Im Gespräch Christian Mangold und Robin Basu von Dwinity

„Wir schaffen kein Datenmonster“

Das Start-up Dwinity will mit Hilfe von Blockchain-Technologie und künstlicher Intelligenz Kunden ermöglichen, großen Nutzen aus Daten zu ziehen. Dezentrale Speicher sollen für Sicherheit sorgen.

„Wir schaffen kein Datenmonster“

Im Gespräch: Christian Mangold und Robin Basu

„Wir schaffen kein Datenmonster“

Für die Vorstände des Start-ups Dwinity ist ein sensibler Umgang mit Personenangaben entscheidend – Finanzierung mit Kryptowährung

Von Joachim Herr, Grünwald

Das Start-up Dwinity will mit Hilfe von Blockchain-Technologie und künstlicher Intelligenz ermöglichen, riesige Datenmengen sinnvoll zu nutzen. Dezentrale Speicher sollen für Sicherheit sorgen. Finanzvorstand Christian Mangold und COO Robin Basu erklären das Geschäftsmodell des Unternehmens in Grünwald.

Daten von vielen Millionen Menschen sicher zu speichern und sinnvoll sowie effizient zu nutzen, zum Beispiel für die Forschung: Das ist das Geschäftsmodell des Start-ups Dwinity in Grünwald bei München. Personenangaben sind freilich ein äußerst sensibles Thema. „Überzeugungsarbeit ist dafür sehr wichtig“, sagt Finanzvorstand Christian Mangold . Dwinity kann aus seiner Sicht mit mehreren Aspekten punkten: Die Daten würden nicht in der Cloud, sondern dezentral gespeichert. „Wir schaffen kein weiteres Datenmonster“, betont er.

Robin Basu, Vorstand für das Operative und wie Mangold einer der Gründer von Dwinity, ergänzt: „Die Kontrolle über die Daten muss bei den Kunden liegen.“ Da Daten ein wertvoller Rohstoff sind, sollen die Nutzer als Teil einer Community finanziell profitieren. Dieser Gemeinschaft gehören nach Angaben des Unternehmens mittlerweile mehr als 40.000 Menschen in der Welt an.

Vermarktung beginnt

Das im vergangenen Jahr gegründete Unternehmen nutzt die Blockchain-Technologie und will künftig mit Hilfe von künstlicher Intelligenz (KI) Vorhersagen treffen. Die sogenannte prädikative KI ist ein Instrument, um Statistiken aus großen Datenmengen und mit maschinellem Lernen schneller und genauer zu analysieren.

„Gerade sind wir dabei, unsere Prototypen zu vermarkten und eine Basisinfrastruktur für Daten aufzubauen“, berichtet Mangold. Dafür arbeitet Dwinity mit Technikpartnern zusammen und mit ersten Anwendern. Passende Branchen sind etwa das Gesundheitswesen, die Versicherungs- und die Finanzwirtschaft.

„Besser als Excel-Tabellen“

Als Beispiel nennt Mangold den oberbayerischen Prothesenhersteller Streifeneder. Mit Hilfe der Daten von Trägern der Prothesen will das Unternehmen seine Produkte verbessern. Mit der Lösung von Dwinity ließen sich Angaben relativ einfach sammeln. „Der Patient muss fast keine Daten eingeben“, sagt Mangold. Wichtige Informationen wie beispielsweise Wetter, Luftfeuchtigkeit und die Zahl der Schritte übermittle das Smartphone. Dafür gebe es eine eigene App von Streifeneder. „Das ist besser, als Patienten zu überzeugen Excel-Tabellen auszufüllen.“ Sein Vorstandskollege Basu weist darauf hin, dass Streifeneder die Daten anonymisiert erhalte: „Die Personalisierung bleibt beim Kunden.“

Jetzt werde erwogen, eine Schnittstelle zu schaffen, um die Technologien von Streifeneder und Dwinity zusammenzubringen: „Als Designkunde kann Streifeneder Hinweise in die Entwicklung einbringen“, berichtet Basu.

Für die elektronische Patientenakte

Eine andere Anwendungsmöglichkeit ist die elektronische Patientenakte. In Deutschland wird diese in der Cloud gespeichert. Das wäre keine Arbeitsbasis für Dwinity. Zudem kommt der Heimatstaat wegen seiner Größe nicht in Frage.

Aufträge für die E-Akte in kleineren Staaten kann sich der Vorstand jedoch vorstellen. „Die Hoheit über die Daten darf auf keinen Fall beim Staat, der Versicherung oder dem Arzt liegen, sondern nur beim Patienten“, betont Basu. Er forschte gut 15 Jahre lang an der Ludwig-Maximilians-Universität in München zu Selbstbestimmung im analogen und digitalen Leben. Der Vorstand von Dwinity gibt sich von großen Chancen des Marktes, der erst am Anfang stehe, überzeugt. „Krypto und dezentrales Speichern sind ein Trend“, sagt Mangold.

Das Unternehmen finanziert sich ausschließlich mit dem Verkauf von Token. Dem Finanzchef ist klar, dass er zunächst eine technik- und kryptoaffine Klientel anspricht. „Nach und nach kommen dann andere dazu.“ Der Plan für Dwinity ist, in zwei Jahren etwa 7 Millionen Nutzer zu haben. Damit werde dann die Schwelle zum operativen Gewinn erreicht.

Finanzierungsrunde steht an

In einer Seed-Finanzierungsrunde hat das Unternehmen 2,4 Mill. Dollar eingenommen. Beteiligt hätten sich Privatinvestoren aus dem In- und Ausland, berichtet Mangold. Für die Serie A peilt das Unternehmen 3 Mill. bis 8 Mill. Dollar an. Damit soll der Aufbau und das Trainieren von KI für die Lösung von Dwinity finanziert werden. „Wir sprechen gerade mit Venture-Capital-Gesellschaften“, sagt der Finanzvorstand. „Bis Februar oder März des nächsten Jahres soll die Finanzierungsrunde abgeschlossen sein.“ Die Investoren erwerben wie in der Seed-Runde Token von Dwinity. „Ein Private Token Sale macht es einfacher: Einen Notar brauchen wir nicht.“

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