Wilde Spekulationen rund um die BT Group
hip London
Zumindest ein Unternehmen hat sich klar zu seinen Absichten geäußert, was die britische Telefongesellschaft BT Group angeht. Mukesh Ambanis Reliance Industries dementierte „kategorisch“ einen Bericht der „Economic Times“, der ihr Interesse an einer Übernahme des von Margaret Thatcher 1984 privatisierten Ex-Monopolisten nachsagte. Mögliche Käufer aus Indien wurden zuletzt häufiger genannt. So wird Tata Chemicals als möglicher Erwerber für das Geschäft mit Materialien für E-Auto-Batterien von Johnson Matthey gehandelt.
Seitdem die Private-Equity-Gesellschaft KKR ein Angebot für Telecom Italia abgegeben hat, gelten Finanzinvestoren als potenzielle Abnehmer für Openreach, die Netzsparte der BT Group. In der „Mail on Sunday“ wurden Apax und CVC sowie die Infrastrukturinvestoren Brookfield und Macquarie als mögliche Interessenten gehandelt. Von einer Bewertung von bis zu 40 Mrd. Pfund ist dort die Rede. Analysten hatten den Wert der Sparte zuvor zwischen 18 Mrd. und 26 Mrd. Pfund verortet. Doch mittlerweile herrscht in der City Goldgräberstimmung, wenn es um Telekom-Assets geht (vgl. BZ vom 22. November).
Openreach wurde 2006 nach einer Marktuntersuchung des Regulierers Ofcom eingerichtet und betreibt das Telefon- und Breitbandnetz von BT. Nachdem sich Konkurrenten jahrelang über Diskriminierung, schlechten Service und die daraus resultierenden Wettbewerbsnachteile beklagt hatten, einigten sich BT und Ofcom 2017 auf eine Ausgliederung von Openreach in eine rechtlich eigenständige Gesellschaft mit unabhängigem Management und Board. Die Assets verblieben dabei aber zu 100 % im Eigentum der Mutter, an der die Deutsche Telekom beteiligt ist. Die Rivalen Sky, Talktalk und Vodafone hatten dagegen einen klaren Schnitt verlangt.
Im Juni stieg Patrick Drahis Altice UK mit 12,1 % bei der BT Group ein. CEO Philip Jansen wollte Dritte ins Boot holen, um den kostspieligen Glasfaser-Netzausbau finanzieren zu können. Drahi drängt dem Vernehmen nach auf die Ausgliederung von Openreach. Am 11. Dezember läuft die Frist ab, die ihm bislang ein Übernahmeangebot für die ganze Gesellschaft unmöglich macht. Bei seinem Einstieg hatte Drahi beteuert, keine Offerte abgeben zu wollen. Medienberichten zufolge heuerte BT im Oktober die Investmentboutique Robey Warshaw an, um gegebenenfalls eine feindliche Übernahme abzuwehren. BT sucht zudem einen Käufer für ihr Sportübertragungsgeschäft.