Konkurrenz zu deutsch-französisch-spanischem Future Combat System
London, Rom und Tokio einigen sich auf Kampfjet der Zukunft
Druck auf Konkurrenzprojekt von Berlin, Rom und Madrid
bl Mailand
Italien, Großbritannien und Japan haben mit der Unterzeichnung eines Joint-Venture-Vertrages den Weg für den Entwurf, die Entwicklung und den Bau des neuen Kampfjet-Projekts GCAP (Global Combat Air System) frei gemacht. Ziel ist es, das neue Flugzeug 2035 in Dienst zu stellen.
Die drei Partner Leonardo, BAE Systems und Mitsubishi Heavy Industries sind an dem Vorhaben mit jeweils einem Drittel beteiligt. Italiens Verteidigungsminister Guido Crosetto hält es für wahrscheinlich, dass auch Saudi-Arabien dem Projekt beitritt. Die Araber dürften vor allem finanzielle Unterstützung leisten und größere Mengen des stark auf den Verkauf ins Ausland ausgerichteten Flugzeugs abnehmen. Es wird nicht erwartet, dass sie Einfluss auf die Entwicklung des Kampfjets nehmen.
Der Sitz der neuen Gesellschaft soll bei London sein. Der CEO-Posten soll rotieren, wobei ein Italiener den Auftakt macht. Ein Testflugzeug für den Kampfjet mit Deltaflügeln und Rolls-Royce-Triebwerken könnte in etwa drei Jahren fertig sein.
Die Gesamtkosten des Nachfolgers des Eurofighter Typhoon und der japanischen F-2 werden von Leonardo mit 45 Mrd. Euro angegeben. Die Briten haben bereits größere Beiträge für die Planung und Entwicklung geleistet. Italien hofft durch die Partnerschaft auf signifikante Impulse für die italienische Flugzeugindustrie.
„Ein Meilenstein für die Beteiligten“
Crosetto sagte, das gemeinsame Projekt sei ein Meilenstein für die Beteiligten und „gleichzeitig eine sehr starke Botschaft, denn unsere Partnerschaft ist eine Botschaft an den Rest der Welt“. Das ist sicher auch auf das europäische Konkurrenzvorhaben FCAS/SCAF (Future Combat Air System) Frankreichs, Deutschlands und Spaniens gemünzt. Die Partner Dassault Aviation, Airbus Defence and Space und Indra Systems wollen dieses Kampfflugzeug der sechsten Generation bis 2040 in Dienst stellen. 2028 soll ein erster Prototyp vorgestellt werden. Beobachter sind der Auffassung, dass sich Europa eigentlich schon aus Budgetgründen keine zwei Projekte dieser Größenordnung leisten kann.
Mit der Unterzeichnung des Joint-Venture-Vertrages hat das GCAP-Projekt eine weitere Klippe überwunden. Nach dem Labour-Wahlsieg in Großbritannien hatte es kurzzeitig Zweifel gegeben, die die Regierungschefs Giorgia Meloni, Keir Starmer und Shigeru Ishiba aber bei einem Treffen am Rande des G20-Gipfels in Rio de Janeiro (18. und 19. November) zu zerstreuen suchten. Die nationalen Parlamente der beteiligten Länder müssen dem Projekt noch zustimmen.