Nachhaltigkeitsberichte

Dax-40-Konzerne berichten lückenhaft über Treibhaus­gase

Die Konzerne im Dax 40 schlüsseln die Folgen ihres Geschäfts für das Klima aus Sicht der Ratingagentur Scope nur ungenügend auf. Vor allem die wichtigen indirekten Treibhausgasemissionen fehlen oft.

Dax-40-Konzerne berichten lückenhaft über Treibhaus­gase

tl Frankfurt – Die Nachhaltigkeitsberichterstattung der meisten Dax-40-Unternehmen lässt zu wünschen übrig. Das gilt zumindest im Hinblick auf indirekte Treibhausgasemissionen. Über diese sogenannten Scope-3-Emissionen (nach dem Green House Gas Protocol) wurden für das Geschäftsjahr 2021 von ­fünf der Dax-40-Unternehmen überhaupt nicht berichtet, stellten Analysten der Ratingagentur Scope in einer Studie fest, die der Börsen-Zeitung vorab vorliegt. Das sind Adidas, Daimler Truck Holding, Fresenius, Fresenius Medical Care und Sartorius.

Viele Kategorien ausgespart

Nur die Hälfte der Dax-40-Gruppe veröffentlicht Informationen zu mehr als 4 von 16 Kategorien indirekter Treibhausgasemissionen. Auch bei den Informationen zu den aus Sicht von Scope beiden wichtigsten Scope-3-Kategorien zeigen sich bei den deutschen börsennotierten Top-Unternehmen große Lücken. So machen nur 26 Unternehmen Angaben zu den Emissionen bei eingekauften Waren und Dienstleistungen“ („Upstream“). Und weniger als die Hälfte der Unternehmen berichtet über die Verwendung verkaufter Produkte („Downstream“). Außerdem würden die Gesellschaften unterschiedliche Methodiken zur Messung ihrer indirekten Emissionen verwenden, was deren Vergleichbarkeit infrage stellt.

Immerhin sieht es bei den direkten Emissionen (Scope 1) und den beim Energieverbrauch entstehenden Emissionen (Scope 2) sehr viel besser aus. Über sie berichten laut dem Bericht „Corporate GHG Disclosure: Mind the Gaps“ schon alle Dax-40-Unternehmen.

Misslich ist diese lückenhafte Berichterstattung über Treibhausgasemissionen für Assetmanager, die ihre Portfolien ab 2023 nach ESG-Gesichtspunkten bewerten müssen, um der EU-Offenlegungsverordnung gerecht zu werden. Die dafür erforderlichen PAI-Kennziffern (Principle Adverse Impact), also der wichtigsten negativen Nachhaltigkeitsauswirkungen, werden bislang insbesondere vom Datenanbieter MSCI errechnet – entweder auf Basis von Unternehmensdaten oder der Schätzung von Datendiensten. Denn große Gesellschaften müssen erst 2025 für das Geschäftsjahr 2024 Daten nach der Corporate Sustainable Reporting Directive (CSRD) der EU liefern.

Vorerst im Nachteil

Studienautor Bernhard Bartels sieht die Unternehmen, die über Scope-3-Emissionen berichten, vorerst im Nachteil, denn ihre indirekten CO2-Emissionen sind im Vergleich zum eigenen unmittelbaren Ausstoß sehr hoch. So fallen bei Autoherstellern die Emissionen für die Produktion im Vergleich zu den Emissionen über die gesamte Lebenszeit eines Autos mit Verbrennungsmotor kaum ins Gewicht.

Bei der Bewertung der Nachhaltigkeit hält es Bartels für ein Problem, wenn nur die Unternehmen im Fokus stehen, die hohe direkte Emissionen aufweisen – und über sie berichten –, und weniger Konzerne mit hohen indirekten Emissionen, die aber nur eingeschränkt oder gar nicht aufgeschlüsselt werden. Allerdings fällt es einigen Branchen wie Banken und Versicherern besonders schwer, in diesem Sinne vollständig zu berichten, da sie als Investoren und Kreditgeber fast ausschließlich auf die Angaben anderer angewiesen sind.

Wertberichtigt Seite 6

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