Konjunkturängste

Logistik­konzerne unter Druck

Aktien aus der Logistikbranche sind global unter Druck geraten. Auslöser waren schlechte Zahlen und eine gestrichene Prognose bei Fedex sowie verhaltene Prognosen einer Airline und einer Reederei für das Jahresende. Auch die Deutsche Post gerät in den Strudel.

Logistik­konzerne unter Druck

md Frankfurt

Am Freitag ging ein Beben durch die Logistikbranche. Auslöser war der US-Branchenriese Fedex. Das Unternehmen hatte zum einen Zahlen für das abgelaufene Geschäftsquartal vorgelegt, die von Analysten und Investoren einhellig als schwach beurteilt wurden; zum anderen hatte Fedex die Jahrespro­gnose komplett gestrichen. Darüber hinaus trug zur negativen Stimmung bei, dass die in Hongkong ansässige Fluggesellschaft Cathay Pacific ge­warnt hatte, dass das Frachtgeschäft zum Jahresende hin schwächer ausfallen könnte als im Vorjahr. Auch die französische Großreederei CMA CGM geht offenbar davon aus, dass nach dem Boom 2021 in diesem Turnus ein schwächeres zweites Semester bevorsteht.

Beide Konzerne, Cathay Pacific und CMA CGM, gelten mit ihren großen Frachtkapazitäten als Gradmesser für die wirtschaftliche Entwicklung; ihre Warnungen deuten auf eine möglicherweise geringere Nachfrage der Verbraucher in den letzten Monaten des Jahres hin.

Demgegenüber schlägt die Gruppe Deutsche Post DHL, der weltweit größte Logistikkonzern, bislang einen zuversichtlichen Ton an. Vorstandsmitglied John Pearson, verantwortlich für die DHL-Sparte Express, hatte sich erst am Donnerstag in einer Veranstaltung in Brüssel generell optimistisch zur zweiten Jahreshälfte geäußert. In diesem Bereich werden standardisierte Express- und Kuriersendungen, u. a. mit mehr als 320 Flugzeugen, weltweit befördert.

Deutsche Post voll Zuversicht

Vorstandsmitglied Oscar de Bok, zuständig für die DHL-Sparte Supply Chain, hatte am Mittwoch gesagt: „Ich sehe keinen Grund, warum sich unser Wachstumstempo verändern sollte.“ Die Sparte Supply Chain be­inhaltet die Kontraktlogistik, Lager- und Lagertransport-Dienstleistungen. Einfach ausgedrückt: Hier werden die Güter von DHL-Kunden gelagert, sortiert und versendet.

Im Bereich Suppy Chain war der Umsatz im ersten Halbjahr im Vergleich zur Vorjahreszeit um ein Fünftel und das operative Ergebnis (Ebit) um 23 % gesteigert worden. Im Express-Geschäft waren die Erlöse in der gleichen Zeit um knapp 17 % gewachsen; der operative Gewinn war allerdings leicht um 3 % gesunken, was nach Aussage von Finanzvorstand Melanie Kreis u. a. an den Lockdowns in Teilen Chinas lag.

Indes hatte Fedex das überraschend schlechte Abschneiden im abgelaufenen Geschäftsquartal und das Einkassieren der Prognose mit dem sich eintrübenden wirtschaftlichen Umfeld begründet. Die Transportvolumina seien im Sinkflug, beklagte CEO Raj Subramaniam. Der Konzern reduziere nun die Frachtflüge; einige Frachtjets würden sogar vorübergehend geparkt.

Durch die Mitteilungen vor allem von Fedex stieg unter Marktakteuren das Misstrauen hinsichtlich des kurz- bis mittelfristigen Geschäftsverlaufs der Logistiker. Die Fedex-Aktie brach im frühen Handel in New York um 24% auf 155 Dollar ein. Das Papier von United Parcel Service (UPS), das sich der laufenden Konsolidierung an den Börsen bisher weitgehend entziehen konnte, gab zeitweise um 6,4% nach. In Europa verloren Royal Mail, zusätzlich belastet durch eine Verkaufsempfehlung von J.P. Morgan, rund 7%. Die Aktie der Deutschen Post gab um 6,4% auf 33,50 Euro nach; das Verlaufstief von 33,05 Euro war – ebenso wie das Tagestief von Fedex – der tiefste Stand seit Juli 2020.

Doch die Probleme von Fedex sind nur zum Teil auf Wettbewerber übertragbar. So schrieb Brian Ossenbeck, Analyst von J.P. Morgan, dass schon das Ausbleiben der erwarteten „Frachtflut“ nach der graduellen Öffnung Chinas nach den Covid-Lockdowns in zahlreichen Regionen ein Warnzeichen gewesen sei. Fedex sei der führende Aircargo-Anbieter im asiatisch-pazifischen Raum; den Konzern treffe eine enttäuschende Nachfrage in dieser Region als Erstes und besonders hart, so Ossenbeck. Und im Heimatmarkt USA kämpfe Fedex auch mit hausgemachten Problemen. Ein Händler wies zudem darauf hin, dass Fedex einen Teil ihres Expressgeschäfts auf der Grundlage von Spot-Luftfrachtraten mache, die während der Pandemie stark gestiegen seien, nun aber insbesondere auf den asiatischen Strecken wieder zurückgingen. Die Kostenbasis bei DHL Express sei hingegen weitgehend fix und nicht von den Spotraten abhängig, weshalb die Bonner nicht unter der laufenden Normalisierung leiden dürften.

Allerdings ist auch die Deutsche Post stark im internationalen Frachtgeschäft engagiert. Die DHL-Sparte Global Forwarding, Freight – hier werden Waren über Schiene, Straße, den Luft- und Seeweg transportiert – war noch im zweiten Quartal der wichtigste Treiber: Der Umsatz war um 56 % gestiegen und das Ebit hatte sich verzweieinhalbfacht.

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