Fusionstempo bei Weser-Ems-Genossen steigt
ste Hamburg
Im Gebiet des Genossenschaftsverbandes Weser-Ems (GVWE) hat sich das Fusionstempo im vergangenen Jahr erhöht. Acht Volks- und Raiffeisenbanken bündelten 2021 im Nordwesten Deutschlands ihre Kräfte. Die Zahl von 52 (i.V. 56) Instituten wird im laufenden Jahr weiter sinken, wie Verbandsdirektor Johannes Freundlieb anlässlich der Vorlage von Geschäftsjahreszahlen mitteilte. Zwei weitere Zusammenschlüsse seien angemeldet, zugleich werde ein außerhalb der Verbandsregion ansässiges Mitgliedsinstitut fusionieren.
Das Zusammenrücken im Weser-Ems-Gebiet sei nicht Folge der Ergebnisentwicklung. „Die Ertragslage ist nicht das Problem“, sagte Freundlieb der Börsen-Zeitung. Zu schaffen machten den kleineren Banken in der ländlichen Region – die GVWE-Institute kommen auf eine durchschnittliche Bilanzsumme von aktuell rund 690 (599) Mill. Euro – die zunehmenden regulatorischen Anforderungen. Mit einer durchschnittlichen Kernkapitalquote von rund 14,4 (14,8)% und einer Gesamtkapitalquote von rund 15,9 (16,5)% sei die Gruppe in der Weser-Ems-Region, deren Mitgliederzahl 2021 um rund 3000 auf 546000 anstieg, insgesamt gut aufgestellt. Es werde aber einzelne Institute geben, die durch den von der Aufsicht verlangten zusätzlichen Kapitalpuffer bei der Wohnbaufinanzierung „ein wenig unter Druck“ geraten. „Es wird noch mehr Fusionen geben“, so Freundlieb mit Blick auch über das laufende Jahr hinaus.
Der Verband, der weiterhin eigenständig bleiben will, hatte kurz vor der Zinssitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) am Donnerstag eine Anhebung des Leitzinses als dringend geboten bezeichnet und sich auch wegen der hohen Inflation für ein allmähliches Auslaufen der EZB-Anleihekäufe als Vorbereitung für eine Leitzinssenkung ausgesprochen. Freundlieb würdigte nach der Zinssitzung das Signal der EZB, die milliardenschweren Anleihekäufe im dritten Quartal auslaufen zu lassen – wobei man eine in diesem Jahr absehbar werdende Zinsanhebung begrüßt hätte.
Zinsmarge bröckelt weiter
Die Zinsmarge der Weser-Ems-Kreditgenossen, die ihr Kreditvolumen 2021 um 8,7% auf 26,4 Mrd. Euro etwas stärker als im Jahr zuvor ausweiteten, während der Einlagenbestand um 6% auf 23,6 Mrd. Euro zulegte, rutschte im Berichtsjahr weiter auf 1,68 von 1,74% der durchschnittlichen Bilanzsumme (DBS) ab. Auch aufgrund sinkender Verwaltungsaufwendungen habe sich aber das Betriebsergebnis vor Bewertung auf 0,92 (i.V. 0,88)% verbessert. Damit sei man im bundesweiten Vergleich in der Genossenschaftsorganisation weiterhin gut positioniert, so Freundlieb. Da bei Gewerbekunden in der Region im Verlauf der Corona-Pandemie kaum wirtschaftliche Probleme aufgetreten seien, hätten Banken 2020 gebildete Vorsorgen auflösen können. Das Betriebsergebnis nach Bewertung stieg sogar um 0,15%-Punkte auf 0,94% der DBS.
Infolge des Ukraine-Kriegs und einhergehender Preissteigerungen rechnet Freundlieb für 2022 wieder mit einer höheren Risikovorsorge bei den Verbandsinstituten, auch wenn die indirekten Auswirkungen derzeit kaum zu beurteilen seien. Das Betriebsergebnis vor Bewertung werde „relativ stabil“ bleiben.
Genossenschaftsbanken Weser-Ems | ||
Kennzahlen nach HGB | ||
in Mill. Euro | 2021 | 2020 |
Zinsüberschuss | 581 | 552 |
Provisionsüberschuss | 237 | 224 |
Verwaltungsaufwand | 519 | 508 |
Betriebserg. v. Bewertung | 319 | 280 |
Betriebserg. n. Bewertung | 325 | 253 |
Bilanzsumme (Mrd. Euro) | 35,9 | 33,4 |
Kreditvolumen (Mrd. Euro) | 26,4 | 24,6 |
Einlagenvolumen (Mrd. Euro) | 23,6 | 22,3 |
Kernkapitalquote (%) | 14,4 | 14,8 |
Beschäftigtenzahl | 6000 | 6000 |
Börsen-Zeitung |