Thomas Preuss, DTCP

„Softbank ist ein toller Name“

Die Investmentgesellschaft Digital Transformation Capital Partners hat für ihren jüngsten Venture-Fonds zum ersten Closing 300 Mill. Dollar eingesammelt. Zum ersten Mal mit dabei ist ein prominenter Technologieinvestor aus Japan.

„Softbank ist ein toller Name“

Von Stefan Paravicini, Berlin

Für junge Technologiefirmen ist es in den vergangenen Monaten erheblich schwieriger geworden, an Risikokapital zu kommen. Das Volumen und die Zahl der Finanzierungsrunden sind vor dem Hintergrund wachsender makroökonomischer Risiken, von Zinswende und Inflation kräftig gesunken. Für Investmentfirmen, die frisches Geld für neue Venture-Fonds einsammeln, ist die Lage vergleichsweise stabil. Im ersten Halbjahr sammelten Venture-Capital-Gesellschaften in Europa nach Angaben des Informationsdienstes Pitchbook et­was mehr als 12 Mrd. Euro bei Investoren ein und lagen damit auf Kurs zum Niveau des Vorjahres. Die Zahl der in den ersten sechs Monaten geschlossenen Fonds lag zum Stichtag allerdings bei 98 und würde bei gleichbleibendem Tempo auf den niedrigsten Wert seit 2013 hinauslaufen. Ein Zeichen, dass Investoren im aktuellen Umfeld bei der Auswahl der Fonds selektiver sind.

„Im vergangenen Jahr schien der Zugang zu Kapital unbegrenzt. In diesem Jahr hat sich das geändert“, sagt Thomas Preuss, Managing Partner im Growth Equity Team der Hamburger Investmentgesellschaft Digital Transformation Capital Partners (DTCP), die gerade das erste Closing ihres dritten Wachstumsfonds verkündet hat. Für den Growth Equity Fonds III sind bislang 300 Mill. Dollar zusammengekommen. Zu den Investoren zählt neben der Deutschen Telekom, die DTCP 2015 als eigenständige Gesellschaft ausgegründet und den ersten Fonds noch allein bestritten hatte, erstmals auch die japanische Softbank. „Softbank ist ein toller Name“, sagt Preuss, der sich von dem prominenten Technologieinvestor Signalwirkung für mögliche weitere Investoren erhofft.

Ziel sei es, die Investorenbasis mit dem neuen Fonds zu verbreitern und ein langfristiges Fundament für DTCP als europäischen Growth Equity Investor zu schaffen. „Wir haben eine Mischung aus institutionellen Investoren mit Pensionsfonds, Family Offices sowie Corporates wie Telekom und Softbank“, beschreibt er die LP-Basis nach dem ersten Closing.

Die Deutsche Telekom sei nach wie vor der größte Einzelinvestor mit Softbank als Nummer 2. Die Zielgröße des Fonds wird nicht kommuniziert. „Mit den 300 Mill. Dollar haben wir aber mehr als die Hälfte des geplanten Fondsvolumens erreicht.“

Spezialist für B2B-Software

Mit den beiden Vorgängerfonds Growth Equity Fonds I (2015) und Growth Equity Fonds II (2018) hat DTCP insgesamt rund 410 Mill. Dollar in 32 Unternehmen aus dem Segment Unternehmenssoftware in Europa, Israel und den USA investiert. „Wir sind ein Spezialist. Es gibt niemanden in Europa, der das auf dem gleichen Niveau macht wie wir“, sagt Preuss zum Fokus auf B2B-Software. Dabei verfolge DTCP einen konservativeren Investmentansatz als viele andere Risikokapitalgeber im Wachstumssegment. „Im vergangenen Jahr mussten wir uns manchmal die Frage anhören, warum wir nicht aggressiver investieren. Unsere Antwort darauf war, dass wir das Marktumfeld als überhitzt ansehen und die Bewertungen für überzogen halten. Das halten uns unsere Investoren jetzt zugute. Sie wissen, dass wir unsere Investmentstrategie sehr diszipliniert umsetzen.“

