Medizintechnikkonzern

Philips verschärft Stellenabbau

Der millionenfache Rückruf von Beatmungsgeräten und anhaltende Probleme in den Lieferketten haben den Medizintechnikkonzern Philips in die Krise gestürzt. Der neue CEO steuert gegen – mit massiven Stellenstreichungen.

Philips verschärft Stellenabbau

hek Frankfurt – Der neue -Chef Roy Jakobs verordnet dem kriselnden Medizintechnikkonzern eine umfassende Umstrukturierung und verschärft den Personalabbau. Zusätzlich zu den im Oktober angekündigten 4000 Arbeitsplätzen sollen bis 2025 weitere 6000 wegfallen, davon 3000 im laufenden Jahr, kündigen die Niederländer an. Damit streicht Philips jede achte Stelle.

Der zusätzliche Jobabbau sei schwierig, aber notwendig, sagt Jakobs, der seit gut 100 Tagen an der Konzernspitze steht. Philips schöpfe das volle Potenzial ihrer starken Marktpositionen nicht aus. Jakobs hat den langjährigen CEOs Frans van Houten Mitte Oktober abgelöst.

Der Konkurrent von Siemens Healthineers und GE Healthcare ist durch den millionenfachen Rückruf von Schlaftherapiegeräten und anhaltende Probleme in den Lieferketten in eine Krise gestürzt. Nach letzten An­gaben müssen 5,5 Millionen Geräte repariert oder ersetzt werden. Ursache ist ein zerfallender Schaumstoff, dessen Teilchen als möglicherweise krebserregend gelten. Die schadhaften Beatmungsgeräte dienen dazu, Atemaussetzer im Schlaf zu behandeln.

Den mittelfristigen Ausblick setzt Jakobs jetzt noch tiefer an. Im Juli hatte Philips das operative Margenziel für 2025 bereits vom oberen Zehnerbereich auf 14 bis 15% gekappt. Nun wird, bezogen auf das um Sondereinflüsse bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Goodwillabschreibungen (Ebita), nur noch der niedrige Zehnerbereich angepeilt. In den Folgejahren soll die Umsatzrendite dann in den mittleren bis hohen Zehnerbereich vorstoßen. Der freie Cashflow soll 2025 auf 1,4 Mrd. bis 1,6 Mrd. Euro steigen und nach 2025 mehr als 2 Mrd. Euro erreichen.

Für das laufende Jahr erwartet Philips nur ein niedriges einstelliges Umsatzwachstum auf vergleichbarer Basis. Infolge der schwächeren Konsumentennachfrage und der Probleme in den Lieferketten stimmt das Management auf einen langsamen Start ins Jahr ein. Die adjustierte Ebita-Marge für 2023 siedelt das Management im hohen einstelligen Prozentbereich an, den freien Cashflow zwischen 0,7 Mrd. und 0,9 Mrd. Euro. Im vergangenen Jahr war die Marge von 12,0% 2021 auf 7,4% eingebrochen. Die Auswirkungen der laufenden Gespräche mit dem US-Justizministerium über eine Einigung nach dem Beatmungsgeräte-Rückruf sowie laufende Rechtsstreitigkeiten bleiben bei der Prognose allerdings außen vor.

Mittelfristig kündigt Philips eine Wachstumsbeschleunigung auf Raten im mittleren einstelligen Prozentbereich an. Im Fokus stehe das organische Wachstum, sagt Jakobs.

Im vierten Quartal ist der befürchtete Rückgang des operativen Ge­winns ausgeblieben. Das bereinigte Ebita legte im Vergleich zum Vorjahreszeitraum leicht auf 651 Mill. Euro zu. Analysten hatten einen Rückgang auf 428 Mill. Euro erwartet. Der Umsatz kam, bereinigt um An- und Verkäufe sowie um Währungsverschiebungen, aufgrund nachlassender Engpässe in der Versorgung mit Komponenten um 3% auf 5,4 Mrd. Euro voran.

Für das Gesamtjahr steht allerdings noch ein Umsatzminus von 3% auf 17,8 Mrd. Euro in den Büchern. Dafür macht das Management fehlende Zulieferungen, niedrigere Verkäufe in China, die Folgen des Rückrufs von Beatmungsgeräten und den Angriff Russlands auf die Ukraine verantwortlich. Unter dem Strich stehen 1,6 Mrd. Euro Fehlbetrag, der vor allem dem Rückruf und Goodwillabschreibungen geschuldet ist. Der CEO räumt in der Telefonkonferenz ein, dass Philips in der Vergangenheit nicht gut gearbeitet habe.

Die Dividende belässt Philips bei 0,85 Euro. Sie wird in Form von Aktien gezahlt. Die Aktie, die einen heftigen Kurssturz hinter sich hat, reagierte am Montag mit einem Kursanstieg von 6% im Handelsverlauf. Die US-Bank J.P. Morgan warnt, dass Investoren die Kurserholung angesichts der Rechtsstreitigkeiten zum Ausstieg nutzen könnten.

Die Umstrukturierung zielt darauf ab, die Lieferketten zu regionalisieren, operative Abläufe zu vereinfachen und die Komplexität zu verringern. Die Forschung wird näher ans Geschäft herangerückt und die Zahl der Entwicklungsprojekte verringert. In F&E will Philips künftig 9% des Umsatzes investieren – 2022 waren es 10,5%.

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