VW-Beschäftigte protestieren gegen Sparpläne des Vorstands
VW-Beschäftigte protestieren gegen Sparpläne des Vorstands
Warnstreiks ausgeweitet – Gewerkschaft avisiert Eskalation
ste Hamburg
Im Ringen um Perspektiven für die finanziell angeschlagene Volkswagen AG hat sich auch bei den neuerlichen Tarifverhandlungen zwischen Unternehmen und den Gewerkschaftsvertretern am Montag keine Lösung angebahnt. Die Gespräche dauerten bei Redaktionsschluss dieser Ausgabe noch an. Um die Wettbewerbsfähigkeit vor allem der margenschwachen Kernmarke VW Pkw zu verbessern und die operative Marge bis 2026 auf 6,5% von zuletzt 2% zu erhöhen, plant der Vorstand massive Kostensenkungen. Im Raum stehen neben Einschnitten von 10% bei den Tariflöhnen erstmals Werksschließungen in Deutschland sowie betriebsbedingte Kündigungen.
Die vierte Tarifverhandlungsrunde wurde von einem neuerlichen und ausgeweiteten Warnstreik begleitet. An neun der zehn deutschen VW-Standorte legten die Beschäftigten für vier Stunden die Arbeit nieder, bundesweit beteiligten sich nach Gewerkschaftsangaben bis zum Mittag rund 68.000 VW-Arbeiter an dem Ausstand. Nach Ablauf der Friedenspflicht hatten am Montag vergangener Woche rund 100.000 VW-Arbeiter in den Werken für zwei Stunden ihre Arbeit niedergelegt.
„Stinksauer und fassungslos“
An diesem Montagvormittag versammelten sich laut IG Metall allein im Wolfsburger Stammwerk rund 38.000 Beschäftigte aus der Früh- und Normalschicht, um gegen die Sparpläne des Vorstands zu protestieren. Erstmals trat vor Beginn der Verhandlungsrunde auch Gewerkschaftschefin Christiane Benner vor die Beschäftigten und kritisierte die Unternehmensführung. Sie sei „stinksauer und fassungslos“ über das Agieren des Vorstands. Statt intelligenter Lösungen böten sie Kahlschlag und Stellenabbau.
Benner monierte bei der Kundgebung fehlenden Kompromisswillen des Vorstands. „Der Vorstand bewegt sich bisher keinen Millimeter, das geht so nicht.“ Die Arbeitnehmervertreter hatten im November einen Vorschlag zur Senkung der Arbeitskosten um rund 1,5 Mrd. Euro unterbreitet, den Vorstandschef Oliver Blume in einer Betriebsversammlung am vorigen Mittwoch als bei weitem nicht ausreichend bezeichnet hatte.
Lösung wäre Aufbruchsignal
„Ich will, dass wir hier eine Lösung finden, ich will, dass VW den Wandel schafft“, betonte Benner weiter. „Das wäre ein Aufbruchsignal für den gesamten Standort Deutschland. “ Dem VW-Management warf die Erste IG-Metall-Vorsitzende vor, seit Jahren viele falsche Entscheidungen getroffen zu haben und dadurch das Unternehmen in die aktuelle Lage gebracht zu haben. Deshalb werde die IG Metall nicht akzeptieren, dass die Beschäftigten die Zeche zahlen und dass VW-Werke geschlossen werden.
VW-Verhandlungsführer Arne Meiswinkel hatte vor Beginn der Gespräche am Montag unterstrichen, der Autobauer benötige „eine kurzfristig umsetzbare und nachhaltig wirkende Kostenentlastung". Nur so könne man in wirtschaftlich herausfordernden Zeiten wettbewerbsfähig bleiben. VW müsse seine Überkapazitäten reduzieren und Fabrikkosten senken. VW-Betriebsratschefin Daniela Cavallo bekräftigte ihrerseits vor der Tarifverhandlungsrunde, dass es mit ihr keine Werksschließungen, Massenentlassungen und harten Einschnitte in den Haustarif geben werde. Der Vorstand müsse endlich abrücken von seinen Maximalforderungen. IG Metall-Verhandlungsführer Thorsten Gröger kündigte an, wenn die Warnstreiks nicht reichten, folge „auf das Silvesterfeuerwerk eine Eskalation, die dieses Unternehmen noch nicht erlebt hat“.