Sunmirror will wichtigster Kobaltlieferant werden
Von Martin Dunzendorfer,
Frankfurt
Die Rohstoff-Holding Sunmirror wird durch die Übernahme der finnischen Latitude 66 Cobalt für knapp 46 Mill. Euro zum zweitgrößten Eigner von Kobaltressourcen auf dem europäischen Kontinent. Das betont Heinz Rudolf Kubli, CEO von Sunmirror, im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. Lat 66, so die gängige Abkürzung, wurde vor vier Jahren gegründet und kontrolliert laut Kubli in Finnland ein Explorationspaket von über 9000 Quadratkilometern. „Das am weitesten fortgeschrittene Minenerschließungsprojekt von Lat 66 ist die viertgrößte bekannte Kobaltlagerstätte in der EU und die zweitgrößte, die noch nicht abgebaut wird“, schwärmt er.
Der Abschluss der Übernahme erfolgt unter der Bedingung, dass Sunmirror eine Kapitalerhöhung über 70 Mill. Euro umsetzt. „Das ist die Untergrenze“, erklärt Kubli. Die Differenz zwischen der Einnahme durch die Kapitalerhöhung und dem Kaufpreis für Lat 66 werde für Gutachten, Lizenzen und die Erschließung der Minen verwendet. Bis Ende November, so der CEO, werde man die Kapitalerhöhung und den Lat-66-Deal abgeschlossen haben.
Sunmirror, die bislang nur Minen – vor allem mit Goldvorkommen – in Australien erschloss, reitet mit der Lat-66-Übernahme nicht nur auf der Elektromobilitäts-, sondern auch auf der Nachhaltigkeitswelle, denn die europäische Wirtschaft muss Rohstoffe wie Kobalt zunehmend aus Quellen beziehen, bei denen strenge Anforderungen an ESG (Umwelt, Soziales und verantwortungsvolle Unternehmensführung) beachtet werden (siehe nebenstehenden Bericht). Gerade Kobalt ist hier ein schwieriges Thema, wird doch in vielen der Länder mit großen Reserven wenig auf ESG geachtet. So wird in der Demokratischen Republik Kongo mehr Kobalt gefördert als irgendwo sonst auf der Welt. Doch immer wieder hört man von Kinderarbeit in oft ungesicherten Minen sowie ökologischem Raubbau in dem zentralafrikanischen Land.
„Wir haben das Portfolio in Europa ausgebaut, um Metalle nachverfolgbarer Herkunft auf dem europäischen Batteriemarkt anzubieten, auf dem Nachhaltigkeit eine immer stärkere Rolle spielt“, sagt Kubli.
Die im schweizerischen Zug ansässige Sunmirror, die bis vor einem Jahr unter Dynastar firmierte, konzentriere sich bei der Akquisition und Erschließung inzwischen auf Metalle und Mineralien, die für die Energietransformation bedeutsam sind, vor allem Kobalt und Lithium. Die Abbauphase wird bei einer Erfolge versprechenden Exploration sowohl in den australischen Goldminen als auch bei Lat 66 frühestens in etwa drei Jahren beginnen.
Die Aktie wird im Freiverkehr an den deutschen Regionalbörsen Düsseldorf und Berlin sowie in Wien gehandelt. Weil sich nach Angaben Kublis in Gesprächen mit institutionellen Investoren gezeigt habe, dass diese die Aktien von Sunmirror gerne an einer Börse gehandelt sähen, sollte die Couno Resources (heute: Sunmirror Luxembourg) an die Börse gebracht werden. „Wir haben dann geprüft, wo sich das zügig bewerkstelligen lässt“, so der CEO. Im Freiverkehr Düsseldorf gab es vor rund einem Jahr einen Mantel, den man erworben habe: Dynastar. Anschließend kam es zu einem Reverse Takeover. „So haben wir uns auch den Zugang zum Kapitalmarkt gesichert, denn es bedarf großer Summen, um die Minen anzulegen und die Rohstoffressourcen abzubauen.“
Die Börsenumsätze in Sunmirror sind jedoch gering. Mitunter gibt es wochenlang keine Transaktion, auch weil der Festbesitzanteil hoch ist: Allein die vier größten Anteilseigner, u. a. aus Asien und den Emiraten, halten rund 48% der Aktien. Um weiteren Institutionellen den Einstieg zu ermöglichen, soll Sunmirror laut Kubli bis Ende November in den regulierten Markt überführt werden. Doch das war auch schon in einer Mitteilung im November 2020 versprochen und Anfang dieses Jahres für Februar zugesagt worden, ohne dass es dazu kam. Nicht über den Ankündigungsstatus hinaus kamen auch die in Aussicht gestellte Aufnahme der Notierung an der Frankfurter Börse und auf Xetra sowie die Einführung der Aktien an der Börse London im zweiten Quartal. Dass die Bilanz des Geschäftsjahres 2020/21 (30. Juni) noch nicht veröffentlicht wurde, wirkt kaum vertrauensfördernd.
Kubli zeigt sich hinsichtlich einer erfolgreichen Kapitalerhöhung dennoch zuversichtlich und verweist auf die erwartete Geschäftsentwicklung: „Die Aussichten für die Metalle und Mineralien, die Sunmirror vermarkten will, bleiben äußerst attraktiv.“ Vor einer Substitution hat Kubli keine Angst: „Kurz- bis mittelfristig geht kein Weg an der Lithium-Ionen-Batterie vorbei.“ Und langfristig, in zehn Jahren oder mehr, werde der Bedarf an Kobalt und Lithium so stark sein, dass Substitute sogar als Nachfrageentlastung willkommen seien.