Weniger „Dry Powder“ für Finanzinvestoren
cru Frankfurt
Die noch nicht investierten Kapitalzusagen – im Fachjargon „Dry Powder“ – für Investments abseits der Börsen (Private Markets) sind 2022 erstmals seit Jahren deutlich gesunken, und zwar um rund 10 % auf 2,3 Bill. Dollar gegenüber dem Höchststand von rund 2,5 Bill. Dollar im Jahr 2021. Das ist eine der Kernaussagen aus dem „Market Overview 2023“ des auf Private-Equity-Fondsbeteiligungen spezialisierten Assetmanagers Hamilton Lane, der fast 1 Bill. Dollar für seine Kunden verwaltet.
Die Gründe hierfür liegen darin, dass das Kapital kontinuierlich in Deals investiert wurde – in Beteiligungen an Unternehmen, Krediten, Infrastruktur oder Immobilien – und sich gleichzeitig das Einwerben neuer Mittel verlangsamt hat. Das Fundraising ist für die erfolgsverwöhnte Private-Equity-Branche mühsamer geworden. Für 2022 wird erwartet, dass die Mittelbeschaffung von ihrem Höchstwert von 1,4 Bill. Dollar im Jahr 2021 um 17 % auf geschätzte 1,1 Bill. Dollar zurückgeht.
2021 war ein Rekordjahr für das Fundraising, 2022 wird jedoch deutlich schwächer ausfallen. Hinzu kommt, dass in den vergangenen vier Jahren die Mittelbeschaffung nicht in gleichem Maße gestiegen ist wie die Mittelverwendung. Dafür gibt es mehrere Gründe, darunter der Denominator-Effekt: Die öffentlichen Märkte geben nach und die Anleger haben weniger Spielraum für die Allokation in Private Markets, weil sie an selbst gesetzte oder vom Gesetzgeber vorgegebene Obergrenzen stoßen. Ein weiterer Grund ist der Numerator-Effekt: Die relative Outperformance der Privatmarkt-Anlagen bedeutet, dass sie einen größeren Anteil des Portfolios einnehmen, was den Druck auf die Allokation erhöht. Und der „Angst-Effekt“: Bei diesem führen fallende Aktienmärkte fast immer zu einem gewissen Rückzug der Anleger aus illiquiden Anlagen.