Fluggesellschaften

Ryanair-Chef: IAG unter Druck

Ryanair-Chef Michael O‘Leary erwartet, dass sich der Rivale IAG vom Flaggschiff British Airways trennen muss. Sein Argument: Auf EU-Ebene bekämen Deutschland und Frankreich stets, was sie wollten.

Ryanair-Chef: IAG unter Druck

hip London

Frankreich und Deutschland werden Ryanair–Chef Michael O’Leary zufolge darauf dringen, dass die Airline-Gruppe IAG ihr Flaggschiff British Airways (BA) ausgliedern muss. Politiker und Lobbyisten aus beiden Ländern hätten die FTSE-100-Gesellschaft ins Visier genommen, berichtet der „Telegraph“ unter Berufung auf den Chef des irischen Billigfliegers. „Ich halte es für unvermeidbar, dass die Ausgliederung von BA aus IAG erzwungen wird“, sagte O’Leary. „IAG wird eine spanisch-irische Gruppe.“ Zur International Consolidated Airlines Group (IAG) gehören neben BA auch Aer Lingus, Iberia und Vueling.

Das Thema „Ownership“ war in dem mit heißer Nadel gestrickten Abkommen zwischen Großbritannien und der EU über die kommenden Handelsbeziehungen nach dem Brexit offen geblieben. Brüssel schreibt vor, dass sich die Mehrheit einer Airline im Besitz von Anlegern mit Sitz innerhalb des Handelsblocks befinden muss. Sonst droht der Verlust wichtiger Verkehrsrechte. Noch ist diese Regel ausgesetzt. Irland, Spanien und Ungarn dürften ihre Abschaffung begrüßen. Weitere Verhandlungen sind vorgesehen.

„Nationale Interessen sind in der Airlinebranche allgegenwärtig“, zitiert der „Telegraph“ frühere Äußerungen des HSBC-Luftfahrtexperten Andrew Lobbenberg. „IAG vor neue strategische Herausforderungen zu stellen würde die Geschäftsinteressen von Air France-KLM und Lufthansa fraglos befördern.“

IAG bringt das in eine schwierige Lage. Zwar ist die Gesellschaft der Meinung, durch ihre in Madrid angesiedelte Struktur allen Vorgaben gerecht zu werden. Die Aufsichtsbehörden in Irland und Spanien bescheinigen ihr das auch. Im Board gibt es zudem eine Mehrheit von unabhängigen Mitgliedern aus der EU. Doch lassen sich Regeln unterschiedlich interpretieren, und die Gruppe hat mit Katar bereits einen außereuropäischen Großaktionär. „Die Spanier versuchen alles zusammenzuhalten“, sagte O’Leary. „Aber auf europäischer Ebene ist es normalerweise so, dass die Deutschen und Franzosen bekommen, was sie wollen.“ Lobbenberg zufolge könnte IAG ihr Nicht-EU-Geschäft (BA) ausgliedern und würde danach den EU-Vorgaben entsprechen. O’Leary zufolge könnte ihre Reaktivierung durch den Krieg in der Ukraine noch etwas verzögert werden.

Spekulationen über Easyjet

Der Ryanair-Chef äußerte sich zudem zur Zukunft der Wettbewerber Easyjet und Wizz Air: „Ich glaube nicht, dass Wizz und Easyjet als unabhängige Airlines überleben werden“, sagte O’Leary. „Sie werden entweder fusionieren und zu einem großen Airbus-Betreiber über Europa hinweg werden. Oder Wizz wird sich mit jemandem wie Lufthansa zusammenschließen, und Easyjet wird von jemandem wie BA oder Air France aufgesammelt.“