Philips enttäuscht mit trübem Ausblick
hek Frankfurt
Der niederländische Medizintechnikkonzern Philips rechnet für das laufende Geschäftsjahr nur noch mit einer operativen Marge von rund 10% und einem Umsatzwachstum, bereinigt um Wechselkurseinflüsse sowie An- und Verkäufe, im Vergleich zu 2021 von 1% bis 3%. Bisher hatte das Management einen Margenanstieg um 40 bis 90 Basispunkte auf 12,4 bis 12,9% und eine Umsatzausweitung auf vergleichbarer Basis zwischen 3 und 5% in Aussicht gestellt.
Ausgelöst hat die Prognosekürzung das enttäuschende Abschneiden im zweiten Quartal. Vor allem die Lockdowns in China machten Philips zu schaffen. Darüber hinaus hätten Engpässe in den Lieferketten, hohe Inflationsraten und der Russland-Ukraine-Krieg für Gegenwind gesorgt, teilt der Konkurrent von Siemens Healthineers mit.
Folge ist ein Umsatzeinbruch in vergleichbarer Rechnung bezogen auf das zweite Quartal um 7% auf 4,18 Mrd. Euro. Der um Sondereinflüsse bereinigte Ertrag vor Zinsen, Steuern und Goodwill-Abschreibungen (Ebita) kollabierte von 532 Mill. in der Vorjahreszeit auf 216 Mill. Euro. Damit schrumpfte die Marge von 12,6% auf 5,2% der Erlöse. Analysten hatten mit 324 Mill. Euro Ebita, 4,23 Mrd. Euro Umsatz und einer Marge von 7,7% gerechnet.
In China seien der vergleichbare Erlös und der Auftragseingang um fast 30% zurückgegangen, berichtet CEO Frans van Houten. Die Produktion in mehreren Fabriken des Konzerns sowie in Werken von Lieferanten sei für zwei Monate ausgesetzt worden. Das habe die Herausforderungen in Bezug auf die globale Lieferkette und die Kosten verschärft. Die Fertigungsstopps in China hätten direkt auf die Ebita-Marge der Gruppe durchgeschlagen, und zwar um 120 Basispunkte aufgrund des geringeren Umsatzes und um weitere 110 Basispunkte aufgrund der Unterauslastung der Fabriken. Inflation und Kostendruck hätten zusätzlich 290 Basispunkte Marge gekostet.
Derweil setzt die Philips-Aktie, die im April 2021 noch rund 50 Euro kostete, ihre Talfahrt fort. Am Montag sackte der Euro-Stoxx-50-Titel im Handelsverlauf um 11% auf 19,30 Euro ab. Die Schweizer Großbank UBS konstatiert, dass der operative Gewinn die Konsensschätzung um 33% verfehlt habe. Infolgedessen könne die durchschnittliche Ebita-Markterwartung für 2022 um 15% sinken. Nach Einschätzung der Investmentbank Jefferies lässt selbst der neue Jahresausblick wenig Spielraum für Managementfehler.
Markante Erholung erwartet
In der Tat geht Philips von einer markanten Erholung in der zweiten Jahreshälfte aus. Für Juli bis Dezember werden ein vergleichbares Umsatzwachstum zwischen 6% und 9% und eine Marge jenseits von 13% (zweite Hälfte 2021: 12,7%) unterstellt. Zum Vergleich: Nach sechs Monaten stehen kümmerliche 5,7% Marge in den Büchern.
Auch die auf das Jahr 2025 ausgerichtete Mittelfristprognose, die auf dem Kapitalmarkttag 2020 präsentiert wurde, hat Philips revidiert. Grund sind vor allem die Zielverfehlungen in den Jahren 2021 und 2022. Statt des oberen Zehnerbereichs peilt das Management nur noch 14% bis 15% Ebita-Marge für 2025 an. Bisher strebte der Konzern ab 2021, ausgehend vom 2019er Niveau von 13,2%, einen Anstieg um 60 bis 80 Basispunkte jährlich an. Das Umsatzwachstum von 2023 bis 2025 siedelt der Konzern nun bei 4 bis 6% jährlich an. Für die Folgezeit stellt van Houten „weitere Verbesserungen“ in Aussicht. Zugleich verweist er auf ein „herausforderndes makroökonomisches Umfeld“. Das Reparatur- und Austauschprogramm für defekte Beatmungsgeräte komme voran, versichert der CEO. Bis heute seien 3 Millionen Ersatzgeräte und Reparatursets hergestellt worden. Bis Jahresende wolle man 90% der Produktion und Auslieferungen abschließen. Der Konzern geht davon aus, dass 5,5 Millionen Geräte repariert oder ersetzt werden müssen. Mit dem US-Justizministerium verhandelt Philips über die Bedingungen einer Einigung. Laut Firmenangaben wurden bis Ende Juni 100 Sammelklagen eingereicht.
Wertberichtigt Seite 8
Philips | ||
Konzernzahlen nach IFRS | ||
1. Halbjahr | ||
in Mill. Euro | 2022 | 2021 |
Umsatz | 8 095 | 8 057 |
Bereinigtes Ebitda | 948 | 1 341 |
Bereinigtes Ebita | 459 | 894 |
in % des Umsatzes | 5,7 | 11,1 |
Nettoergebnis | −171 | 192 |
Freier Cashflow | −890 | 336 |
Flüssige Mittel | 1 258 | 2 303 |
Nettoschulden | 6 743 | 4 676 |
Börsen-Zeitung |