EZB-Offenmarktgeschäfte helfen Haspa
ste Hamburg
Die Hamburger Sparkasse (Haspa) hat im abgelaufenen Geschäftsjahr kräftig von der Teilnahme an längerfristigen Refinanzierungsgeschäften der Europäischen Zentralbank (EZB) profitiert. Der zwischen 2017 und 2020 gesunkene Zinsüberschuss legte im Vorjahresvergleich um rund 20% auf 679 Mill. Euro zu. „Wir haben im Zinsüberschuss ein deutliches Plus von 112 Mill. Euro erzielt, das zu mehr als der Hälfte auf die Teilnahme an den Offenmarktgeschäften zurückzuführen ist“, sagte Harald Vogelsang, Vorstandschef der mit einer Bilanzsumme von inzwischen fast 60 Mrd. Euro (+8,7%) größten deutschen Sparkasse, der Börsen-Zeitung anlässlich der Vorlage von Bilanzzahlen.
Man habe an den Offenmarktgeschäften, mit denen die EZB der Gefahr einer Kreditverknappung infolge der Corona-Pandemie begegnen wollte, in großem Umfang teilgenommen, „weil wir dies für sehr sinnvoll gehalten haben“, so Vogelsang. Die Neukreditvergabe der Haspa erreichte 2021 mit 8,7 Mrd. Euro ein Rekordniveau und lag fast 1 Mrd. Euro über Vorjahr. Allein die Vergabe der Baufinanzierungen erhöhte sich um 1,2 Mrd. auf 5,7 Mrd. Euro. Ihr Bestand kletterte auf 29,6 Mrd. Euro.
Kritik äußerte der Haspa-Chef an zusätzlichen Eigenkapitalanforderungen der Bankenaufsicht für die Wohnbaufinanzierung und dem verlangten antizyklischen Kapitalpuffer. Die Anforderungen bedeuteten einen Abzug von freiem Eigenkapital, das man nicht mit zusätzlichem Kreditgeschäft belegen könne. Das schränke perspektivisch ein, weil das Geld für den neuen Puffer verdient werden müsse. „Zum Zeitpunkt, als diese Anforderungen diskutiert und beschlossen wurden, mag der antizyklische Kapitalpuffer eine veritable Idee gewesen sein“, meinte Vogelsang. „Vor dem Hintergrund des Ukraine-Kriegs halte ich das jedoch für kontraproduktiv.“ Kreditvergabemöglichkeiten würden erschwert.
Mit Blick auf die Teilnahme an den EZB-Offenmarktgeschäften sagte der Haspa-Chef weiter, die Mehrerlöse dienten der Stärkung des Eigenkapitals. Die Kernkapitalquote der Haspa-Gruppe lag Ende 2021 mit 15,2 (i.V. 16,0)% unter dem Vorjahreswert. Die regulatorischen Anforderungen würden aber bei Weitem erfüllt. „Es wird nichts an Gesellschafter ausgeschüttet, da wir uns selbst gehören“, so Vogelsang. Die Haspa zählt zur kleinen Gruppe der freien Sparkassen in Deutschland.
Die Sparkasse will an den Offenmarktgeschäften teilnehmen, solange sie andauern. In diesem Jahr sollen sie auslaufen. Auf 2021 entfalle der Löwenanteil der positiven Effekte aus den Geschäften, auf 2022 noch ein kleinerer Anteil, sagte Vogelsang. Dass sich das Ergebnis vor Bewertung der Haspa im Berichtsjahr um 87% auf 176 Mill. Euro erholte, lag daran, dass die Gesamterträge mit knapp 16% stärker als der Aufwand (+9,8%) anstiegen. Die Aufwandsquote nach Systematik der Sparkassengruppe verbesserte sich den Angaben zufolge auf 69,9 (76,9)%.
Mit der Umsetzung des Kostensenkungsprojekts „Haspa Spring“ liege man „im Wesentlichen“ im Plan. Bei den Sachkosten ergebe sich infolge zusätzlicher regulatorischer Anforderungen eine Planabweichung. Bei dem Vorhaben, das Filialnetz bis 2024 auf 100 Standorte zu verdichten, komme man voran. Die Zahl von aktuell 108 (i.V. 119) soll Ende des Jahres voraussichtlich bei 104 liegen. Die Zahl der Arbeitsplätze soll von aktuell rund 4500 (4700) in zwei Jahren auf 4000 schrumpfen. Überlegungen, bei den Maßnahmen zur Kostensenkung nachzulegen, gebe es nicht, fügte Vogelsang hinzu.
Eine mit 6 (49) Mill. Euro deutliche niedrigere Kreditrisikovorsorge als im ersten Coronakrisenjahr trug im Berichtsjahr dazu bei, eine um 60 Mill. auf 96 Mill. Euro gestiegene Steuerlast abzufedern. Unter dem Strich blieb ein auf 20 (9) Mill. Euro erhöhtes Nachsteuerergebnis, in dem eine nochmals auf 156 (127) Mill. Euro gestiegene Zuführung zu den Pensionsrückstellungen vollständig verarbeitet worden sei. Das niedrige Zinsniveau und ein Nachholeffekt führten zu dem Anstieg.
Für 2022 stellt die Haspa ein Nachsteuerergebnis und auch ein Ergebnis vor Bewertung auf Vorjahreshöhe in Aussicht – sofern, so Vogelsang, „die weitere Entwicklung im Zusammenhang mit der Pandemie und dem Ukraine-Krieg keine neue Planung erforderlich machen“. Zugleich kalkuliert das Institut mit einer höheren Kreditrisikovorsorge von 60 Mill. Euro.
Das Institut sieht sich freilich von den Folgen des Kriegs direkt kaum betroffen. „In unseren Eigenanlagen haben wir seit der Krim-Annexion durch Russland im Jahr 2014 kein Russland-Exposure mehr“, erklärte der Vorstandschef. Einige Firmenkunden seien in Russland als Ex- und Importeure aktiv, teilweise hätten sie Niederlassungen oder Produktionsstätten in Russland oder in der Ukraine. Die in diesen Ländern erwirtschafteten Umsatzanteile seien aber gering. „Insofern signalisieren uns Kunden bislang, dass sie die Folgen des Ukraine-Kriegs gut verkraften können.“ Mehr gefordert sieht sich die Haspa Vogelsang zufolge derzeit durch das Einhalten der Sanktionen gegenüber Russland im Zahlungsverkehr sowie durch Hilfsmaßnahmen für von dem Krieg betroffene Menschen. Die Großsparkasse hat nach einem Coronakrisenstab nun auch einen Ukraine-Krisenstab eingerichtet, der vorerst wöchentlich tagt.
Hamburger Sparkasse | ||
Kennzahlen nach HGB | ||
in Mill. Euro | 2021 | 2020 |
Zinsüberschuss | 679 | 567 |
Provisionsüberschuss | 347 | 316 |
Gesamte Erträge | 1055 | 911 |
Aufwand | 879 | 817 |
Ergebnis vor Bewertung | 176 | 94 |
Kreditrisikovorsorge | 6 | 49 |
Steuern | 96 | 36 |
Ergebnis nach Steuern | 20 | 9 |
Aufw.-Ertr.-Relation (%) | 83,3 | 89,7 |
Kernkapitalquote* (%) | 15,2 | 16,0 |
Bilanzsumme | 59931 | 55157 |
Kundenforderungen | 37231 | 35797 |
Kundengelder | 37279 | 36741 |
*) Haspa-GruppeBörsen-Zeitung |