HSBC profitiert von steigenden Zinsen
hip London
Steigende Zinsen weltweit haben der britischen Großbank HSBC im abgelaufenen Quartal dabei geholfen, mit ihrem bereinigten Vorsteuerergebnis die Markterwartungen zu übertreffen. Wie das Institut mitteilte, verbesserte es sich auf 6,51 (i.V. 5,51) Mrd. Dollar. Analysten hatten im Schnitt nur 6,02 Mrd. Dollar auf der Rechnung. „Wir haben unseren starken Schwung im dritten Quartal beibehalten und einen Satz guter Ergebnisse geliefert“, sagte CEO Noel Quinn. „Wir haben die Kosten trotz Inflationsdruck eng im Griff und befinden uns im Plan, um unsere Kostenziele 2022 und 2023 zu erreichen.“ Auf bereinigter Basis stiegen die Erträge (+28 %) deutlich schneller als die betrieblichen Kosten (+5 %).
Besonders gut entwickelten sich die Geschäfte in Großbritannien, Nahost und Südostasien, sagte Quinn in einer Telefonkonferenz mit Journalisten. Was den Großaktionär Ping An angeht, der eine Zerschlagung von HSBC favorisiert, gibt es offenbar nichts Neues mitzuteilen. Man halte „im Zuge der regulären Investor-Relations-Arbeit“ Kontakt mit dem chinesischen Versicherer, sagte Quinn.
Unterm Strich sorgten eine rund 2,4 Mrd. Dollar schwere Wertberichtigung im Zusammenhang mit dem Ausstieg aus dem französischen Retailgeschäft und Rückstellungen für mögliche Kreditausfälle im Volumen von 1,1 Mrd. Dollar dafür, dass das Nettoergebnis nur noch drei Fünftel des Vorjahreswerts erreichte. Es brach auf 2,56 (4,24) Mrd. Dollar ein. Wie das Institut separat mitteilte, wird Finanzchef Ewen Stevenson sein Amt Ende des Jahres niederlegen. Der Investmentbanker Georges Elhedery wird Anfang des Jahres neuer CFO. Die Analysten der UBS nannten Stevenson „populär“. Sein Abschied zum Jahresende werde am Markt mit Enttäuschung aufgenommen.
Konservativer Ausblick
Das Zinsergebnis schwoll auf 8,58 (6,61) Mrd. Dollar an. Für das laufende Gesamtjahr erwartet das Management nun einen Wert von 32 Mrd. Dollar – 1 Mrd. mehr, als Analysten bislang im Schnitt angesetzt hatten. Für das kommende Jahr rechnet es, unter anderem mit Blick auf die Abwertung des Pfund gegen den Dollar, nur noch mit mindestens 36 Mrd. Dollar. Zuvor hatte es mindestens 37 Mrd. Dollar angesetzt – eine „sehr frühe und konservative“ Schätzung, schrieb der Jefferies-Bankenexperte Joseph Dickerson.
Die Nettozinsmarge stieg im abgelaufenen Quartal auf 1,57 (1,19)%. Sie gibt den Unterschied wider zwischen dem, was die Bank für Kredite verlangen kann, und dem, was sie für Einlagen bezahlen muss. Die steten Zinsschritte der Bank of England sorgten dafür, dass sie sich auf dem britischen Heimatmarkt auf 1,99 (1,51)% erhöhte. Das ist allerdings nicht nur positiv: Steigende Zinsen dämpfen das wirtschaftliche Wachstum. Für Banken kann das schmerzhaft sein. HSBC rechnet Finanzchef Stevenson zufolge mit einer „milden Rezession“ in Großbritannien, die sich über mehrere Quartale ins nächste Jahr hinein erstreckt. „Der neue Finanzchef wird nur allzu gut wissen, dass es sich um ein zweischneidiges Schwert handelt, und vorsichtig mit den Tellern jonglieren, die ihm gereicht werden“, schrieb die Analystin Sophie Lund-Yates von Hargreaves Lansdown. Nirgendwo zeige sich das deutlicher als an der Risikovorsorge. „Vermutlich sind höhere Rückstellungen für faule Kredite ein Trend, den auch der Rest der Branche in den kommenden Tagen zeigen wird“, schrieb Lund-Yates. „Er dürfte sich nicht umkehren, solange das makroökonomische Umfeld nicht günstiger wird.“
HSBC hat in Hongkong und Großbritannien, ihren beiden wichtigsten Märkten, mehr als doppelt so viel für faule Kredite zurückgelegt wie ein Jahr zuvor. Von den erwähnten 1,1 Mrd. Dollar beziehen sich 0,4 Mrd. Dollar auf das chinesische Gewerbeimmobilienportfolio und 0,2 Mrd. Dollar auf die wirtschaftliche Ungewissheit auf dem britischen Heimatmarkt. Am Markt hatte man im Schnitt mit einer Risikovorsorge von 844 Mill. Dollar gerechnet.
Die Kernkapitalquote von 13,4 % lag um 60 Basispunkte unter der angestrebten Zielspanne von 14,0 % bis 14,5 %. Bis Ende des Jahres soll sie wieder erreicht werden. Der Nettoinventarwert (TNAV) pro Aktie ging im abgelaufenen Quartal von 7,48 auf 7,13 Dollar zurück. An der Börse in London geriet die HSBC-Aktie am Dienstag unter Druck.
Wertberichtigt Seite 2
Personen Seite 13
HSBC Holdings | ||
Konzernzahlen nach IFRS | ||
9 Monate | ||
in Mill. Dollar | 2022 | 2021 |
Erträge gesamt | 36 852 | 37 563 |
Wertberichtigungen | −2 165 | +1 378 |
Operative Kosten | 24 311 | 24 954 |
Vorsteuerergebnis | 12 323 | 16 242 |
Nettoergebnis | 10 202 | 10 819 |
Nettozinsmarge (%) | 1,39 | 1,20 |
Eigenkapitalrendite (%) | 9,2 | 9,1 |
Cost Efficiency Ratio (%) | 66,2 | 66,8 |
Kernkapitalquote (%) | 13,4 | 15,9 |
Bilanzsumme (Mrd.) | 2 992 | 2 969 |
Börsen-Zeitung |