Philips holt wieder mehr Aufträge herein
Philips holt wieder mehr Aufträge herein
Marge erholt sich auf 11,1 Prozent – Medizintechnikkonzern bestätigt Ausblick – Aktie haussiert
hek Frankfurt
Steigende Bestelleingänge und eine höhere Marge sorgen beim gebeutelten Medizintechnikkonzern Philips für gute Stimmung. Im zweiten Quartal 2024 kamen auf vergleichbarer Basis, also bereinigt um Währungs- und Portfolioveränderungen, 9% mehr Aufträge herein als in der Vorjahreszeit. Dieses Wachstum habe vor allem das Nordamerikageschäft getragen, sagt Firmenchef Roy Jakobs. Der CEO spricht von einer „starken Margenverbesserung in einem herausfordernden makroökonomischen Umfeld“. Die operative Umsatzrendite, gemessen am adjustierten Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Goodwillabschreibungen (Ebita), kam um einen Prozentpunkt auf 11,1% voran. Investoren honorierten den Quartalsbericht am Montag im Handelsverlauf mit einem Kursplus von 10%.
Vergleich geschlossen
Der niederländische Konzern war durch den Rückruf von rund 5,5 Millionen Beatmungsgeräten zur Behandlung von Atemaussetzern im Schlaf in die Bredouille geraten. Neben den Kosten für Instandsetzung und Ersatzgeräte sorgten vor allem Schadenersatzklagen und andere juristische Risiken für große Verunsicherung.
Vor drei Monaten brachte Philips einen milliardenschweren Vergleich mit US-Klägern auf den Weg, mit dem nach Firmenangeben Klagen auf Schadenersatz wegen Personenschäden und eine anhängige Sammelklage beigelegt werden. Die Vergleichssumme fiel mit 1,1 Mrd. Dollar deutlich niedriger aus als befürchtet.
Laut der Großbank Barclays hat Philips bei der operativen Marge positiv überrascht. Die Auftragsentwicklung wird als stark bezeichnet. Auch die Schweizer Bank UBS konstatiert, dass das bereinigte operative Ergebnis und der Ordereingang über den Erwartungen lägen.
Korruptionsbekämpfung bremst in China
Der Umsatz legte im zweiten Quartal um 2% auf 4,5 Mrd. Euro zu. Das Wachstum in reifen und wachsenden Regionen habe die Rückgänge in China ausgeglichen, teilt Philips mit. Hier bremst die Korruptionsbekämpfung in Krankenhäusern das Geschäft. China bleibe aber ein attraktiver Markt, versichert Jakobs, der gerade in der Volksrepublik weilte, in der Telefonkonferenz. Das Betriebsergebnis kletterte auf 816 (i.V. 221) Mill. Euro, weil 538 Mill. Euro Erträge aus Produkthaftungsversicherungen vereinnahmt wurden. Auf Halbjahresbasis zeigt der kurzfristig stärker schwankende Auftragseingang ein Plus von 3%. Für das Gesamtjahr peilt der Konkurrent von Siemens Healthineers und GE Healthcare weiter zwischen 3 und 5% vergleichbares Umsatzwachstum, eine bereinigte Ebita-Marge zwischen 11 und 11,5% und 0,9 Mrd. bis 1,1 Mrd. Euro freien Cashflow an. Die Marge der ersten Jahreshälfte liege im Plankorridor, ergänzt der vor seinem Abschied stehende CFO Abhijit Bhattacharya. Vor dem Hintergrund habe man auf eine Anhebung der Margenprognose verzichtet.
Rating-Ausblick angehoben
Die Ratingagenturen S&P und Moody’s haben den Ausblick für ihre Einstufung auf „stabil“ angehoben. S&P bewertet Philips mit „BBB+“, was bei Moody’s mit „Baa1“ korrespondiert.
Das stärkste vergleichbare Umsatzwachstum im Berichtsquartal zeigt mit 4% der Geschäftsbereich Diagnose und Behandlung, getrieben von bildgeführten Therapien und Präzisionsdiagnostik. Die operative Marge stieg auf 12,2 (10,6)%. Die beiden anderen Bereiche Verbundene Pflege und Persönliche Gesundheit (wie elektronische Zahnbürsten) steigerten den vergleichbaren Umsatz um 2%. Die Marge legte auf 8,8 (7,5) bzw. 16,9 (13,4)% zu, was im Wesentlichen auf das Produktivitätsprogramm und im Falle Verbundene Pflege auf höhere Preise zurückgeführt wird. Die Höhe der Einsparungen in Beschaffung, Betriebsmodell und anderen Programmen gibt Philips mit insgesamt 195 Mill. Euro im Quartal an.