Banken sacken Coronahilfen der EZB ein
lee Frankfurt
Die in den kommenden Wochen erwarteten Quartalszahlen der Banken der Eurozone könnten positive Überraschungen bergen. Darauf deutet zumindest ein Report der Kreditanalysten der Commerzbank hin, die sich mit dem am Dienstag veröffentlichten „European Lending Survey“ der Europäischen Zentralbank (EZB) beschäftigt haben. Demnach hat die Kreditvergabe an Unternehmen im Schlussquartal zugelegt – allein im Dezember, in dem in normalen Jahren ein Rückgang zu verzeichnen ist, war ein Anstieg des Kreditbestands um 50 Mrd. Euro zu verzeichnen.
Daraus leiten die Analysten ab, dass sich viele Banken der Eurozone im Schlussquartal bemüht haben, von den unter dem Akronym TLTRO bekannten Coronahilfen der EZB zu profitieren. Dabei handelt es sich um eine von der Notenbank gewährte Sonderverzinsung in Höhe von 100 Basispunkten, mit der die Kreditvergabe an Unternehmen angekurbelt werden soll.
Insbesondere die Banken in Spanien, Italien und den Niederlanden hätten demnach vermehrt günstige Kredite an Großkunden vergeben, vermuten die Analysten. Das sei jedoch weniger der Nachfrage geschuldet, als dem Wunsch der Institute nach höheren Erträgen. Nach Ansicht der Analysten boten sie den Unternehmen teilweise zugleich an, überschüssige Barmittel zu ebenfalls günstigen Zinssätzen zu parken.
Das würde die Kritiker bestätigen, die bezweifeln, dass die TLTRO-Programme die erwünschten Steuerungsimpulse geben. „Ein ähnliches Verhalten hatten wir in den Niederlanden bereits zum letzten TLTRO-Kreditstichtag Ende März 2021 gesehen“, schreiben die Analysten. Ihre Vermutung, dass es schwierig sein werde, diesen Prozess am Ende des Kalenderjahres zu wiederholen, habe sich offenbar als falsch erwiesen.