Die Springer Nature AG & Co. KGaA startet mit der Bekanntgabe der Preisspanne ihren Börsengang. Demnach soll die angepeilte Marktkapitalisierung bei bis zu 4,7 Mrd. Euro liegen und der Emissionserlös bei 600 Mill. Euro – bei einem Streubesitz von rund 13%. Damit fällt das erste größere europäische IPO in der zweiten Jahreshälfte deutlich bescheidener aus als noch vor einigen Monaten erhofft. Beim IPO des Wissenschaftsverlags wird der Löwenanteil des angepeilten Emissionserlöses mit rund 400 Mill. Euro an den Finanzinvestor BC Partners gehen, dem bisher 47% der Anteile gehören und der damit den Ausstieg einleitet. Die Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck, die 53% hält, wird dagegen keine Aktien abgeben. Die entsprechenden Angaben aus dem bei der BaFin eingereichten Wertpapierprospekt teilte das Unternehmen mit Sitz in Berlin am Montag mit.

Das Angebot soll demnach neu ausgegebene Aktien aus einer Kapitalerhöhung mit einem angestrebten Bruttoerlös von 200 Mill. Euro für den Schuldenabbau sowie bestehende Aktien aus dem Besitz von BC Partners umfassen. Es soll ein öffentliches Angebot an Privatinvestoren und Institutionelle in Deutschland sowie Privatplatzierungen im Ausland umfassen. Die Preisspanne für die Aktien wurde auf 21 bis 23,50 Euro je Aktie festgelegt.

Die Zeichnungsfrist beginne am 24. September (Dienstag) und ende voraussichtlich am 1. Oktober. Der erste Handelstag der Aktien wird voraussichtlich der 4. Oktober 2024. Laut Springer-Nature-CEO Frank Vrancken Peeters hat der Wissenschaftsverlag „sowohl operativ als auch finanziell konstant starke Ergebnisse erzielt“. „Das bisherige Interesse der Investoren sehen wir als starkes Vertrauensvotum in den Wert (...).“ Vorbehaltlich der endgültigen Preisfestsetzung sollen bis zu 9.523.810 neue Aktien platziert werden.

Die Preisspanne entspricht einer Marktkapitalisierung von insgesamt zwischen 4,2 Mrd. Euro und 4,7 Mrd. Euro. Abhängig vom Gesamtvolumen des Angebots könnte der erwartete Streubesitz in einer Spanne von 11,7% bis 13,5% (bei vollständiger Ausübung der Greenshoe-Option) liegen. Springer Nature beabsichtigt, den Bruttoerlös aus dem geplanten Verkauf der neuen Aktien in Höhe von 200 Mill. Euro zum weiteren Abbau der Finanzverschuldung des Unternehmens und zur Optimierung der Finanzierungsstruktur zu verwenden. Infolgedessen könnte der Verschuldungsgrad nach dem Angebot auf das 2,4-Fache des operativen Gewinns (Ebitda) reduziert werden – gegenüber dem 2,7-Fachen Mitte 2024. Der 1842 in Berlin gegründete Verlag bringt 13.000 Fachbuchtitel jährlich auf den Markt und verlegt 3.000 Fachzeitschriften.  Im vergangenen Jahr hat Springer Nature 1,9 Mrd. Euro Umsatz und ein bereinigtes Betriebsergebnis von 511 Mill. Euro erzielt. Das Unternehmen, das seit September 2019 von Vrancken Peeters als CEO von Den Haag aus geführt wird, hatte beim ersten IPO-Versuch 2018 eine Erstnotierung mit einem vorher festgelegten Emissionserlös von 1,2 Mrd. Euro geplant. Doch am letzten Tag des Bookbuildings wurde der Börsengang doch noch abgesagt – nur wenige Stunden nach der Meldung, das Orderbuch sei gefüllt („covered“). Der Verschuldungsgrad lag damals beim 4,6-Fachen des Ebitda.

Die Verschuldung wurde seither deutlich gesenkt auf weniger als 2 Mrd. Euro, und das IPO-Syndikat hat sich seit 2018 leicht verändert. Die Deutsche Bank wurde an der Spitze neben J.P. Morgan und Morgan Stanley als gemeinsame globale Koordinatoren hinzugefügt. Joint Bookrunner sind BNP Paribas, Commerzbank, Goldman Sachs und Unicredit.

Als vergleichbare Wettbewerber von Springer Nature gelten Wolters Kluwer, der börsennotierte britische Online-Datenbankanbieter Relx Group (früher Reed Elsevier) und Informa Academic, Teil der britischen Informa mit Sitz in der Schweiz. Reed Elsevier als der Wissenschaftsverlag innerhalb von Relx Group wird mit dem 15- bis 18-Fachen des Ebitda bewertet. Auch Taylor & Francis als Sparte innerhalb von Informa liegt beim 15-Fachen des Ebitda. Springer Nature würde bei der angestrebten Bewertung einen kräftigen Abschlag gegenüber den gelisteten Konkurrenten hinnehmen.