Wiener Immobilienkonzerne werden neu sortiert
hek Frankfurt
Am kommenden Mittwoch entscheiden die Aktionäre des Wiener Immobilienkonzerns S Immo über die Abschaffung des Höchststimmrechts. Diese Regelung steht bisher einer Übernahme durch CPI Property Group im Weg. Anders als beim letzten Anlauf, der vom Konkurrenten Immofinanz ausging, unterstützt der Vorstand die Aufhebung. Damit steigt die Wahrscheinlichkeit, dass der Antrag durchgeht.
In diesem Falle träte die Neuordnung der Wiener Immobilienkonzerne in die finale Phase ein. Gewinner wäre die in Frankfurt börsennotierte CPI des tschechischen Milliardärs Radovan Vitek, die nach Immofinanz auch S Immo unter ihre Kontrolle brächte. Das Ergebnis des jahrelangen Hickhacks um das österreichische Immobilientrio wäre also eine Zweierlösung unter dem Dach von CPI. Der Dritte im Bunde, der Bürovermieter CA Immo, gehört inzwischen mehrheitlich dem US-Finanzinvestor Starwood (58%).
An der Konsolidierung haben sich über die Jahre diverse Investoren und auch die Unternehmen selbst die Zähne ausgebissen. Die Fusionsanläufe scheiterten an divergierenden Bewertungsvorstellungen, Finanzkrisen, Stimmrechtsbeschränkungen oder Manager-Egos. Die Kapitalbeteiligungen, mit denen die Gesellschaften verbunden waren, wurden in mehreren Fällen entflochten.
Im vergangenen Jahr war eine Übernahme von S Immo durch Immofinanz an der Stimmrechtsbegrenzung gescheitert. Vorher war bereits im November 2019 ein Anlauf abgebrochen worden. Zuvor hatten sich Fusionspläne zwischen Immofinanz und CA Immo zerschlagen.
Angebot erhöht
Im Gegenzug für die Unterstützung von S Immo für die Abschaffung der Stimmrechtsgrenze erhöht CPI das Übernahmeangebot um 1,50 Euro auf 23,50 Euro je Aktie. Damit fällt es jetzt höher aus als die letztjährige Offerte von Immofinanz, wenn auch nur um 1,25 Euro. Das Immofinanz-Angebot hatte S Immo entschieden abgelehnt, weil es weder den aktuellen Nettovermögenswert noch die zu erwartende Steigerung des inneren Werts berücksichtige. Nun wird den eigenen Aktionären das geringfügig höhere Angebot von CPI als „faire Ausstiegsmöglichkeit“ angedient.
Für die Aufhebung des Höchststimmrechts ist nicht nur eine Mehrheit der gültigen Stimmen erforderlich (wobei die über 15% hinausgehenden Stimmen nicht mitzählen), sondern auch eine Kapitalmehrheit von 75%. Zudem ist der Schritt an die Bedingung geknüpft, dass die Kartellbehörden eine Übernahme durch CPI durchwinken.
Zusammen mit der von Immofinanz gehaltenen Beteiligung von 26,5% kontrolliert CPI 42,55% der S-Immo-Aktien. Weitere 5,2% hält laut den Angaben von S Immo die Eurovea Services des slowakischen Geschäftsmanns Peter Korbacka. Gut 52% der Anteile werden dem Streubesitz zugeordnet.
Über den Geschäftsverlauf im ersten Quartal berichtet S Immo an diesem Montag, während die Berichte von CA Immo und Immofinanz bereits vorliegen. CA Immo machte mit Bewertungsgewinnen von 98,3 Mill. Euro auf sich aufmerksam. Zur Begründung verweist das Management auf die fortschreitende Entwicklung deutscher Bauprojekte und Grundstücksreserven. Das operative Ergebnis aus der Vermietung (Funds from Operations) gab in den drei Monaten um 7% auf 29,2 Mill. Euro nach. Die Mieterlöse sanken um 2% auf 62,2 Mill. Euro, weil als nicht-strategisch geltende Objekte verkauft wurden und die Auslastung der Bestandsimmobilien geringer war. In Düsseldorf hat CA Immo das Bürogebäude in der Kasernenstraße 67 erworben, den früheren Stammsitz des Handelsblatts. Eine konkretisierte Jahresprognose will CA Immo erst im August vorlegen.
Bei Immofinanz sackten die Mieterlöse im Startquartal um 6% auf 70,2 Mill. Euro ab, weil im Vorjahreszeitraum eine Abschlagszahlung eines Großmieters verbucht wurde. Auf vergleichbarer Basis ergibt sich ein Anstieg um gut 4%. Die Funds from Operations stagnierten bei 34,4 Mill. Euro.