Condor

Rettung von der Grünen Insel

Es wird nicht viele Leute geben, die schon einmal von Attestor Ltd. gehört haben. Und das dürfte ganz im Sinne der verschwiegenen Beteiligungsgesellschaft von Jan-Christoph Peters sein, die in der Nähe des Portman Square im schicken Londoner...

Rettung von der Grünen Insel

Von Andreas Hippin, London

Es wird nicht viele Leute geben, die schon einmal von Attestor Ltd. gehört haben. Und das dürfte ganz im Sinne der verschwiegenen Beteiligungsgesellschaft von Jan-Christoph Peters sein, die in der Nähe des Portman Square im schicken Londoner Viertel Marylebone ein ganzes Stockwerk belegt – gleich gegenüber vom Nobelitaliener Locanda Locatelli. Nun hat sie über ein irisches Vehikel namens Trinity Investments Designated Activity Company die Mehrheit am deutschen Ferienflieger Condor übernommen. Ein Sitz innerhalb der EU ist für den Betrieb einer Fluggesellschaft in der Staatengemeinschaft Voraussetzung. Zudem bietet die Grüne Insel steuerliche Vorteile, die sie zum Standort der Wahl für Anlagevehikel aller Art machen. Die 200 Mill. Euro seien Eigenkapital, ohne Leverage, der Anlagehorizont nicht auf ein paar Jahre begrenzt wie bei so vielen Buy-out-Fonds, ist zu hören. Weitere 250 Mill. Euro sollen in die Modernisierung der Langstrecken-Flotte investiert werden, wenn das Geschäft erst einmal wieder in Gang gekommen ist. Dahinter steckt die Hoffnung, dass sich die aufgestaute Feriennachfrage schnell Bahn bricht. Zudem kam Condor mit recht schlanken Kostenstrukturen aus dem Schutzschirmverfahren heraus.

Woher die Kundengelder kommen, die investiert werden sollen, ist nicht so einfach nachvollziehbar. Der „Key Executive“ von Trinity wird von CRIF Vision-Net auch noch für 194 andere Gesellschaften als Direktor geführt. Als größten Anteilseigner führt Solocheck.ie den Fondsdienstleister Ocorian Corporate Trustees. Attestor betreibt auch einen Hedgefonds auf den Kaimaninseln, den Attestor Value Fund. Wie Tausende anderer Firmen gibt er Ugland House als Geschäftsadresse an, ein fünfstöckiges Gebäude auf Grand Cayman. Der Vorteil der Kaimaninseln für Investoren liegt darin, dass sie eine Doppelbesteuerung ihrer Erträge vermeiden können. All das ist branchenüblich und weder unehrenhaft noch verwerflich. Schön wäre nur, wenn es etwas transparenter gemacht würde. Denn man fragt sich schon, warum für so ein Investment so komplexe Strukturen benötigt werden. Aufklärung darüber könnte sich eher bezahlt machen als die 150 000 Pfund, die Attestor der Electoral Commission zufolge ab Dezember 2019 an die regierenden Konservativen gespendet hat.