DZ Bank startet eigene Kryptoplattform
DZ Bank startet eigene Kryptoplattform
Genossenschaftsbank will Kryptowertpapiere für institutionelle Kunden verwahren – Lizenz für Kryptowährungen steht aus
phh Frankfurt
Die DZ Bank macht den nächsten Schritt, um für institutionelle Kunden Kryptowertpapiere und Kryptowährungen abwickeln und verwahren zu können. Wie die Bank am Donnerstag mitteilte, hat sie ihre schon länger geplante Plattform für die Abwicklung und Verwahrung digitaler Finanzinstrumente für institutionelle Kunden nun an den Start gebracht. Entsprechende Pläne hatte die Bank bereits im Sommer vergangenen Jahres kommuniziert.
Holger Meffert, DZ BankWir gehen davon aus, dass innerhalb der nächsten zehn Jahre wesentliche Anteile des Kapitalmarktgeschäfts über Distributed-Ledger-Technologie-(DLT)-basierte Infrastrukturen abgewickelt werden.
Das Spitzeninstitut der Genossenschaftsbanken gehört damit nach eigener Aussage zu den ersten Banken, die ein auf der Blockchain-Technologie aufbauendes Angebot für institutionelle Kunden anbieten. Um die Plattform selbst zu betreiben, habe die Bank mehr als ein Dutzend Mitarbeiter aus den Bereichen IT, Operations und Compliance eingestellt. "Wir gehen davon aus, dass innerhalb der nächsten zehn Jahre wesentliche Anteile des Kapitalmarktgeschäfts über Distributed-Ledger-Technologie-(DLT)-basierte Infrastrukturen abgewickelt werden", lässt sich Holger Meffert, Leiter Wertpapierservices & Digitalverwahrung, in einer Mitteilung zitieren.
Halbe Kraft voraus
Noch kann die DZ Bank das volle Potenzial der Plattform jedoch nicht nutzen, da sie noch nicht über alle nötigen Lizenzen verfügt. So kann die Bank bislang lediglich Kryptowertpapiere verwahren, da diese unter das elektronische Wertpapiergesetz (eWpG) fallen. Die Bank hat nach eigener Aussage zusammen mit Union Investment bereits eine Krypto-Anleihe von Siemens gezeichnet. Um für Kunden auch Kryptowährungen wie Bitcoin oder Ethereum verwahren zu dürfen, bedarf es einer sogenannten Kryptoverwahrlizenz. Diese hat die Bank im Sommer bei der Finanzaufsicht BaFin beantragt, doch die Bewilligung steht noch aus.
Damit ist die DZ Bank nicht allein, die Warteschlange unter den Banken ist lang. Auch die Deka und Deutsche Bank warten seit längerem auf die Kryptoverwahrlizenz der BaFin. Donner & Reuschel hat ihren Antrag laut Medienberichten bereits wieder zurückgezogen. Die einzige deutsche Bank mit einer Kryptoverwahrlizenz ist derzeit Hauck Aufhäuser Lampe, wie aus einem BaFin-Register hervorgeht. Die Privatbank hatte sich die Lizenz 2021 durch die Übernahme des Berliner Kryptoverwahrers Kapilendo Custodian gesichert.
Deutsche Kryptoverwahrer mit BaFin-Lizenz |
Bitgo Europe |
Bitpanda Asset Management |
Blocknox (Börse Stuttgart) |
Coinbase Germany |
Finoa |
Hauck Aufhäuser Digital Custody |
Tangany |
Upvest |
DZ Bank in Gesprächen mit Börse Stuttgart
Parallel zu der Kryptolösung für institutionelle Investoren arbeitet die DZ Bank auch an einem Angebot für die Verwahrung von Kryptowährungen für Privatkunden. Das ursprünglich noch für dieses Jahr geplante Pilotprojekt wird aber wohl erst im kommenden Jahr starten, da sich die Bank bei dem Projekt Medienberichten zufolge von der DWP Bank getrennt hat und Gespräche mit neuen Partnern führt. Als Favorit gilt die Börse Stuttgart, deren Tochter Blocknox seit März selbst über eine Verwahrlizenz verfügt.
Seit Januar 2020 benötigen Banken und Finanzdienstleister in Deutschland die Erlaubnis der BaFin, um für Kunden Kryptowährungen zu verwahren. Das Geschäft ist vergleichbar mit der Depotverwahrung traditioneller Wertpapiere – mit dem entscheidenden Unterschied, dass die Bank kein Wertpapier in einem Depot, sondern sogenannte Private Keys der verschlüsselten Kryptowährung (Coins) in einer digitalen Geldbörse (Wallet) verwaltet und verwahrt. Wer die privaten Schlüssel besitzt, kontrolliert die Coins. Die Verwaltung der digitalen Keys ist also sehr sensibel und stellt besondere Anforderungen an die IT-Sicherheit.