Porsche empfiehlt sich mit Rekorden fürs IPO
Von Sebastian Schmid, Frankfurt
Die Geschäftszahlen des Sportwagenbauers Porsche hätten Anlass zum Jubeln geboten: Erstmals wurden mehr als 300000 Fahrzeuge im Jahr produziert, die Erlöse kletterten um 15% auf den Rekordwert von gut 33 Mrd. Euro, das operative Ergebnis fiel ebenfalls besser denn je aus (siehe Grafik) – beste Voraussetzungen für das von Volkswagen erwogene IPO der Sportwagentochter also. Doch mit Blick auf das Leid, das unschuldige Menschen durch den Krieg in der Ukraine erfahren, werde die Bedeutung solcher Erfolge in eine andere Perspektive gerückt, wie CEO Oliver Blume in der Bilanzpressekonferenz am Freitag erklärte.
Auch der operative Blick in die Zukunft fällt dem Sportwagenbauer schwerer als selbst im pandemiebedingt unsicheren Vorjahr. Eine Prognose für den Absatz traut sich Porsche aufgrund der unsicheren Lage derzeit nicht zu. Zuletzt hatte das Unternehmen wegen fehlender Teile aus der Ukraine die Produktion in Leipzig temporär angehalten. Nach zwei Jahren mit zahlreichen Schocks für die Lieferkette (Pandemie, Halbleitermangel und nun der Krieg) sehe sich Porsche ihre Aufstellung in der Beschaffung noch einmal grundsätzlich an, wie CFO Lutz Meschke auf Nachfrage bestätigte. Neben der Teilebeschaffung gehe es auch um Rohstoffe. Wo bisher Single Sourcing akzeptiert worden sei, wolle Porsche künftig mindestens auf Dual Sourcing setzen. Zudem arbeite man daran, die Transparenz zu erhöhen und Know-how in wichtigen Technologiefeldern auszubauen.
Die Neujustierung bedeute indes keinesfalls, dass sich Porsche aus der Konfliktregion zurückziehen wolle. „Wir sind aus der Ukraine immer hervorragend beliefert worden, und wir wollen die sehr guten Lieferbeziehungen zu unseren Partnern dort so bald wie möglich wieder aufnehmen“, versicherte Blume.
Während die Unsicherheit rund um den Krieg eine Absatzprognose aus Sicht von Porsche derzeit nicht möglich macht, wurden die Elektrifizierungspläne konkretisiert. 2025 soll weltweit bereits die Hälfte der verkauften Porsches einen E-Antrieb haben. Das wäre mehr als eine Verdopplung gegenüber 2021. Die Profitabilität soll darunter nicht leiden. Zwar sei Porsche mit den Stromern noch nicht auf dem Renditeniveau der Verbrenner, aber deutlich „in Richtung prozentual zweistelliger Rendite unterwegs“, so Meschke. Mit zusätzlichen Skaleneffekten und sinkenden Batteriepreisen dürften E-Autos mindestens ebenso viel Rendite abwerfen wie ein Verbrenner, versicherte der CFO. In zwei bis drei Jahren könne es so weit sein.
Um die nötigen Skaleneffekte zu erreichen, setzt Porsche nach dem Taycan zunächst auf die Elektrifizierung der „kleineren“ Modelle im Portfolio. Vor dem großen SUV Cayenne wird also der Macan als vollelektrisches Modell 2023/2024 in den Handel rollen. Mitte des Jahrzehnts folgt der 718 (Boxster und Cayman) als erste Zweisitzer-Plattform. Der aktuelle Macan war 2021 der meistverkaufte Porsche noch vor dem Cayenne. Letzterer soll ebenso wie die Sportlimousine Panamera erst in der zweiten Hälfte des Jahrzehnts vollelektrisch werden.
Laut Blume liegt Porsche bei der Elektrifizierung schon heute über Plan und hat die Zielsetzung daher ambitionierter formuliert. Bis 2030 soll nun 80% des Porsche-Absatzes rein batterieelektrisch angetrieben sein. Bislang hatte Porsche lediglich zum Ziel gehabt, dass 80% der Autos dann voll- oder teilelektrisch angetrieben sein sollen. Neben der Elektrifizierung will Porsche auch in der Digitalisierung innovativ bleiben. Unter anderem habe man mit dem Apple-Vorstand einige spannende Projekte diskutiert, sagte Blume. Dabei gehe es um mehr als den Ausbau der Carplay-Funktionen im Auto.
Porsche AG | ||
Konzernzahlen nach IFRS | ||
in Mill. Euro | 2021 | 2020 |
Umsatz | 33138 | 28695 |
Bruttoergebnis | 8857 | 7540 |
Operatives Ergebnis | 5314 | 4177 |
Nettoergebnis | 4038 | 3166 |
Operativer Cashflow | 6416 | 4140 |
Liquide Mittel | 8406 | 5862 |
Produktion (in Tsd.) | 300 | 263 |
Mitarbeiter (Anzahl) | 36996 | 36359 |
Deutschland | 33089 | 32661 |
Börsen-Zeitung |