußabdruck bis 2035 neuerdings um 50% statt wie bisher um 40% reduzieren. Für den abtretenden Glencore-Chef Ivan Glasenberg ist das kein Widerspruch. Der Glencore-Großaktionär (8%) betont in einer Medienmitteilung vielmehr die Überlegenheit der eigenen Klimastrategie gegenüber jener der sich nun verabschiedenden Joint-Venture-Partner: „Der Verkauf fossiler Rohstoffvorkommen ist nicht die Lösung. Die Rohstoffe werden so nur zum Thema von jemand anderem und es kommt absolut gesehen zu keiner Senkung der Emissionen.“ Der aus Südafrika stammende Glasenberg ist mit dem Kohlegeschäft bei Glencore groß und mächtig geworden.

Er hat das Kohlegeschäft des Konzerns in den vergangenen 30 Jahren gezielt und stark ausgeweitet. Ende Juni tritt der 64-Jährige von seiner Funktion als CEO zurück und übergibt den Posten an den ebenfalls aus Südafrika stammenden Gary Nagle. Auch er hat seine Karriere bei Glencore im Kohlegeschäft gemacht.

Nun liegt es an Nagle, den Plan zum Kohleausstieg umzusetzen. Dieser soll offiziell im Jahr 2032 beginnen, wenn die Förderlizenzen in Kolumbien auslaufen und nicht mehr erneuert werden. In den Jahren darauf will Glencore die Minen in Südafrika und Australien stilllegen.

Anglo American geht viel schneller und direkter vor. Der Konzern hat Anfang des Jahres die Ausgliederung der Kraftwerkskohleförderung in Südafrika in eine separate Holdinggesellschaft mit dem Namen Thungela angekündigt. Mit dem Verkauf der Cerrejon-Beteiligung vervollständigt Anglo die Separierung dieses CO2-intensiven Geschäftsbereichs. Auch der Rohstoffkonzern Rio Tinto hat sich in den vergangenen Jahren weitgehend aus der Kohleförderung zu­rückgezogen. Allerdings bleiben auch diese beiden Konzerne als große Eisenerz-Förderer in einer außerordentlich kohle- und energieintensiven Produktion tätig.

Während Anglo American und BHP der wachsenden Bedeutung des Klimaschutzes in der globalen Investoren-Gemeinde Rechnung zu tragen versuchen und das Kohleportefeuille rasch zu verkleinern trachten, will Glencore die sich bietenden Opportunitäten nutzen. Die Schweizer erwarten, dass sie für die 66% an Cerrejon rund 230 Mill. Dollar bezahlen müssen. Eine Summe, die durch den hohen Cash-flow in der Kohleförderung in nur etwa zwei Jahren zurückbezahlt sei. Der Zeitpunkt für den Deal scheint günstig.