Schaeffler vergrätzt Anleger mit gedämpftem Ausblick
Schaeffler vergrätzt Anleger
mit gedämpftem Ausblick
Fränkischer Autozulieferer erwartet für Elektrosparte Verlust
sck München
Den deutschen Autozulieferern macht die Nachfrageschwäche nach Elektroautos und die allgemeine Konjunkturflaute schwer zu schaffen. Nach einer verhaltenen Prognose von Continental tags zuvor schreckte auch Schaeffler die Anleger mit einem gedämpften Ausblick fürs laufende Jahr ab. Während die Aktie des Dax-Konzerns aus Hannover regelrecht abstürzte, fielen die Kursverluste des SDax-Mitglieds mit Sitz im fränkischen Herzogenaurach nicht ganz so hoch aus. Nach Veröffentlichung der endgültigen Bilanzzahlen 2024 büßte das Papier von Schaeffler im Xetra-Handel zeitweise 3,3% auf 4,46 Euro ein. Nach einer leichten Kurserholung im Februar fiel der Titel damit auf das niedrige Niveau vom August vergangenen Jahres zurück. Ende Januar notierte der Anteilschein sogar unter der Schwelle von 4 Euro.
Zur Bilanzvorlage sprach Vorstandschef Klaus Rosenfeld zwar von einer gelungenen Übernahme des Regensburger Elektroautoantriebsspezialisten Vitesco, er machte den Investoren allerdings keine Hoffnung, dass sich die Lage in Bezug auf die Profitabilität 2025 grundlegend verbessert. Der CEO bezeichnete seine Prognose dennoch als „vorsichtig optimistisch“. Auch dieses Jahr werde „von Volatilitäten geprägt sein.“ Das Management rechnete mit einem Umsatzzuwachs in einer Bandbreite von 23 Mrd. bis 25 Mrd. Euro. Konsolidierungseffekte nach dem Erwerb von Vitesco tragen dazu bei.
Im vergangenen Jahr steigerte der Konzern die Erlöse um 12% auf 18,2 Mrd. Euro. Das war ebenfalls auf die größte Akquisition in der Unternehmensgeschichte von Schaeffler zurückzuführen. Damit verfehlte die neu formierte Unternehmensgruppe knapp die Erwartungen der Analysten. Diese gingen im Schnitt von 18,5 Mrd. Euro aus. Schaeffler veröffentlichte ihre Bilanzeckdaten bereits Ende Januar.
Verlust in Elektrosparte befürchtet
Bei der Marge auf Basis des um Sondereffekte bereinigten Ergebnisses vor Zinsen und Steuern (Ebit vor Sondereffekten) stellte die Konzernspitze eine Spanne „zwischen 3 und 5%“ in Aussicht nach einem Rückgang um 2,8 Prozentpunkte auf 4,5% im vergangenen Jahr. Im Geschäftsfeld Elektromobilität rechnet das Management mit Verlusten vor Sondereffekten. Schaeffler geht in diesem Bereich von einer negativen Rendite von 14 bis 17% aus. Die anderen Sparten sollen diese Defizite überkompensieren.
Was vor bzw. nach Steuern herauskommen könnte, ließ die Konzernführung in ihrem Ausblick offen. Konsensschätzungen von Analysten für 2025 veröffentlichte Schaeffler auf ihrer Internetseite noch nicht. Aufgrund der weiteren Belastungen kann es sein, dass der Konzern im laufenden Jahr abermals rote Zahlen schreibt. Das Unternehmen rechnet mit einem Rückgang des freien Cashflow vor Ein- und Auszahlungen für Mergers & Acquisitions von „minus 200 Mill. bis 0 Mill. Euro“. 2024 schrumpfte dieser Wert um 57 Mill. auf 363 Mill. Euro.
Dividende gekürzt
Im vergangenen Jahr verbuchte der hoch verschuldete Konzern einen Mini-Gewinn vor Steuern von nur noch 3 Mill. Euro nach erwirtschafteten 575 Mill. Euro ein Jahr zuvor. Ein wesentlicher Dämpfer waren die Mehrkosten infolge des Abbaus tausender Stellen und die Zinsbelastungen aufgrund der gestiegenen Finanzverbindlichkeiten. Die Folgekosten der Übernahme von Vitesco sorgten dafür, dass die Sonderbelastungen um nahezu die Hälfte auf 517 Mill. Euro sprangen. Im November 2024 gab das Unternehmen bekannt, insgesamt 4.700 Stellen zu streichen, davon 2.800 in Deutschland. Währenddessen verschlechterte sich das Finanzergebnis auf minus 291 Mill. Euro. 2023 waren es minus 259 Mill. Euro. Bei einer um über 6 Mrd. auf 21,4 Mrd. Euro gesprungenen Bilanzsumme lag zum Jahresultimo der Anteil des Eigenkapitals von insgesamt gut 4 Mrd. Euro bei 18,6%. Ein Jahr zuvor betrug die Quote 26%.
Die langfristigen Finanzschulden erhöhten sich aufgrund der Vitesco-Übernahme 2024 um 2,1 Mrd. Euro oder zwei Drittel auf 5,1 Mrd. Euro. Die kurzfristigen Finanzverbindlichkeiten kletterten um 10% auf nahezu 1 Mrd. Euro. Hohe Ertragsteuern von 608 Mill. Euro sorgten dafür, dass Schaeffler einen Nettoverlust von 605 Mill. Euro auswies. 2023 erzielte der Konzern noch einen Gewinn nach Steuern von 335 Mill. Euro.
Trotz dieses Verlusts will Schaeffler für 2024 eine Dividende aus der Substanz zahlen, wenngleich deutlich weniger. Vorstand und Aufsichtsrat schlagen je Stammaktie 0,25 Euro vor. Für 2023 zahlte Schaeffler noch 0,44 je Stammaktie und 0,45 Euro je Vorzugsaktie. Im Zusammenhang mit der Verschmelzung der Vitesco änderte Schaeffler auch ihre Aktiengattung, um die Liquidität des Anteilscheins zu erhöhen.