Springer-Nature-Aktie startet mit Kurssprung in den Handel
Springer Nature hebt zum Start ab
Kurs des Wissenschaftsverlags springt am ersten Handelstag nach oben − IPO-Projekt „Skywalker“ gelingt im dritten Anlauf
cru Frankfurt
Springer Nature ist mit einem Kurssprung in den Handel gestartet. Der erste Kurs des Wissenschaftsverlags wurde am Freitag in Frankfurt von der Baader Bank mit 24 Euro festgestellt, nachdem die Anteile zu 22,50 Euro das Stück platziert worden waren - und damit in der oberen Hälfte der Preisspanne, die von 21 bis 23,50 Euro reichte. Im Verlauf wurden 24,47 Euro bezahlt, was im Vergleich zum Ausgabepreis ein Plus von 8,8% war. In der Spitze hat der Anstieg sogar 9,6% betragen. Der Grund: Springer Nature wurde zum Ausgabepreis um bis zu 50% bescheidener bewertet wird als vergleichbare Wettbewerber wie die in London gelistete Relx Group, zu der der direkte Springer-Nature-Konkurrent Reed Elsevier gehört. Relx wird mit dem fast 28-Fachen des 2025 erwarteten Gewinns gehandelt (KGV), während es bei Springer Nature nur das 13-Fache ist.
Springer Nature hatte 2018 schon einmal einen Börsengang gestartete und am letzten Tag des Bookbuilding wieder abgeblasen. „Es ist kein großes Geheimnis, dass dies nicht das erste Mal ist, dass wir diese Reise antreten“, spielte CEO Frank Vrancken Peeters, der das Berliner Unternehmen von Den Haag aus führt, vor dem Läuten der Glocke im alten Handelssaal der Börse auf die IPO-Versuche 2018 und 2020 an: „Welchen akademischen, lateinischen Namen haben wir also diesmal für unser Projekt gewählt? Skywalker. Und warum? Es ist die größte Macht im Universum - und Yoda war schon vergeben!“
Deutsche Bank federführend
Federführend wurde das IPO von Deutsche Bank, J.P. Morgan und Morgan Stanley begleitet. Die Marktkapitalisierung liegt bei 4,5 Mrd. Euro, der Streubesitz bei 13% und der Emissionserlös bei 520 Mill. Euro. Der Löwenanteil davon geht mit 320 Mill. Euro an den Finanzinvestor BC Partners, dessen Anteil am Unternehmen nach elf Jahren Beteiligung durch den Verkauf bestehender Aktien von 47% auf 36% sinkt. Für neue Aktien erhält das Unternehmen 200 Mill. Euro und baut damit die Schulden von derzeit rund 1,9 Mrd. Euro ab. Der Anteil des Hauptaktionärs Holtzbrinck verwässert durch die Kapitalerhöhung von 53% auf 51%.
Es ist der dritte größere Börsengang in Deutschland in diesem Jahr - nach dem Flop der Parfümeriekette Douglas aus dem Portfolio der Private-Equity-Firma CVC und dem Senkrechtstart des Panzergetriebeherstellers Renk aus dem Bestand von Triton. Europaweit waren die Parfüm- und Kosmetikgruppe Puig aus Spanien, der Hautpflegekonzern Galderma aus der Schweiz und der Finanzinvestor CVC in Amsterdam die größten Debüts. Für den weiteren Verlauf des Jahres erwarten Banker in Deutschland keine großen Börsengänge mehr. Im kommenden Jahr werden vor allem das IPO der ZF-Airbag-Tochter Lifetec und die Aufspaltung des Autozulieferkonzerns Continental als Kandidaten genannt. Andere Firmen wie der Fernbusbetreiber Flix, bei dem Kühne zusammen mit EQT eingestiegen ist, oder der Tankkartenanbieter DKV Mobility, den die Gründerfamilie Fischer nach dem Anteils-Rückkauf von CVC wieder vollständig kontrolliert, sind von der Liste der IPO-Kandidaten wieder verschwunden.
Laut Thomas Schweigl, Managing Director Equity Capital Markets bei der Deutschen Bank, hat Springer Nature „alles, was Anleger bei Börsengängen im aktuellen Marktumfeld suchen": "Das Unternehmen verfügt über eine gute Größe und Streubesitzanteil, ist Branchenführer mit einem starken Markennamen und hat ein robustes Profil mit nachhaltigem Wachstum.“ Auch bei den Margen würden die Anleger Wachstumspotenzial gepaart mit hohem Anteil an freiem Cashflow und Renditen über Dividenden sehen. Zudem verspreche die Aktie Aufwärtspotenzial durch Technologie und KI.
„Langfristige Anleger“
„Wir sahen eine hohe Nachfrage bei globalen Anlegern“, sagt Schweigl. „So lag der Börsengang in der oberen Hälfte der Preisspanne, wobei die Allokation stark zugunsten langfristig orientierter Anleger ausfiel.“ Das Transaktionsfenster sei zum richtigen Zeitpunkt gekommen, mit ausreichend Puffer zu den US-Wahlen. Gleichzeitig habe der Börsengang von mehreren Aktienindizes auf Allzeithoch profitiert. Hinzu gekommen seien der Beginn des Lockerungszyklus der Fed in den USA und Konjunkturimpulse aus China.
Springer Nature ist der dritte größere Börsengang in Deutschland in diesem Jahr - nach Douglas und Renk. Für den weiteren Verlauf des Jahres erwarten Banker in Deutschland keine großen IPOs mehr. Für 2025 werden vor allem die ZF-Airbag-Tochter Lifetec und die Aufspaltung von Continental als Hoffnungswerte genannt.