Banken halten sich mit Bitcoin-Konto für Privatleute zurück
Banken halten sich mit Bitcoin-Konto für Privatleute zurück
DWP Bank wirbt auf "Digital Assets Conference" für Kryptoangebot – Branche sieht für neue Anlageformen noch viele Hürden
jsc Frankfurt
Die Kreditwirtschaft hält sich laut Deutscher Wertpapierservice Bank (DWP Bank) mit einem Angebot von Kryptowährungen an private Anlegern zurück. Zwar sei der zentrale Dienstleister im Besitz von Genossenschaftsbanken und Sparkassen, der auch private Adressen bedient, mit einigen Akteuren zum neuen Kryptoangebot im Gespräch, berichtete Chief Digital Officer Kristiana Lindenbaum am Montag auf einer Konferenz des Bankenverbands Mitte und des Center for Financial Studies (CFS) der Goethe-Universität in Frankfurt. "Die etablierten Banken sind schon in Teilen zurückhaltend", räumte Lindenbaum, die bisher unter dem Namen Bouten auftrat, auf der "Digital Assets Conference" ein.
DZ Bank ist raus
Derzeit arbeitet die DWP Bank mit dem Finanzunternehmen MLP an einer Einführung eines Bitcoin-Kontos, wie die Unternehmen bereits im März angekündigt hatten. Die DWP Bank stellt dabei die Plattform "wpNex" bereit, die den Handel mit Bitcoin über den regulären Bankzugang ermöglicht und perspektivisch weitere Kryptowährungen und Vermögenswerte einbinden soll.
Die DZ Bank wiederum, die als zentrale Adresse der Genossenschaftsbanken eine ungleich wichtigere Kundin ist, arbeitet nicht mehr mit der DWP Bank für ein Kryptoangebot an private Kunden zusammen. Allerdings sprächen beide Häuser über eine Lösung für institutionelle Kunden, sagte Lindenbaum.
Sparkassen warnen vor "Spielkasino"
Die Sparkassen hatten sich zuvor ebenfalls zurückhaltend zu einem Bitcoin-Konto geäußert. Der scheidende DSGV-Präsident Helmut Schleweis verglich die Geldanlage in Bitcoin bereits im vergangenen Jahr mit einem "Gang ins Spielkasino", während sich sein designierter Nachfolger Ulrich Reuter damals an ein "Schneeballsystem" erinnert sah.
Lindenbaum betonte am Montag, ein Kreditinstitut solle auch riskantere Anlageformen anbieten können, sofern ein Kunde dies wünsche. Das gelte schon für herkömmliche Finanzprodukte. "Nicht jeder Berater findet ein hochriskantes Wertpapier gut und würde es seinen Kunden empfehlen, nichtsdestotrotz muss er es im Angebot haben." Sonst drohe der Weggang des Kunden.
Kristiana Lindenbaum, Chief Digital Officer der DWP BankNicht jeder Berater findet ein hochriskantes Wertpapier gut und würde es seinen Kunden empfehlen, nichtsdestotrotz muss er es im Angebot haben.
Während institutionelle Investoren mit verschiedenen digitalen Anlageformen hantierten, sei für private Kunden noch immer eine digitale Währung die typische Anlageform, sagte Jan Brzezek, Chef und Gründer von Cypto Finance, die heute zur Deutschen Börse gehört. Mit der Tokenisierung von Sachwerten wie Immobilien, Autos oder Kunst ließen sich ein Vermögen aber künftig besser strukturieren.
Vor rechtlichen Fallen warnte dabei Simon Seiter, Head of Digital Assets der Privatbank Hauck Aufhäuser Lampe. Obwohl sich ein Token rechtssicher als Wertpapier aufsetzen lasse, sei der legale Status in der Praxis in einigen Fällen "im besten Fall unsauber, im Worst Case nicht existent". Damit drohe Anlegern, den Besitz an einem Vermögenswert nicht rechtssicher nachweisen zu können.
"Ziemlich cool", aber komplex
Insgesamt sei die Regulierung in Deutschland und Europa "ziemlich cool", sagte zuvor Jens Siebert, Partner der Beratungsgesellschaft KPMG. Das elektronische Wertpapiergesetz (eWpG) aus dem Jahr 2021, das EU-Pilotregelwerk aus dem Jahr 2022 und die in diesem Jahr veröffentlichte EU-Verordnung Mica schufen ein Grundgerüst für digitale Wertpapiere, elektronisches Geld oder Kryptoassets.
Doch stecke der Teufel im Detail. So sei für die Emittenten von Stablecoins eine persönliche Haftung von Vorstand und Aufsichtsrat vorgesehen. Der Baseler Ausschuss für Bankenaufsicht wiederum fasse für Geldhäuser teils hohe Kapitalaufschläge von bis zu 1250% ins Auge. Und in Europa laufe die Detailarbeit an den Rahmenwerken. Ob sich ein Geschäftsmodell mit neuen Vermögenswerten lohne, sei daher nie auf Anhieb klar. "Man muss sehr viel Zeit investieren."