Furcht vor Deal-Misere treibt Wall Street um
Furcht vor Deal-Misere treibt US-Großbanken um
Trader müssen schwindende Investment-Banking-Gebühren an Wall Street auffangen
xaw New York
An der Wall Street nehmen die Sorgen vor einer anhaltenden Misere im Kapitalmarktgeschäft zu. Nachdem die führende US-Bank J.P. Morgan am Freitag einen Rückgang der Gebühreneinnahmen aus dem Investment Banking gegenüber dem Schlussviertel 2024 vermeldete, hat die stärker spezialisierte Goldman Sachs nun noch deutlichere Signale gesendet. Die Erträge des New Yorker Geldhauses aus der Dealberatung sowie dem Aktien- und Anleihe-Underwriting sackten im ersten Quartal auf 1,91 Mrd. Dollar ab und lagen 7% unter dem zwischen Oktober und Dezember erreichten Niveau sowie 8% unter dem Vorjahreswert.
Sorge vor Statusverlust
CEO David Solomon hob in einer Analystenschalte die „eingetrübten“ Perspektiven infolge der protektionistischen Handelspolitik von US-Präsident Donald Trump hervor. Die Pläne der Regierung in Washington, die wirtschaftliche Position der Vereinigten Staaten zu stärken, seien zwar grundsätzlich lobenswert, betonte der Vorstandschef – und zeigte sich dabei erleichtert darüber, dass Trump mit der Verkündung einer 90-tägigen Aussetzung seiner reziproken Strafzölle die Tür für internationale Verhandlungen geöffnet habe.
„Die Administration sollte aber erkennen, dass wenige andere Länder so stark von der globalen Handelsordnung nach dem Zweiten Weltkrieg profitiert haben wie die Vereinigten Staaten“, wandte der Vorstandschef ein. Die Stärke des Dollar sowie die Tiefe und Liquidität des US-Kapitalmarkts seien die entscheidenden Argumente für den Andrang ausländischer Investoren an der Wall Street. Die Strafzölle würden nun zu einem „materiellen Risiko“ für die amerikanische und globale Konjunktur.

Solomon schlägt mit seinen Warnungen in die gleiche Kerbe wie andere führende Köpfe der Wall Street. Jamie Dimon, CEO von J.P. Morgan, hält eine Rezession inzwischen für „wahrscheinlich“. Die Furcht vor neuen Inflationssprüngen infolge der „Tariffs“ bindet der Federal Reserve hinsichtlich neuer geldpolitischer Lockerungen die Hände. Die angespannten finanziellen Konditionen erschweren es Unternehmen wiederum, zur Übernahmefinanzierung benötigte Kredite am Markt zu platzieren oder Investoren für Börsengänge anzulocken.
Erste IPOs enttäuschen schwer
Die ersten heiß erwarteten IPOs des Jahres enttäuschten bereits schwer, nachdem S&P Global im Schlussquartal 2024 noch „Lebenszeichen“ am Markt ausgemacht hatte. Derweil beschert die Marktvolatilität den Tradern von Goldman und Konsorten einen Geldregen. Doch die Analysten von Keefe, Bruyette & Woods zweifeln angesichts der schwachen Entwicklung im Investment Banking an, dass dies die Aktienkurse der Wall-Street-Häuser dauerhaft stützen kann.
Artikel Seite 4