Aufsicht kassiert HSBC-Werbung
hip London
Die britische Werbeaufsicht hat HSBC den weiteren Einsatz von zwei Plakaten untersagt, auf denen die britische Großbank vor dem UN-Klimagipfel in Glasgow ihr Engagement für den Klimaschutz betonte. Wie die Advertising Standards Authority (ASA) mitteilte, gingen 45 Beschwerden bei ihr ein. Darin ging es unter anderem um die Frage, ob das Institut den Betrachtern wesentliche Informationen über seinen Beitrag zu den weltweiten Treibhausemissionen vorenthalten hat – „Greenwashing“ sozusagen. Ein Poster zeigte ein Luftbild von Wellen, die an einen Strand schlagen. „Klimawandel kennt keine Grenzen“ stand darauf. „Steigende Meeresspiegel auch nicht. Deshalb strebt HSBC an, weltweit bis zu 1 Bill. Dollar an Finanzierungen und Investitionen zur Verfügung zu stellen, um unseren Kunden beim Wandel zu Net Zero zu helfen.“ Das zweite Poster zeigte Wachstumsringe eines Baumes. Der Text dazu: „Klimawandel kennt keine Grenzen. Deshalb helfen wir, im Vereinigten Königreich zwei Millionen Bäume zu pflanzen, die im Laufe ihres Lebens 1,25 Millionen Tonnen Kohlenstoff aufnehmen.“
Finanzierung von Emissionen
In der Begründung ihrer Entscheidung geht die ASA darauf ein, dass HSBC ihrem Geschäftsbericht zufolge noch bis 2040 die Produktion von Kraftwerkskohle und deren Verstromung bis zu einem gewissen Grad finanzieren will. Zudem sei dort zu lesen, dass sich allein die Emissionen der von der Bank finanzierten Kunden aus der Öl- und Gasbranche auf 65 Mill. Tonnen CO2 pro Jahr beliefen. Rechne man andere CO2-intensive Branchen wie Versorger oder Transport hinzu, wäre dieser Wert wohl noch viel höher. Also finanziere HSBC trotz der auf den Plakaten hervorgehobenen Initiativen weiterhin wesentliche Investitionen in Unternehmen und Branchen, die CO2 und andere Treibhausgase in nennenswertem Umfang ausstoßen. „Wir gehen nicht davon aus, dass Verbraucher wissen, dass das der Fall ist, und halten es deshalb für eine wesentliche Information, die das Verständnis der gesamten Botschaft der Werbung durch den Verbraucher beeinflusst und deshalb in der Werbung hätte deutlich gemacht werden sollen“, heißt es in der Begründung der ASA. „Wir sind zu dem Schluss gekommen, dass die Werbung wesentliche Informationen wegließ und deshalb irreführend war.“
Im Mai hatte das Assetmanagement der HSBC Stuart Kirk suspendiert, der dort als Global Head of Responsible Investing fungierte (vgl. BZ vom 23. Mai). Er hatte sich auf einer Veranstaltung der „Financial Times“ despektierlich über Leute geäußert, die an einen unmittelbar bevorstehenden Weltuntergang glauben. „Wen interessiert, ob Miami in 100 Jahren sechs Meter unter dem Meeresspiegel liegt?“, fragte er das Publikum. „Amsterdam liegt schon lange sechs Meter unter dem Meeresspiegel und ist ein wirklich schöner Ort.“ Prompt distanzierte sich die HSBC-Führungsspitze. Kirk verließ wenig später die Bank. Es brauche eine offen und ehrlich geführte Debatte, um die Welt zu retten, schrieb er auf Linkedin. Doch auch die Wirkung von Worten stoße an Grenzen. Echte Wirkung könne nur durch Taten und Innovationen erzielt werden.
Die Aktionärsinitiative Shareaction und andere Nichtregierungsorganisationen forderten im vergangenen Monat die Mitglieder der Net Zero Banking Alliance (NZBA) dazu auf, sich bei der Finanzierung von Projekten, die auf fossile Brennstoffe zurückgreifen, an den Kriterien der von den Vereinten Nationen unterstützten „Race to Zero“-Kampagne zu orientieren. Die NZBA will ihre Kriterien bis April 2024 überprüfen. Die NGOs fordern, diesen Termin vorzuziehen, so dass die Vorgaben bis Juni kommenden Jahres angepasst werden können. Mit 115 Mitgliedsbanken, die fast 40% der weltweiten Assets repräsentieren, komme der NZBA eine Schlüsselrolle bei der Begrenzung der Erderwärmung auf 1,5 Grad Celsius zu, sagte Kelly Shields, Senior Campaign Officer bei Shareaction. Auch HSBC gehört der NZBA an.