Hamburger Schröder-Bank trotzt der Coronakrise
Von Carsten Steevens, Hamburg
Die in Hamburg ansässige Otto M. Schröder Bank hat das Coronakrisenjahr 2020 mit dem operativ besten Ergebnis ihrer Geschichte abgeschlossen. Getrieben durch den Anstieg des Kreditvolumens um 8%, habe sich der Zinsüberschuss um 16% erhöht, teilt Helmuth Spincke, Vorstandschef des 1932 gegründeten Instituts, im Gespräch mit der Börsen-Zeitung mit. „Unsere ursprünglichen Erwartungen wurden deutlich übertroffen.“ Das gelte auch für den Jahresüberschuss, der um fast 10% auf 4,9 Mill. Euro kletterte.
Kreditwertberichtigungen infolge der Pandemie schlugen bei der Schröder-Bank, die vor allem in der Immobilien-Zwischenfinanzierung für den Wohnungsbau in den Regionen Berlin und Hamburg/Sylt sowie in der Vermögensanlage tätig ist, nicht ins Kontor. Bei der Risikovorsorge hätten sich Neubildung und Auflösung im vorigen Jahr „exakt neutralisiert“, erklärt Spincke. Die Einzelwertberichtigungen des Instituts, das mit einer 2020 um 11,5% auf 355 Mill. Euro gestiegenen Bilanzsumme die drittgrößte Privatbank der Hansestadt ist, seien unauffällig. Man habe die gute Ertragslage dazu genutzt, mit Blick auf unerwartete Ereignisse Pauschalwertberichtigungen nach den neuen Anforderungen des Instituts der Wirtschaftsprüfer sowie zusätzlich Vorsorgereserven gemäß §340f HGB zu bilden.
Die Kapitalausstattung wird als auskömmlich angesehen. „Unser Kernkapital hat um 14% auf knapp 62 Mill. Euro zugelegt“, berichtet der Bankchef. Nach einem Ausschüttungsverzicht im vergangenen Jahr hat die Schröder-Bank ihren Eigentümern für das Geschäftsjahr 2020 unlängst mit etwas über 1 Mill. Euro das Dreifache der zuletzt üblichen Dividendensummen gezahlt. „Unser Ziel ist es, dieses Dividendenniveau beizubehalten“, kündigt Spincke an. Diese Änderung steht im Zusammenhang mit der Ende 2020 ausgelaufenen Nachlassverwaltung. Die mit insgesamt mehr als 95% an dem Institut beteiligten Enkelkinder des Bankgründers stünden weiterhin voll hinter dem Bankhaus und seien nicht bestrebt, Anteile abzustoßen.
Die Dividende habe für die Schröder-Bank künftig eine größere Bedeutung, fügt Vorstandsmitglied Thomas Welling mit Blick auf den Wegfall der Nachlassverwaltung und zuvor atypisch geringere Zahlungen hinzu. „Auf Basis einer gesunden und auf Wachstum ausgerichteten Kapitalausstattung der Bank können wir adäquate Ausschüttungen vornehmen.“ Das heutige Geschäftsmodell sei tragfähig. Die Planungen basierten auf den aktuellen Geschäftsfeldern, es gebe zurzeit keine Pläne, die Ausrichtung der Bank zu verändern. Im kommenden Jahr bahnt sich mit dem Rückzug Spinckes von der Vorstandsspitze auch eine Veränderung in der Bankführung an.
Zum Geschäftsverlauf im Bereich der Vermögensanlage teilt Welling mit, das Volumen, das man für Kunden verwalte, habe 2020 um 27% auf mehr als 750 Mill. Euro zugenommen. Die Provisionserträge seien stärker als erwartet um 18% gestiegen. „Obwohl die Coronakrise Möglichkeiten des persönlichen Kundenkontakts eingeschränkt hat und wir keine Direktbank sind, sind uns Gelder zugeflossen.“ Darin sehe man eine Bestätigung für das auf persönlichen Kundenkontakten basierende Geschäftsmodell. Bei Liquidität, die Kunden auf Konten halten, verzichtet die Schröder-Bank auf die Berechnung eines Negativzinses. Die Einlagen eines Kunden dürfen dafür aber nicht höher sein als die Anlagen im Depot. Den Mindestanlagebetrag pro Kunde hat das Institut auf 500000 Euro erhöht. Das Geschäft der Vermögensanlage sei sehr stark reguliert und in seiner Abwicklung immer teurer geworden, erläutert Welling.
Im laufenden Jahr erwartet die Bank eine geringere Steigerungsgeschwindigkeit beim Depotvolumen. Beim Dax hält der Vorstand eine Korrektur von 10 bis 20% für „durchaus möglich“. Die Bewertung entspreche in vielen Fällen nicht mehr adäquat der Gewinnentwicklung der Unternehmen. Die Coronakrise trage zu Übertreibungen in den Kursen bei, denn Gelder von Privaten flössen statt in den Konsum vermehrt in den Kauf von Wertpapieren. Bei der Ertragslage erwartet die Schröder-Bank 2021 einen geringeren Anstieg des Zinsüberschusses und des Ergebnisses. Nach den ersten vier Monaten liege man aber über dem Vorjahresniveau, so Vorstandschef Spincke.