Medizintechnik

Zeiss Meditec kappt langfristigen Margenausblick

Mit durchwachsenen Ergebnissen und mauen Prognosen hat der Medizintechnikkonzern Carl Zeiss Meditec Investoren enttäuscht. Vor allem die China-Schwäche stimmt vorsichtig.

Zeiss Meditec kappt langfristigen Margenausblick

Zeiss Meditec kappt langfristigen Margenausblick

Medizintechnikkonzern erwartet keine schnelle Erholung – „Schwieriges Geschäftsjahr“ – Aktie gibt stark nach

hek Frankfurt

Gewinneinbruch, Dividendenkürzung, maue Aussichten: Die Jahre starken Wachstums und florierender Erträge sind für den Medizintechnikhersteller Carl Zeiss Meditec erst mal passé. Eine schnelle Erholung des Investitionsklimas für Geräte hält das Management für unwahrscheinlich. Auch die Ausgaben für Verbrauchsmaterialien zeigen eine gedämpfte Entwicklung. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Goodwillabschreibungen (Ebita) und die operative Marge werden nach Firmeneinschätzung im neuen Geschäftsjahr auf dem stark gesunkenen Vorjahresniveau verharren oder nur leicht steigen. Investoren sind enttäuscht: Die im MDax vertretene Aktie verlor am Mittwoch bis zu 14% und notierte zeitweise auf dem niedrigsten Stand seit 2018.

Kleines Umsatzplus

Für den Umsatz wird ein moderates Wachstum erwartet, wozu die ganzjährige Konsolidierung von Dorc (Dutch Ophthalmic Research Center) beiträgt. In vergleichbarer Rechnung läuft das auf ein niedriges einstelliges Umsatzplus hinaus, wie Vorstandschef Markus Weber und Finanzvorstand Felix Wehmer im Gespräch mit der Börsen-Zeitung erläutern.

Für die Folgejahre stellt Zeiss Meditec eine „schrittweise Steigerung“ der Ebita-Marge in Aussicht, äußert sich aber verhaltener als zuvor. Langfristig peilt das auf Augenheilkunde und Mikrochirurgie spezialisierte Unternehmen noch zwischen 16 und 20% Marge an. Bisher wurde ein Niveau nachhaltig oberhalb von 20% angestrebt, bezogen auf den Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit). „Wir brauchen ein besseres gesamtwirtschaftliches Umfeld, bis die alte Guidance wieder erreichbar ist“, sagt Weber.

Von Ebit zu Ebita

Infolge der Umstellung von Ebit auf Ebita bleiben Amortisationen neuerdings beim operativen Ertrag außen vor. CFO Wehmer begründet den Schritt mit der Dorc-Übernahme, der eine Unternehmensbewertung von 985 Mill. Euro zugrunde lag. Die Abschreibungen auf immaterielle Vermögenswerte aller Akquisitionen lägen bei 30 Mill. Euro im Jahr. Es sei üblich, solche Aufwendungen aus dem operativen Ergebnis herauszunehmen.

2023/24 sei ein schwieriges Geschäftsjahr gewesen, sagt Weber. „Für 2024/25 werden die Rahmenbedingungen sicher nicht einfacher.“ Vor allem die Schwäche in China, dem wichtigsten Markt, stimmt den CEO vorsichtig. Im am 30. September beendeten Berichtsjahr gab der Umsatz vergleichbar um 4,8% auf knapp 2,1 Mrd. Euro nach, die bereinigte Ebit-Marge fiel von 17,4 auf 12,5%. Die Dividende streicht die Tochter des Stiftungskonzerns Zeiss von 1,10 auf 0,60 Euro zusammen. Der Ausblick für 2024/25 hat laut Weber aber Luft nach oben, weil einige Geschäftspotenziale außen vor gelassen wurden. Bei den Neuprodukten habe Carl Zeiss Meditec „zwei große Pfeile im Köcher“: Zum einen das Operationsmikroskop Kinevo 900 S und zum anderen weitere Visumax-800-Zulassungen (Augenlaserchirurgie).

Weiter auf der Kostenbremse

Das sogenannte Resilience-Programm zur Kostendämpfung werde fortgesetzt, kündigt Wehmer an. Im zurückliegenden Geschäftsjahr seien die operativen Kosten auf vergleichbarer Basis um 1% gesenkt worden. Das Programm setzt vor allem in Forschung und Entwicklung sowie in Vertrieb und Marketing an – Bereiche, in die zuvor stark investiert wurde.

Von der Zollpolitik des künftigen US-Präsidenten Donald Trump wäre Carl Zeiss Meditec „wohl nicht so sehr betroffen“, hofft Wehmer. Denn es gebe nicht so viele US-Wettbewerber, die von Zöllen profitieren würden. In den USA hat der Konzern zwar Standorte, doch werden die Flaggschiff-Geräte im Wesentlichen in Deutschland herstellt und exportiert.

Umstellung in China

Der chinesische Staat habe die volumenbasierte Beschaffung von Intraokularlinsen inzwischen ausgerollt, sagt Weber. Die Umstellung habe zu steigenden Mengen und niedrigeren Preisen geführt. Insgesamt sei der Umsatz gesunken, doch Weber setzt jetzt auf anziehende Verkäufe von Premium-Linsen in privaten Krankenhäusern in der Volksrepublik.

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