Krebsforschung

Morphosys übernimmt Biotechfirma in den USA

Den Aktionären von Constellation werden 1,7 Mrd. Dollar angeboten, ein Aufschlag von 70% auf den Kurs der letzten fünf Tage. Der Plan von Morphosys kommt an der Börse schlecht an.

Morphosys übernimmt Biotechfirma in den USA

jh München

Morphosys will für 1,7 Mrd. Dollar das Biotechunternehmen Constellation Pharmaceuticals mit Sitz in Cambridge (Massachusetts) übernehmen. Es beschäftigt sich wie Morphosys mit der Entwicklung von Wirkstoffen gegen verschiedene Arten von Krebs. Der Preis von 34 Dollar je Aktie bedeutet einen Aufschlag von etwa 70% auf den jüngsten Durchschnittskurs des an der Nasdaq notierten Unternehmens.

Bedingung für die Übernahme ist, dass eine Mehrheit der Anteile angedient wird. Das Angebot solle unverzüglich unterbreitet werden, kündigte das Unternehmen in Planegg bei München an. Der Abschluss der Transaktion wird für das dritte Quartal erwartet. Der Aktienkurs von Morphosys reagierte stark negativ auf den Plan: Am Mittwoch sank er in der Spitze um 16% auf den tiefsten Stand seit dem Sommer 2017.

Für die Finanzierung der Übernahme und weiterer Produktentwicklungen schloss Morphosys eine Partnerschaft mit Royalty Pharma ab: Das Unternehmen bezeichnet sich als größter Käufer von Lizenzgebühren in der Biopharmazie. Es zahlt Morphosys vorab rund 1,4 Mrd. Dollar und gewährt die Möglichkeit von Anleihen im Volumen von maximal 350 Mill. Dollar. Zudem wurden Meilensteinzahlungen von 150 Mill. Dollar und 100 Mill. Dollar für eine Barkapitalerhöhung von Morphosys unter Ausschluss des Bezugsrechts vereinbart. „Unser neuer Partner stellt uns mehr als 2 Mrd. Dollar zur Verfügung, damit wir die Entwicklung und Vermarktung unserer eigenen Arzneimittel vorantreiben können“, sagte Jean-Paul Kress, der Vorstandsvorsitzende von Morphosys.

Im Gegenzug tritt das Unternehmen Ansprüche auf Lizenzgebühren und Meilensteinzahlungen an Royalty Pharma ab. Der Anteil reicht je nach Präparat von 3 bis 100%. Darunter ist als einziges Medikament auf dem Markt Tremfya, für das Morphosys von Janssen Biotech, einem Tochterunternehmen des US-amerikanischen Konzerns Johnson & Johnson, Lizenzgebühren aus den Nettoumsätzen erhält. An Royalty Pharma werden diese vollständig abgegeben. Im vergangenen Jahr erhielt Morphosys aus den Verkäufen dieses Medikaments, unter anderem gegen Schuppenflechte, Tantiemen von 42,5 (i.V. 31,8) Mill. Euro.

Morphosys-Chef Kress wirbt für die Akquisition von Constellation. Die Übernahme stärke die Position des Unternehmens auf dem Gebiet Hämatologie-Onkologie, das sich mit der Therapie von bösartigen Tumoren, von Blutkrebs und anderen Blutkrankheiten befasst. „Unsere klinische Entwicklungs- und Vermarktungskompetenz eignet sich perfekt dazu, die Programme von Constellation zu beschleunigen“, sagte Kress. Forschung und Entwicklung (F&E) beider Unternehmen ergänzten sich.

Zwei Produktkandidaten

Constellation arbeitet nach Angaben von Morphosys an präklinischen Wirkstoffen und an zwei „führenden Produktkandidaten“. Einer der beiden, ein Wirkstoff gegen Knochenmarkkrebs, befinde sich in einer klinischen Phase-3-Studie. Der andere zur Behandlung von hämatologischen und soliden Tumoren sei in der Phase 2. Nach Darstellung von Morphosys werden beide in den nächsten Jahren voraussichtlich für eine Vielzahl von onkologischen Indikationen zugelassen. Für 2020 wies Constellation F&E-Kosten von 95,5 Mill. Dollar und einen Nettoverlust von 126 Mill. Dollar aus. Morphosys erzielte einen Überschuss von knapp 98 Mill. Euro.

Wertberichtigt Seite 8