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Barclays kauft mehr Aktien zurück

Barclays hat nach einem durch Sondereffekte verzerrten Quartal angekündigt, für eine halbe Mrd. Pfund zusätzlich Aktien zurückzukaufen. Das Nettoergebnis lag um 7% über den Markterwartungen.

Barclays kauft mehr Aktien zurück

hip London

Barclays hat den erwarteten Fallout des Skandals in den USA ins abgelaufene Quartal gebucht. Es ging dabei um die Ausgabe von strukturierten Produkten über das genehmigte Volumen hinaus. Nicht allein deshalb halbierte sich das Nettoergebnis nahezu. Auch der Umstand, dass 200 Mill. Pfund für die Risikovorsorge zur Seite gelegt wurden, während ein Jahr zuvor noch Rückstellungen von rund 800 Mill. Pfund aufgelöst werden konnten, trug maßgeblich dazu bei.

Wie die britische Großbank mitteilte, lag das Nettoergebnis bei 1,29 (i.V. 2,56) Mrd. Pfund. Damit bewegte es sich immer noch um 7 % über dem Schnitt der Analystenschätzungen. CEO C.S. Venkatakrishnan kündigte an, für weitere 500 Mill. Pfund Aktien zurückzukaufen. Für das abgelaufene Jahr sollen die Anteilseigner eine Dividende von 2,25 (2,0) Pence je Aktie erhalten. „Unsere Performance im ersten Halbjahr zeigt die Widerstandskraft und den Nutzen, den Diversifikation auf allen Ebenen bringt – über die ganze Bank hinweg und innerhalb unserer Ge­schäfte“, ließ sich Venkatakrishnan in einer Pressemitteilung zitieren.

Die Rivalin der Deutschen Bank hatte bereits Ende März mitgeteilt, dass im US-Geschäft mit strukturierten Produkten versehentlich für 15 Mrd. Dollar mehr Wertpapiere ausgegeben wurden, als durch eine Rahmenregistrierung (Shelf Registration) abgedeckt war (vgl. BZ vom 28. März). Das Geschäft mit Wetten auf den Ölpreis und einen Volatilitätsindex, für die sich solche Produkte nutzen lassen, lief offenbar so gut, dass man den Überblick verloren hatte. „Wir befinden uns in fortgeschrittenen Gesprächen mit der SEC über mögliche Geldstrafen in diesem Zu­sammenhang“, sagte Venkatakrishnan in einer Telefonkonferenz mit Journalisten. Man arbeite weiterhin „positiv und konstruktiv“ mit der US-Wertpapieraufsicht zusammen.

Hedging verringert Verluste

Finanzchefin Anna Cross rechnete vor, dass sich die Verluste aus dem Rückkauf der Papiere mit Einnahmen aus Absicherungsgeschäften so weit verrechneten, dass unter dem Strich nur ein Minus von 176 Mill. Pfund blieb. Dabei handele es sich im Wesentlichen um Zinskosten, weil mit dem Rückkauf erst später begonnen werden konnte. Zudem stellte die Bank 165 Mill. Pfund für eine mögliche Geldstrafe der SEC zurück. Dennoch war das Management gezwungen, sein bisheriges Kostenziel aufzugeben. Für das Gesamtjahr rechnet es nun mit 16,7 Mrd. Pfund. Zuvor war es von 15 Mrd. Pfund ausgegangen. Neben dem US-Skandal trugen Wechselkurseffekte dazu bei. Der größte Teil davon liege außerhalb der Kontrolle des Managements, merkte der Jefferies-Bankenexperte Joseph Dickerson an.

Das Kapitalmarktgeschäft der Corporate & Investment Bank brummte. Das kapitalintensive FICC-Geschäft, der Handel mit Anleihen, Devisen und Rohstoffen, aus dem viele Wettbewerber ausgestiegen sind, legte um 71% zu. Alles in allem stiegen die Erträge der Bank auf bereinigter Ebene schneller als die Kosten. Die steigenden Lebenshaltungskosten wirkten sich bislang nicht groß auf das Retail-Geschäft aus. „Wir sind uns darüber im Klaren, dass wir in un­gewöhnlich ungewissen Zeiten leben“, sagte Venkatakrishnan.

Kundenverhalten konstant

Die vergleichsweise niedrige Risikovorsorge spiegele die Qualität der Kreditbücher und das Niveau der vorhandenen Rückstellungen wider, sagte Cross in der Telefonkonferenz. „Wir sind wirklich sehr wachsam, wenn es um Anzeichen für jegliche Verhaltensänderungen geht“, erklärte sie – etwa wenn Kunden ihre Konten überziehen oder Kreditkarten nutzten, um Bargeld abzuheben. „Wir haben bislang noch keinerlei wesentliche Verhaltensänderungen beobachtet.“ Die Nettozinsmarge im britischen Geschäft stieg seit Ende März um 9 auf 271 Basispunkte. Für das Gesamtjahr rechnet das Management nun mit 280 bis 290 Basispunkten. Zuvor war man von 270 bis 280 Basispunkten ausgegangen.

Barclays
Konzernzahlen nach IFRS
1. Halbjahr
in Mill. Pfund20222021*
Erträge gesamt13 20411 315
Wertberichtigungen−341 742
Operative Kosten7 2707 132
Rechtsstreitigkeiten und Fehlverhalten1 857176
Vorsteuerergebnis3 7334 902
Nettoergebnis2 5753 752
Cost-Income-Ratio (%)6965
Kernkapitalquote (%)13,615,0
Leverage Ratio (%)5,15,0
Bilanzsumme (Mrd.)1 5891 376
*) neu ausgewiesenBörsen-Zeitung
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