Der Investmentprozess von DTCP ist datengetrieben. „Wir drehen den Investmentprozess um, denn typischerweise startet der Prozess mit einer qualitativen Analyse. Wir machen es genau andersrum, nämlich quantitativ, und haben dafür eine eigene Software für das Benchmarking der besten Unternehmen entwickelt“, sagt Preuss. Auch DTCP investiere in Unternehmen, die operativ noch Verluste schreiben. Umso mehr achte man aber auf Kennzahlen wie die Cash-Effizienz. „Für jeden Dollar, der investiert wird, müssen mindestens 50 Cent Umsatz hinzukommen“, beschreibt Preuss eine Anforderung an die Unternehmen.

Weil DTCP mit ihrem Wachstumsfonds meistens erst ab der Series B bei Unternehmen einsteigt, die bereits annualisierte Softwareumsätze von 10 Mill. Euro oder mehr erwirtschaften, stünden in den Unternehmen ausreichend viele historische Daten zur Verfügung, um Technologie- und Marktrisiken genau bewerten zu können. „Wir haben verschiedene KPIs definiert und kennen die ideale Flugkurve für die Entwicklung dieser Kennzahlen. Wenn die KPIs abweichen, wissen wir genau, welche Fragen wir stellen müssen.“ Auf Basis dieser Analyse erfolge die Bewertung. Für uns geht es dann darum, das Produkt weltweit in die Märkte zu bekommen“, sagt Preuss zur Zusammenarbeit mit den Portfoliounternehmen.

Die jüngste Bewertungskorrektur bei Technologiewerten versteht Preuss auch als Chance. „Die letzten zwei Jahre waren eine Anomalie, und der vorausgegangene Bull Run war ebenfalls außergewöhnlich. Dass die Bewertungen jetzt ein bisschen zurückgedreht werden, ist sehr gut.“

DTCP investiere nur in die Top 3 der Marktführer in den einzelnen Subsegmenten. Solche Unternehmen hätten auch in der Krise weiter Zugang zu Kapital und könnten deshalb schneller wachsen als die Wettbewerber. Mit dem KI-Start-up Cognigy­.ai­ aus Düsseldorf hat DTCP bereits das erste Investment mit dem neuen Fonds getätigt. „Wir schauen uns die Märkte jetzt genau an und können bei den richtigen Opportunitäten einsteigen“, sagt Preuss. Er rechne im Schlussquartal oder spätestens Anfang des nächsten Jahres mit einer Stabilisierung in den Märkten und interessanten Möglichkeiten bei Software im Bereich Automatisierung und Digitalisierung.

Der Exit über einen Börsengang dürfte noch länger verschlossen bleiben. „Wir erwarten in den nächsten zwei Jahren vermehrt M&A-Transaktionen wie unseren Verkauf von Signavio an SAP“, sagt Preuss. In der Investmentstrategie von DTCP spielten Märkte mit hoher Übernahme­aktivität deshalb eine herausgehobene Rolle. „Wir finden Börsengänge natürlich super, man ist aber davon abhängig, dass das Fenster an den Märkten geöffnet ist“, erklärt Preuss.

Von den bislang elf erfolgreichen Exits seit 2015 habe DTCP nur einen über ein IPO realisiert, namentlich den 180 Mill. Dollar schweren Börsengang des US-Softwareunternehmens Fastly im Frühjahr 2019.

M&A-Szenarien im Fokus

„Wir investieren in Märkte, in denen Unternehmen Technologien einkaufen. Und wir investieren bei einer Einstiegsbewertung unterhalb von 1 Mrd. Dollar, damit wir auch in einem M&A-Szenario einen attraktiven Return erzielen“, sagt Preuss. Die meisten Trade Sales bewegten sich unterhalb von 1,5 Mrd. Dollar. In dieser Größenordnung spielte auch der Verkauf der Berliner Signavio an SAP Anfang 2021, an der sich DTCP 2019 beteiligt hatte.

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