Hoffnungsschimmer im West End
hip London
Die Londoner Immobiliengesellschaft Shaftesbury hat die negativen Auswirkungen der Ausgangsbeschränkungen zur Pandemiebekämpfung auch im Ende März abgelaufenen Geschäftshalbjahr zu spüren bekommen. Wie einer Pflichtveröffentlichung zu entnehmen ist, brach der Nettoinventarwert nach den Kriterien der European Public Real Estate Association (EPRA) um mehr als ein Fünftel auf 583 Pence je Aktie ein.
Doch hat das Management einen Silberstreif am Horizont ausgemacht. „Nach mehr als einem Jahr nie dagewesener Verwerfungen hat eine breiter angelegte wirtschaftliche Wiederbelebung im West End eingesetzt“, sagte CEO Brian Bickell. Seit dem Beginn der Wiedereröffnung am 12. April habe man einen „ermutigenden Anstieg der Nachfrage nach Flächen und Mietverhältnissen“, die Rückkehr der Laufkundschaft und der Einnahmen an den Standorten des Unternehmens verzeichnet. Die Ausschüttungen an die Anteilseigner werden mit einer Zwischendividende von 2,4 Pence je Aktie wieder aufgenommen.
Shaftesbury ist ein großer Vermieter in Soho und Chinatown. Zum Portfolio gehören mehr als 600 Restaurants, Cafés und Geschäfte im Londoner Westen. Nach der Finanzkrise galt die Aktie des Real Estate Investment Trust (Reit) als sichere Anlage. Im West End war die Nachfrage potenzieller Mieter stets größer als das Flächenangebot. Die dort vorherrschenden Freizeitnutzungen galten als mehr oder weniger unempfindlich gegenüber konjunkturellen Schwankungen. Um die Ausbreitung des Coronavirus einzudämmen, mussten viele Kultureinrichtungen und Gaststätten ihre Pforten schließen. Der Leerstand belief sich Ende März noch auf 11,9%. Sechs Wochen später war er auf 11,3% zurückgegangen.
Ab dem 21. Juni werden immer mehr Arbeitnehmer aus dem Homeoffice an ihre Arbeitsstellen zurückkehren. Mit einer Erholung des internationalen Tourismus, von dem Viertel wie Theatreland und Carnaby Street stark abhängen, rechnet das Management allerdings nicht vor Ende kommenden Jahres. Die Wertberichtigungen fielen bei Einzelhandelsobjekten mit –18% am heftigsten aus, bei vom Freizeit- und Gastgewerbe belegten Flächen waren es –11%. Büroflächen wurden lediglich um 3,7% nach unten korrigiert.
Shaftesbury | ||
Konzernzahlen nach IFRS | ||
1. Halbjahr* | ||
in Mill. Pfund | 2020/21 | 2019/20 |
Umsatz | 53 | 66 |
Nettoeinkommen aus Immobilienbesitz | 27 | 46 |
Wertberichtigung auf Immobilien | – 331 | – 300 |
Operatives Ergebnis | – 314 | – 261 |
Vorsteuerergebnis | – 339 | – 288 |
Nettoergebnis | – 339 | – 288 |
Operativer Cash-flow | – 3 | 16 |
Liquide Mittel | 237 | 173 |
Nettoverschuldung | 723 | 937 |
*) jeweils per 31.3.Börsen-Zeitung |