Automotive

Hella sitzt auf dicken Orderbüchern

Mit Auftragseingängen von 10 Mrd. Euro im Rücken bläst der Autozulieferer Hella zur Aufholjagd. Damit die Profitabilität verbessert werden kann, müssen sich aber auch die Autohersteller bewegen.

Hella sitzt auf dicken Orderbüchern

ab Düsseldorf

Der auf Licht und Elektronik spezialisierte Autozulieferer Hella blickt mit Zuversicht in das neue Geschäftsjahr. Für eine Wiederbelebung des Geschäfts sprechen nach Einschätzung des seit Juli amtierenden CEO Michel Favre das prall gefüllte Auftragsbuch und eine langsame Entspannung am Halbleitermarkt, wie er bei der Präsentation des Geschäftsberichts erläuterte. Mit Auftragseingängen von mehr als 10 Mrd. Euro ist das Auftragspolster so dick wie nie zuvor. Gleichwohl blieben die Herausforderungen, die sich aus den geopolitischen Konflikten, steigender Inflation und Folgen der Corona-Pandemie ergäben, hoch, sagte der Franzose, der vom Hella-Mehrheitsaktionär Faurecia kommt.

Konkret nehmen die Lippstädter für den neuen Turnus einen Umsatz zwischen 7,1 bis 7,6 Mrd. Euro ins Visier. Das entspräche einem Zuwachs zwischen 14 % und 22 %. Der Start in den neuen Turnus stimme zuversichtlich, dass Hella die Zielsetzung erreiche, denn die Kunden säßen ihrerseits auf vollen Auftragsbüchern. Zwar trübe sich die Weltkonjunktur sichtlich ein, doch bis sich das in der Nachfrage bei den Autoherstellern niederschlage, dürften mindestens zwölf Monate vergehen, glaubt Finanzchef Bernard Schäferbarthold.

Zugleich soll auch renditeseitig wieder Boden gutgemacht werden. In Aussicht gestellt wird für den neuen Turnus eine Umsatzrendite bezogen auf das bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern von 5,5 % bis 7 %. Damit würde sich Hella zwar immer noch deutlich unterhalb des Zielwerts von 8 % bewegen. Verglichen mit den im abgelaufenen Turnus erwirtschafteten 4,4 % wäre es jedoch schon ein deutlicher Sprung.

Der Margeneinbruch um 3,6 Prozentpunkte in dem im Mai abgelaufenen Geschäftsjahr hatte vielfältige Ursachen. Allein die Inflation machte 1,4 Prozentpunkte aus, wie Favre erläuterte. Denn lediglich 0,6 Prozentpunkte der Kostensteigerungen für Material und Energie seien an die Kunden aus der Automobilindustrie weitergereicht worden. Darin spiegelt sich die Marktmacht der Autohersteller, die allen Engpässen zum Trotz im zurückliegenden Geschäftsjahr hohe Gewinne eingefahren haben.

Harte Verhandlungen

Nach Einschätzung von Schäferbarthold kann es so nicht weitergehen. Den Kunden einerseits völlige Flexibilität bei den Abrufen zuzubilligen, zugleich aber an den vertraglich vereinbarten Preisen in einem inflationären Umfeld nicht zu rütteln, halte die Industrie nicht durch. An diesem Punkt befinde sich Hella mit den Autoherstellern in Gesprächen. Ziel sei es, 80 % der höheren Inputkosten weiterzuwälzen. Druck auf die Marge ergab sich allerdings auch aus den geringen Marktvolumina und Ineffizienzen aufgrund fehlender Bauteile. Ein um 1 % höheres Absatzvolumen bringe 10 Basispunkte in der Marge, veranschaulichte Favre.

Angesichts der widrigen Rahmenbedingungen kam Hella 2021/22 mit einem blauen Auge davon. Der Umsatz bröckelte in währungsbereinigter Rechnung lediglich um 2,4 % auf 6,3 Mrd. Euro ab. Zum Vergleich: Der Markt für Pkw und leichte Nutzfahrzeuge gab zeitgleich um fast 9 % nach. Deutlicher fiel allerdings der Ergebnisrückgang aus. Das bereinigte Ebit und der Überschuss brachen um jeweils mehr als 45 % ein. Daher soll die Dividende auf 0,49 (i. V. 0,96) nahezu halbiert werden.

Mit Blick auf das Portfolio rückt das kleinste Segment, Special Applications, in den Fokus. Hier entwickelt Hella lichttechnische und elek­tronische Produkte für Spezialfahrzeuge wie Land- und Baumaschinen, Busse oder Wohnmobile. Das hochprofitable Geschäft stand zuletzt für einen Umsatz von 389 Mill. Euro. Hier würden Möglichkeiten der Weiterentwicklung ausgelotet. Auch ein Verkauf komme in Frage, wenngleich das Marktumfeld derzeit dagegen spreche.

Wertberichtigt Seite 6

Hella GmbH & Co. KGaA
Konzernzahlen* nach IFRS
in Mill. Euro2021/20222020/2021
Umsatz6 3266 380
Bereinigtes Ebit279510
 in % vom Umsatz4,48,0
Ebit278454
Nettoergebnis184360
Ergebnis/Aktie (Euro)1,633,22
Dividende/Aktie (Euro)0,490,96
Free Cashflow−26774
Nettofinanzposition−387103
*) Geschäftsjahr zum 31.5.Börsen-Zeitung
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